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Nach der Förderzusage: Im Sportpark Soers sind jetzt die Planer am Zug

Nach der Förderzusage : Im Sportpark Soers sind jetzt die Planer am Zug

Das Geld für die Entwicklung des Sportparks Soers ist bewilligt, nun warten alle auf den Masterplan. Bis zu zehn Millionen Euro könnten allein in den Abriss des alten Polizeipräsidiums fließen.

Die Freude ist allseits groß, der Überraschungseffekt jedoch gering. Dass die Stadt Aachen für ihren Sportpark Soers nun mit einem zweistelligen Millionenbetrag aus Strukturmitteln für das Rheinische Revier rechnen kann, hat sich für Politik und Verwaltung in Aachen in den letzten Wochen offenbar immer deutlicher abgezeichnet.

Ein Selbstläufer war das nach allem, was man hört, wahrlich nicht. Vor allem in den unmittelbar vom Braunkohletagebau betroffenen Kommunen soll es Widerstand gegen das Ansinnen aus Aachen gegeben haben. Mit Sportstätten werde schwerlich der Verlust der Industriearbeitsplätze ausgeglichen, argumentierten die Kritiker unter anderem.

Doch seit Freitag ist es offiziell: Insgesamt 110 Millionen Euro hat der Aufsichtsrat der Zukunftsagentur Rheinisches Revier für die Sportförderung im Revier bereitgestellt. 40 Millionen für den Breitensport und weitere 70 Millionen für die drei Großprojekte Hockeypark in Mönchengladbach, Wildwasserpark in Dormagen und Sportpark Soers in Aachen. In der Summe soll dies dazu beitragen das Rheinische Revier attraktiver zu machen, den Menschen einen Ausgleich für die erlittenen Bergbauschäden zu bieten und mit Spitzensportereignissen wie CHIO oder Weltreiterspielen die Anziehungskraft für eine gebeutelte Region zu erhöhen.

Der mit Abstand größte Batzen scheint für Aachen reserviert zu sein. 40 Millionen sollen es nach Informationen unserer Zeitung sein. Das Geld wird sehnlichst erwartet und ist im Grunde auch schon für den Bau zwei neuer Sporthallen völlig verplant. Denn die Planungen für den Sportpark Soers haben vor vielen Jahren begonnen und mit dem Verkauf des ehemaligen Polizeipräsidiums vom Land an die Stadt einen weiteren Dreh genommen.

Das Gelände am Eck von Eulersweg und Hubert-Wienen-Straße ist ein wichtiges Puzzlestück für das Gesamtprojekt. In unmittelbarer Nachbarschaft vom ALRV, der dort den Bau einer neuen Reithalle plant, soll auch eine neue Multifunktionshalle errichtet werden, in der dann auch Aachens Bundesliga-Volleyballerinnen „Ladies in Black“ regelkonform aufschlagen könnten. Bekanntlich spielen sie seit Jahren nur mit einer Ausnahmegenehmigung in der höchsten deutschen Spielklasse, weil es in ganz Aachen keine ausreichend hohe Halle gibt.

 Schon vor zwei Jahren hat der ALRV seine Pläne für eine futuristisch anmutende neue Reithalle vorgelegt. Zu den Weltreiterspielen 2026 soll sie idealerweise in Betrieb gehen.
Schon vor zwei Jahren hat der ALRV seine Pläne für eine futuristisch anmutende neue Reithalle vorgelegt. Zu den Weltreiterspielen 2026 soll sie idealerweise in Betrieb gehen. Foto: ALRV/Animation

Die neue Mehrzweckhalle soll dieses Manko endlich beseitigen und zugleich auch für andere sportliche Großereignisse oder Konzerte geeignet sein. Bevor sie errichtet werden kann, muss noch das ehemalige Präsidium abgerissen werden. Wegen der Schadstoffbelastung sind besondere Vorkehrungen zu treffen, entsprechend hoch sind die Abrisskosten. Inzwischen sind allein dafür zwischen acht und zehn Millionen Euro angesetzt. Auch dies soll aus dem Topf der Fördermittel bezahlt werden. Gut 30 Millionen Euro stünden dann noch für die Mehrzweckhalle und die Reithalle zur Verfügung.

