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Arbeiterwohlfahrt kocht bei den Aachener Christen: In der Küche ist wieder Dampf im Kessel

Arbeiterwohlfahrt kocht bei den Aachener Christen : In der Küche ist wieder Dampf im Kessel

Die Großküche des Sozialwerks Aachener Christen hat einen neuen Mieter: Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) wird dort künftig das Mittagessen für die acht Kindertagesstätten in AWO-Trägerschaft kochen. Weitere Kita- und OGS-Träger können das Angebot demnächst ebenfalls nutzen. Und auch das Bistro in der Rosfabrik soll wieder in Betrieb gehen.

Die Kochtöpfe stehen schon parat, nur die frischen Zutaten fehlen noch. In Zukunft sorgt die Aachener Arbeiterwohlfahrt (AWO) in ihren acht Kindertagesstätten selbst fürs Mittagessen. Die AWO geht hierfür eine Kooperation mit dem Sozialwerk Aachener Christen ein und nimmt dessen Großküche und Bistro in der Rosfabrik wieder in Betrieb. Gemeinsam haben Vertreter von AWO und Sozialwerk das Projekt am Dienstag vorgestellt.

Für die Kinder in den acht AWO-Kitas in Aachen steht in Zukunft Ingo Breuer am Herd. Der Koch ist als neuer Küchenchef in der Rosfabrik zuständig für alle Mahlzeiten, die dort gekocht werden. Gemeinsam mit seinem Stellvertreter Martin Willms wird er zunächst rund 600 Essensportionen für die acht Kindertagesstätten kochen. Aber das soll nur der Anfang sein.

Für die Arbeiterwohlfahrt gehe mit dem Projekt ein schon länger gehegter Wunsch in Erfüllung, gesteht AWO-Vorsitzender Karl Schultheis. Man wolle allen Kindern jeden Tag eine möglichst gesunde warme Mahlzeit bieten. Mit Essenslieferanten, ergänzt AWO-Geschäftsführer Özgür Kalkan, habe man in der Vergangenheit nicht unbedingt gute Erfahrungen gemacht. Mit dem eigenen Koch will die AWO nun die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung für kindgerechtes Essen umsetzen.

Die Kita-Kinder sollen aber nicht nur gesund speisen, sie sollen sich auch mit gesunder Ernährung und vernünftigen Essgewohnheiten vertraut machen. „Hier geht es nicht nur um reine Versorgung“, betont Schultheis. Man wolle auch Wissen in die Kitas tragen. „Mahlzeiten sind Bildungszeiten“, sagt die zuständige AWO-Fachbereichsleiterin Martina Mießen. Das Ernährungskonzept werde gemeinsam mit den Kita-Leitungen entwickelt.

 Sie setzen große Hoffnungen in die Kooperation von Arbeiterwohlfahrt und Sozialwerk Aachener Christen: von links  Martina Mießen, Julia Alexander, Özgür Kalkan und Karl Schultheis von der AWO sowie Florian Niehaus, Stefanie Klein und Samira Jansen vom Vorstand des Sozialwerks.
Sie setzen große Hoffnungen in die Kooperation von Arbeiterwohlfahrt und Sozialwerk Aachener Christen: von links Martina Mießen, Julia Alexander, Özgür Kalkan und Karl Schultheis von der AWO sowie Florian Niehaus, Stefanie Klein und Samira Jansen vom Vorstand des Sozialwerks. Foto: Andreas Herrmann

Anfang November startet die Pilotphase zunächst mit einer Einrichtung, damit der optimale Speiseplan ausgetüftelt werden kann. Die anderen Kitas sollen folgen. „Bei uns gibt es keine Kalt-Esser“, sagt Mießen. Kein Kind sitze mittags mit einem Butterbrot da, während die anderen warm essen. Die Eltern zahlen für die Verpflegung jeweils eine monatliche Essenspauschale von 45 Euro. Und dafür bekommen sie künftig frisch zubereitete Mahlzeiten in die Kita geliefert.

Beim Sozialwerk ist man sehr froh über die neue Kooperation mit der Arbeiterwohlfahrt. „Schön, dass die Kessel wieder dampfen“, findet Vorstandsvorsitzender Florian Niehaus. Gebaut habe man Küche und Bistro ursprünglich, um sie selbst zu betreiben, unter anderem für Ausbildung und Qualifizierung. Das Sozialwerk kümmert sich in Aachen und Umgebung um Menschen mit beruflichen oder sozialen Schwierigkeiten. Allerdings wurden die Räume im Rosviertel länger nicht genutzt, auch weil das Sozialwerk sich vor Jahren aus dem schwierigen Geschäftsfeld der Mittagsverpflegung für Kitas und Schulen zurückgezogen hatte. 2019 war zwar noch einmal ein Gastronom als Mieter eingezogen, der aber zwischenzeitlich coronabedingt aufgeben musste, wie Niehaus berichtet. Umso erfreuter sei man nun, die AWO als Mieterin gewonnen zu haben, sagt er. „Das ist gut fürs Sozialwerk und auch gut fürs Rosviertel.“

Die Küche soll nicht nur Kita-Kinder versorgen. Das Bistro soll demnächst als Kantine für die Beschäftigten von Sozialwerk und AWO dienen. Und im nächsten Jahr könnte man, wenn Corona das zulässt, sogar einen Mittagstisch fürs Quartier anbieten, überlegt Kalkan. Samira Jansen vom Vorstand des Sozialwerks freut sich, dass zwei soziale Träger nun gemeinsame Wege gehen. Da seien weitere gemeinsame Initiativen gut denkbar.

Mit 600 Mahlzeiten für Kita-Kinder wird sich das Projekt allerdings auf Dauer nicht kostendeckend betreiben lassen, das wissen die Verantwortlichen. Deshalb werde man das Mittagsangebot in der Zukunft auch für Kitas anderer Träger anbieten, kündigt Özgür Kalkan an. Und auch die Verpflegung in der Offenen Ganztagsschule (OGS) könnte aus der Küche des Sozialwerks kommen. „Einige Schulen haben bereits Interesse bekundet“, berichtet Karl Schultheis. Der AWO-Vorsitzende sieht auch Kapazitäten für einen Mittagstisch in Seniorenbegegnungsstätten oder in Tagespflegeeinrichtungen für Senioren.

Und was kommt in den Kitas auf den Tisch, wenn Ingo Breuer am Kochtopf steht? „Gesund und lecker soll es sein“, sagt der Koch. „Und wir werden versuchen, allen Geschmäckern gerecht zu werden.“ Nach Möglichkeit soll alles frisch gekocht werden, einmal pro Woche ist ein vegetarischer Tag geplant. Was zum Start des Projekts am 2. November im Kochtopf sein wird, verrät er jetzt aber noch nicht.