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Großstreik in der Städteregion: Kein Bus, keine Bahn – und jetzt?

Großstreik in der Städteregion : Kein Bus, keine Bahn – und jetzt?

Der Warnstreik im ÖPNV am Montag wird in der Städteregion weitreichende Auswirkungen haben. Welche Busse fahren? Welche Linien fallen aus? Und welche Alternativen gibt es? Ein Überblick.

Wer kann, bleibt lieber zu Hause: Der angekündigte Warnstreik von Verdi und der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) wird auch in der Städteregion Aachen und darüber hinaus weitreichende Auswirkungen haben. Bestreikt werden am Montag, 27. März, sowohl die kommunalen Busse und Bahnen als auch der Regional- und Fernverkehr in ganz Deutschland. Wo müssen die Pendler warten, welche Linien fahren trotzdem und welche Alternativen gibt es? Ein Überblick.

Die Bahn

Die Deutsche Bahn stellt den Fernverkehr komplett ein. Sie geht davon aus, dass auch im Regionalverkehr so gut wie keine Züge fahren. Ob die Euregiobahn in der Städteregion und im Kreis Düren am Montag fährt, konnte AVV-Pressesprecher Markus Vogten am Freitag nicht sagen. Anders als im Busverkehr sei nicht vorherzusagen, welche Linien konkret betroffen sind. „Wir gehen davon aus, dass es erhebliche Störungen geben wird, da die EVG wohl auch die Stellwerke bestreiken möchte“, sagt Vogten, auch die Fahrdienstleister seien in der EVG organisiert. „Wir raten daher den Kunden, sich vor Fahrantritt zu informieren.“

Die Busse

Vom Warnstreik betroffen sind die Aseag, die Rurtalbus und die Westverkehr. Die Busse der drei Unternehmen werden am Montag von Betriebsbeginn bis Betriebsende nicht fahren. Die Busse der meisten Auftragsunternehmen der Aseag sind laut Unternehmenssprecher Paul Heesel allerdings nicht betroffen. Regulär unterwegs sein werden demnach folgende Linien: Schnellbuslinien SB63 und SB66 zwischen Aachen und Eifel; Netliner in Monschau, Roetgen, Simmerath, Aachen-Nord (Laurensberg/Richterich und Umgebung).

Anders als an den vergangenen Streiktagen werde am Montag die Eifel stärker betroffen sein. „Denn an diesem Tag könnte wegen des Streiks bei der Deutschen Bahn auch das Angebot der Busverkehr Rheinland GmbH (BVR) in der Eifel auf den Linien 46, 61, 63, 64, 68, 83, 83, 84, 85 und 385 eingeschränkt sein“, heißt es. Laut Heesel werden rund die Hälfte der 4800 Fahrten am Montag ausfallen.

Informationen zu Bus und Bahn

Aktuelle Entwicklungen und Änderungen gibt es im Internet unter aseag.de, avv.de, in den Apps Mova und Naveo sowie telefonisch bei der Aseag unter 0241/1688-1. Die Fahrten der Aseag. der Rurtalbus- und WestVerkehr-Busse werden für die Streiktage aus der Online-Fahrplanauskunft des AVV herausgenommen. Fahrgäste können ab Samstagmittag planen, ob und wie sie mit den Bussen der Auftragsunternehmen ihr Ziel erreichen können. Ausfälle im Bahnverkehr werden am Montag als ausfallend in den Auskunftssystemen angezeigt.

Auf den elektronischen Fahrplananzeigen an den Bushaltestellen werden die Fahrten der Auftragsunternehmen mit Echtzeitdaten angezeigt (zum Beispiel „43 Aachen Bushof 14 min“). Auch Busse, die ausfallen, werden angezeigt, allerdings ohne Echtzeitdaten. Das sei aus technischen Gründen nicht anders machbar.

Das Kunden-Center der Aseag in Aachen und das Fundbüro in der Neuköllner Straße sind Montag geschlossen. Die anderen Vorverkaufsstellen haben wie üblich geöffnet.

Einen kleinen Lichtblick gibt es für alle streikgebeutelten Pendlerinnen und Pendler dennoch: Stichwort geliehene Mobilität mitsamt Carsharing, E-Bikes, E-Scootern und Co.

