Wohnungsmarkt in Aachen : Höhere Mietangebote trotz leerer Studentenbuden?
Aachen Die Preise für Mietangebote sind in Aachen auch im Corona-Jahr 2020 weiter gestiegen – zumindest im Durchschnitt. Das geht aus einer Untersuchung des Immobilienportals Immowelt hervor. Doch gerade kleinere Appartements stehen immer häufiger leer, weil die Studierenden fehlen.
Die anhaltende Corona-Pandemie habe keine merklichen Auswirkungen auf die Angebotsmieten, schreibt das Immobilienportal Immowelt am Freitag in einer Pressemitteilung: In mehr als 80 Prozent der Großstädte stiegen demnach die Quadratmeterpreise von Wohnungen mit 40 bis 120 Quadratmetern im abgelaufenen Jahr weiter.
Das zeige ein Vorjahresvergleich für 80 deutsche Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern. Auch in der teuersten Stadt München kletterte das Mietniveau weiter: Der Quadratmeterpreis erhöhte sich um zwei Prozent auf 18,60 Euro im Mittelwert. Davon ist man in Aachen offenbar noch weit entfernt, aber auch hier sind nach Angaben des Portals die Mieten von durchschnittlich 8,60 pro Quadratmeter in 2019 auf neun Euro pro Quadratmeter in 2020 gestiegen. Bei diesen Zahlen handelt es sich um durchschnittliche Werte, die vor allem durch exklusive Neubauprojekte in die Höhe getrieben werden.
Datenbasis für die Berechnung von Immowelt sind nach Angaben des Portals die auf der Seite angebotenen Mietpreise in 80 deutschen Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern. Die Preise sind jeweils Angebots-, keine Abschlusspreise. Das bedeutet: Es kommt auch zu Vermietungen, die günstiger abgeschlossen werden als im Angebot vorgesehen. Dabei wurden ausschließlich Angebote berücksichtigt, die vermehrt nachgefragt wurden. Bei den Mietpreisen handelt es sich um Nettokaltmieten bei Neuvermietung.
Anders als in Aachen stellt die Immobilienplattform in anderen Universitätsstädten eine „verhaltene Entlastung auf dem Wohnungsmarkt“ fest. Das sei eine Entwicklung, die sich bereits im ersten Halbjahr 2020 angedeutet habe. Weil es wegen Corona weniger Präsenzveranstaltungen an Hochschulen gibt, sind weniger Studenten auf Suche nach einer Bleibe. Ein leichter Rückgang der Angebotsmieten von drei Prozent sei beispielsweise in Heidelberg (11,60 Euro) und Erlangen (10,60 Euro) zu beobachten. In Münster sank das Niveau im Vorjahresvergleich um vier Prozent auf zehn Euro.
Doch auch in Aachen suchen aktuell weniger Studierende eine Wohnung, als es normalerweise der Fall wäre. „Ende des Jahres sah es bei uns zwar nicht schlecht aus“, sagt Ute von Drathen, Sprecherin des Aachener Studierendenwerks. Aktuell stünden 30 von den rund 5000 Unterkünften leer.
Doch aufgrund der Coronavirus-Pandemie komme es immer wieder zu kurzfristigen Absagen. „Die freien Plätze versuchen wir über die Warteliste, die zurzeit noch über 3000 Bewerber umfasst, nachzubelegen“, so von Drathen. Aber auch dort zeichne sich ab, dass die Einzugswünsche immer weiter nach hinten rücken, „offenbar wegen der Ungewissheit, wie es in der ersten Jahreshälfte mit dem Hochschulbetrieb weitergeht.“ Gerade auch für die Studierenden aus dem Ausland ändere sich ja ständig etwas, zum Beispiel bei Einreise- und Quarantänebestimmungen.
Nicht nur das Studierendenwerk, sondern auch private Investoren hatten in Aachen in den vergangenen Jahren verstärkt auf die sogenannten Mikroappartements gesetzt, weil man sich von dieser Wohnungsform bei dem sinkenden Platzangebot in der Stadt die höheren Renditen verspricht.
Der Stadtverwaltung sind die Kleinstwohnungen ein Dorn im Auge, wie Rolf Frankenberger, Leiter des Fachbereichs Wohnen und Soziales, im Dezember gegenüber unserer Redaktion erklärt hatte. Derzeit erarbeite man ein Instrumentarium, um Investoren davon zu überzeugen, wieder größere Wohnungen zu bauen. „Wir brauchen Wohnungen für Familien“, hatte Frankenberger betont.