Land und Stadt haben viele Monate über Kostenaufteilung und Fördermittel gerungen. Den jetzigen Ausgang halten sich letztlich alle Beteiligten ein Stück weit zugute: CDU, Grüne und SPD. So war an den Verhandlungen maßgeblich die Sport-Staatssekretärin Andrea Milz (CDU) beteiligt, die einstmals von Armin Laschet eingesetzt worden ist. Mit dabei aber auch Städteregionsrat Tim Grüttemeier (CDU) und Thomas Hissel, der in Aachen auch schon mal als Oberbürgermeisterkandidat der SPD gehandelt wurde und derzeit den Kreis Düren im Aufsichtsrat vertritt.

Und dann ist da ja auch noch Aachens Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen, die aus Sicht der Grünen ebenfalls maßgeblich diesen Durchbruch ermöglicht haben soll. Gemeinsam mit ihrem Dezernenten Manfred Sicking (SPD) sei sie in den letzten Monaten „sehr umtriebig“ gewesen, wie Grünen-Fraktionssprecher Carsten Schaadt erklärt. Er zeigte sich am Montag „hochgradig erfreut“ und erklärte: „Wenn das Geld kommt, können wir als Stadt endlich handeln.“

Schaadt und auch SPD-Fraktionschef Michael Servos verweisen darauf, dass die Politik schon im vergangenen Jahr erste Weichen gestellt und mehrere Hunderttausend Euro bereitgestellt hat für einen Sportpark-Masterplan und für die Vorbereitungen der Abrissarbeiten am Eulersweg. Um Ostern herum erwarten sie nun den städtischen Masterplan, um klarzukriegen wie es weitergeht.

„Hinter der Zusage steht auch ein enger Zeitplan“, sagt Servos. Dabei würden unter anderem die Weltreiterspiele 2026 die Taktung vorgeben. Bis dahin soll die neue Reithalle für den ALRV stehen. Gelingen kann dies nur, weil der ALRV bereits viel Vorarbeit geleistet hat und längst fertige Baupläne vorlegen kann. Seitens der Stadt komme es jetzt darauf an, zügig Baurecht herzustellen.

Zwar soll auch der ALRV von den Fördermitteln profitieren, Priorität wird nach Grün-Roter Lesart jedoch die Multifunktionshalle haben, die aus heutiger Sicht vermutlich allein rund 25 Millionen Euro verschlingen könnte. Unklar ist, welchen Eigenanteil die Stadt dafür aufbringen muss – wie überhaupt die Geldverteilung noch nicht abschließend geklärt sein dürfte. Trotzdem: „40 Millionen sind richtig gut und ein wichtiger Schritt für die Stadt“, freut sich auch die CDU-Fraktionsvorsitzende Iris Lürken.

In weiten Teilen haben die Fraktionen in Sachen Sportpark Soers bislang an einem Strang gezogen – auch über die Stadtgrenzen hinaus. Gerne sprechen sie von einem städteregionalen „Leuchtturmprojekt“. Bei aller Begeisterung für den Spitzensport mahnt Christoph Allemand, Sprecher der Fraktion Die Zukunft, allerdings auch, den Breitensport nicht zu vernachlässigen. „Wir müssen im Sportpark Soers auch die Flächen schaffen, wo alle gerne hingehen. Das soll ein echter Wohlfühlort werden.“ Wegen der Größe der Aufgabe regt er an, eine eigene Entwicklungsgesellschaft zu gründen, wie es die Stadt etwa für den Büchel gemacht hat. Die städtische Verwaltung habe gar nicht die Kapazität, das Projekt allein zu stemmen, fürchtet er.

Das wäre fatal. Denn im Sportpark Soers tickt die Uhr ab sofort sehr laut. Am Fortgang der Arbeiten wird sich auch Oberbürgermeisterin Keupen messen lassen müssen. Das für Aachen so wichtige Projekt stehe ganz oben auf ihrer Agenda, hat sie zuletzt Anfang des Jahres betont.

Auf Anfrage erklärte sie am Montag: „Unsere Bemühungen um die Fördermittel für die Entwicklung des Sportparks Soers haben sich letztlich gelohnt, das ist eine gute Nachricht für Aachen. Daher werden wir den intensiven Kontakt und die Gespräche mit der Staatskanzlei weiterführen. Wichtig ist für uns, dass Spitzensport wie Breitensport gleichermaßen bei der Förderung berücksichtigt werden. Sehr erfreulich ist, dass uns die Fördermittel jetzt in die Lage versetzen werden, den Abriss des Polizeipräsidiums konkret anzugehen.“