E-Scooter

So verzeichnen etwa die E-Tretroller-Anbieter Voi und Tier in Aachen immer wieder eine erhöhte Nachfrage, wenn Verkehrsbetriebe streiken. „Bereits zum Warnstreik am 3. März haben wir einen Fahrtenzuwachs von etwa 60 Prozent im Vergleich zur Vorwoche erlebt“, berichtet Voi-Pressesprecher Tim Schäfer auf Nachfrage. Insgesamt 2700 Fahrten wurden demnach in Aachen an diesem Streiktag gezählt. „Auch für den kommenden Streik erwarten wir, dass ÖPNV-Ausfälle durch Scooter-Fahrten kompensiert werden.“ Laut Pressesprecher Florian Anders geht Tier sogar mit einer auf den Streik abgestimmten Strategie in die nächste Woche: „Wir planen für den anstehenden Streiktag, die vorhandenen Kapazitäten voll auszunutzen und unsere E-Scooter an den Verkehrsknotenpunkten und in der Nähe der ÖPNV Haltestellen in Aachen bereitzustellen.“ Auch Lime bietet E-Scooter in Aachen an.

Velocity

Auch bei Velocity sind die Nutzungszahlen immer dann gestiegen, wenn die Aseag-Busse streikbedingt im Depot blieben. „Wir merken das definitiv“, sagt ein Sprecher des Pedelec-Verleihers. Rund 500 E-Bikes sind aktuell im Raum Aachen unterwegs. Mittlerweile gibt es 130 Stationen in Aachen, Würselen, Herzogenrath, Alsdorf und in der Parkstad Limburg. „Wir wappnen uns für den Streik und verteilen die Fahrräder so, dass sie ausreichend an den Stationen vorhanden sind.“ Weil die Identität neuer Nutzer zunächst verifiziert werden muss, rät Velocity dazu, sich nicht zu kurzfristig vor geplantem Fahrtbeginn anzumelden.

Taxis

Nicht zuletzt die Taxiunternehmen beziehungsweise -vermittler stellen sich naturgemäß auf eine erheblich höhere Nachfrage ein. „Wir gehen davon aus, dass alle 120 Autos, die über unsere automatischen GPS-Systeme geleitet werden, im Einsatz sind. Und natürlich ist zu erwarten, dass wegen der Streiks sehr viel mehr Leute auch in ihren eigenen Pkw unterwegs sind“, sagt Kemal Cönk vom Vorstand der Aachener Autodroschken-Vereinigung. Mit entsprechend längeren Wartezeiten müssen Kund(inn)en folglich sowohl bei der Bestellung von Droschken als auch bei der Anfahrt rechnen. So stellt sich auch Günter Nölke, der selbst einen Wagen besitzt und in der Alfa Funkzentrale am heißen Draht sitzt, auf einen ziemlich stressigen Tag ein. „Voraussagen sind immer schwierig“, meint er. Aber in jedem Fall empfehle es sich, möglichst nicht zu kurzfristig zu planen.

Carsharing

Das gilt sicherlich auch für alle, die die Angebote in Sachen Carsharing nutzen. „In der Regel sind wir vor allem an Wochenenden gut ausgelastet“, berichtet Roland Jahn, Geschäftsführer von Cambio in Aachen. „Diesmal rechnen wir zum Beginn der Woche allerdings mit rund 20 Prozent mehr Buchungen als an normalen Tagen.“ Immerhin zählt der Cambio-Fuhrpark inzwischen allein in der Stadt Aachen rund 220 Fahrzeuge, die an rund 60 Stationen im gesamten Stadtgebiet verfügbar sind. Viele der rund 16.000 registrierten Cambio-Kunden, die trotz Streiks nicht im Homeoffice arbeiten können oder möchten, dürften die Autos diesmal allerdings wesentlich länger als üblich in Anspruch nehmen, vermutet Jahn. Wer schlau ist, sollte auch hier beizeiten reservieren – das gilt vor allem in den Stadtbezirken, wo das Angebotsnetz eben nicht so dicht ist wie in der City.

(akas/hei/mh)