Aachen : Keine Tonne: der „Gelbe Sack“ bleibt
Aachen Während es in Aachen wohl bald in Sachen Abfuhr von Rest-, Bio- und Papierabfall zu einem tiefgreifenden Umbruch kommen wird, sieht das in einem Teilbereich der Müllabfuhr genau umgekehrt aus. Denn der „Gelbe Sack“ wird den Aachenern voraussichtlich zumindest bis zum Jahr 2020 erhalten bleiben — ob sie wollen oder nicht.
Aus der Einführung der „Gelben Tonne“ als Ersatz wird vorerst nichts. Und das, obwohl schon vor langem seitens der Stadt der damals zuständige Dezernent Lothar Barth von einer möglichst zeitnahen Umstellung gesprochen hatte. Doch das scheitert an zwei Dingen: Geld und Gesetz.
Bis zu 500.000 Euro Mehrkosten
Der Reihe nach: Ende des Jahres läuft der dreijährige Entsorgungsvertrag der Stadt mit den „Dualen Systemen“ aus. Jetzt wird eine Verlängerung verhandelt. Für die „Dualen Systeme“ sitzt dabei die „Reclay Systems GmbH“ mit am Tisch, mit der die Stadt eine „Abstimmungsvereinbarung“ hat. Für die Entsorgung der Säcke ist derzeit die „Arbeitsgemeinschaft Wertstofferfassung Eifel GmbH“ zuständig.
Beide Kontrakte müssen für 2017 erneuert werden und laufen dann bis 2020. Ein Zeitpunkt also, der geradezu nach einem Wechsel beim (Leicht-)Verpackungsmüll, der bis auf Papier und Glas eigentlich ausschließlich im „Gelben Sack“ landen soll, schreit. Gesprochen hat die Stadt darüber nach eigener Aussage mit „Reclay“.
Allerdings eher in die Richtung, dass es zwei Systeme parallel geben könnte — nämlich aus Platzgründen die Säcke im Innenstadtbereich und die Tonnen in den Außenbezirken. Das aber sei wegen der damit verbundenen Mehrkosten nicht gewünscht, heißt es in einer Vorlage für den Betriebsausschuss des Stadtbetriebs.
Eine generelle Umstellung auf 240-Liter-Wertstofftonnen mit vierwöchentlicher Leerung sei möglich. Aber: In diese Tonnen dürfen auch Dinge gleichen Materials, die keine Verpackungen sind. Für die Entsorgung der „Nichtverpackungen“ müsste die Stadt aufkommen, was Schätzungen zufolge mit bis zu 500.000 Euro zu Buche schlagen würde.
Die Entsorgung der Verpackungen mit „Grünem Punkt“ hat der Kunde hingegen bereits im Laden bezahlt und darf diesbezüglich nicht noch mittels Müllgebühren ein zweites Mal zur Kasse gebeten werden. So ist es denn auch das Geld, das durchaus denkbare „Individuallösungen“ wie eine 120-Liter-Tonne oder eine weiterhin 14-tägige Abholung verhindert. Denn das alles müsste die Stadt selber bezahlen.
Zumindest so lange, bis der Gesetzgeber dahingehend weitreichende Änderungen vornimmt. Doch zwischen Bund und Ländern hakt es diesbezüglich seit Jahren. Eine Einigung im Sinne der Kommunen scheint weit entfernt. Der Stadtbetrieb geht davon aus, dass es sie bis zur Bundestagswahl 2017 nicht geben wird — und somit viel zu spät für die in Aachen nötigen Vertragsverlängerungen.
Und somit wird der Inhalt der „Gelben Säcke“ weiterhin insbesondere bei etwas stärkerem Wind die Straßen, Gehwege, Gärten zumüllen. Schließlich platzen die Tüten in unschöner Regelmäßigkeit und teils bei der kleinsten Berührung.
Dickere Säcke gefordert
Indes will Peter Blum von der FDP keinesfalls, dass alles einfach so beim Alten bleibt. Er ist vielmehr stocksauer: „Permanent fliegt der ganze Dreck durch die Gegend.“ Das müsse sich so oder so ändern. Eigentlich sollten die Entsorger deutlich stabilere Säcke zur Verfügung stellen, sagt Blum. Das werde aber ebenfalls aus Kostengründen angelehnt.
Dann müsse die Stadt eben hingehen und den Vertragspartnern die Reinigung der durch Müll aus „Gelben Säcken“ verdreckten Straßen in Rechnung stellen. „Wenn die sich nicht an einer Verbesserung beteiligen wollen, sollte die Stadt im Gegenzug nicht auf den Kosten sitzen bleiben“, fordert Blum.