Bahnverkehr Aachen-Belgien : Jeder zweite Güterzug ist zu laut
Aachen Mehr als jeder zweite Güterzug, der auf der belgisch-deutschen Eisenbahnstrecke unterwegs ist, macht zu viel Lärm. Das hat das Bonner Start-up-Unternehmen Railwatch mit einer selbst entwickelten Messstation herausgefunden. Gemessen wurde jeder Zug in der Zeit vom 4. bis zum 24. Mai nahe des Grenzübergangs.
Erstmals seien solche tiefgehenden Dauermessungen damit auch in der Region Aachen möglich, teilte Rail-Watch mit.
„Der Lärm muss einfach nicht sein“, sagt Michael Breuer, geschäftsführende Gesellschafter von Railwatch aus Bonn. 69 Prozent aller Güterzüge, die über den Grenzübergang Aachen/Montzen nach Deutschland fahren, wiesen demnach erhebliche Schäden an den Rädern auf. Durchschnittlich wurden sieben sogenannte Flachstellen pro Güterzug ermittelt. Laut der betrieblichen Regelwerke der Bahn dürften diese Züge aus gesetzlichen Gründen gar nicht in Deutschland unterwegs sein, so das Unternehmen.
Bei den Flachstellen handelt es sich um unregelmäßige Abnutzungen, die den Rundlauf der Räder stören und dadurch immer wieder auf die Schiene schlagen. „Das ist eine im Grunde unmenschliche Belastung für die Anwohner“, sagt Breuer. Die Defekte brächten zudem massive Erschütterungen mit sich, die sogar das Porzellan in Häusern nahe der Bahnstrecke zum Klirren brächten. Überdies könnte die Flachstellen auch zu Schäden an Güterwagen und Schienen führen – und im schlimmsten Fall zu schweren Unfällen.
Mit seiner selbst entwickelten Messstation scannt Railwatch technische Zustände von Güterwagen und Loks während der Vorbeifahrt. In Echtzeit werden die Ergebnisse in ein Internetportal übermittelt. Mit den Daten wissen Eisenbahnverkehrsunternehmen und Güterwagenhalter genau, in welchem Zustand ihre Fahrzeuge sind und wann sie voraussichtlich in die Werkstatt müssen. Zudem können schadhafte Wagen frühzeitig erkannt und aus dem Zugverband genommen werden. So könnten Schäden und auch Lärm vermieden werden.
Neben der Strecke an der deutsch-belgischen Grenze hat Railwatch acht weitere Standorte deutschlandweit mit Messstationen ausgerüstet. Hier sähen die Ergebnisse nicht besser aus. Breuer. „Wir sind der Meinung, dass nur ein leiser und sicherer Schienengüterverkehr langfristig von der Bevölkerung akzeptiert wird. Mit unserer digitalen Lösung wollen wir die Menschen und die Sicherheit im Schienengüterverkehr unterstützen.“