Kultur in Aachen : Klangvolles Geschenk für einen Meister der Miniatur
Aachen Nicht nur als Lehrender an der Musikhochschule, auch als Komponist ist Herbert Nobis vielfach hervorgetreten. Anlässlich seines 80. Geburtstags präsentierte Peter Grauer jetzt Werke aus Herbert Nobis’ Repertoire.
Eine etwas verspätete Gabe zu seinem 80. Geburtstag bescherte die Gesellschaft für Zeitgenössische Musik Aachen (GZM) dem eng mit der Stadt verbundenen Komponisten und Lehrer Herbert Nobis mit einem anregenden Klavierabend im gut besuchten Ballsaal des Alten Kurhauses.
Der als Komponist noch immer aktive Jubilar traute sich zwar wegen der Pandemielage nicht, persönlich zum Konzert zu erscheinen, konnte es aber, wie viele andere Musikfreunde, als Livestream am heimischen Computer verfolgen. Der der Region ebenfalls treu verhaftete Pianist Peter Adrian Grauer präsentierte fünf Klavierwerke aus der Feder von Herbert Nobis, der lange an der Aachener Musikhochschule aktiv war, und vermittelte so einen informativen Einblick in dessen Tonsprache.
Nobis ist ein Meister der Miniatur, der sich mit Vorliebe in aphoristischer Kürze auszudrücken pflegt. Wobei er oft musikalische Traditionen mit Ausdrucksmitteln der Gegenwart in Beziehung setzt, jedoch bewusst auf extreme avantgardistische Techniken verzichtet und die Spielbarkeit seiner Werke stets im Auge behält.
Zeitlich umspannte die Programmfolge fünf Jahrzehnte von 1972 bis 2011. Das früheste Werk, der fünfteilige Zyklus „Hommage à Jelinek“, ist zwar fünftönig gefärbt. Aber Nobis gelingt es, die an sich strenge Reihentechnik mit Tanzformen zu verbinden und der Musik jede akademische Blässe zu nehmen.
Der „American Rhapsody“ aus dem Jahre 2007 hört man ebenso wie den 24 ultrakurzen Intermezzi und den fünf „Reminiscenza“ Nobis‘ Freude an, pointiert pianistische Finessen und musikalische Ausdrucksformen in den Focus stellen zu wollen und dabei mit traditionellen und zeitgenössischen Vorbildern zu spielen.
Ein Musterbeispiel liefert Nobis mit der 2007 entstandenen „American Rhapsody“, in der Gershwins „Rhapsody in Blue“ immer wieder durchscheint. Und dass es ihm an Humor nicht mangelt, dokumentiert der Komponist mit der charmanten sechsteiligen Suite „Oskar – Sechs Episoden aus dem Leben eines Katers“. Skurril-liebevolle Charakterstücke über das Leben und Treiben einer Samtpfote.
Peter Adrian Grauer nahm sich der rundum sympathischen und stilistisch vielfältigen Stücke mit großer Hingabe an. Sein Kollege Matthias Rein moderierte den kurzweiligen Abend, und das Publikum reagierte mit langanhaltendem Beifall.