Digitalisierung an Schulen : Grundschullehrer fordern mehr Unterstützung für Tablet und Co.
Aachen Für viel (Steuer-)Geld haben die Schulen Tablets für Schüler und Lehrer bekommen. Nur: Viel zu oft verstauben diese im Schrank, weil die Pädagogen sie nicht richtig nutzen können.
Die E-Mails sind noch ein Problem. Oder vielmehr die Frage, wie die Dienstmails ohne Umwege auf dem Dienst-iPad landen. Eine Verknüpfung mit Outlook sei jetzt endlich durch den Schulträger, die Stadt Aachen, ermöglicht worden, freut sich Grundschullehrerin Franziska Rembarz über eine Neuerung, die eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Dass die Dienstmails bei den Kolleginnen und Kollegen der Grundschule Vaalserquartier trotzdem noch nicht automatisiert auf den Dienst-Tablets eingehen, liegt jetzt allerdings nicht mehr an Datenschutzbedenken, sondern an fehlendem technischen Know-how. „Ich habe es probiert. Ich kriege es nicht hin“, offenbart sich Franziska Rembarz. Statt eingehender E-Mails gibt es eine Fehlermeldung. Also macht die stellvertretende Schulleiterin das, was sie immer macht, wenn sie als IT-Koordinatorin ihrer Schule nicht weiter weiß: Sie eröffnet bei der Regio IT, dem technischen Dienstleister der Stadt Aachen, ein „Ticket“, also einen Auftrag.
Tablets, interaktive Tafeln, Accesspoints fürs WLAN: Aachens Schulen werden immer digitaler. Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung extrem beschleunigt. Innerhalb vergleichweise kurzer Zeit haben die Schulträger – in den allermeisten Fällen die Kommunen, also in Aachen die Stadt – Hunderte mobile Endgeräte für Schüler und Lehrer angeschafft. Nur: Das Potenzial dieser Geräte wird nach Ansicht vieler Pädagogen nicht ausreichend genutzt. „Es liegen viele iPads ungenutzt in den Schränken, weil das System nicht läuft“, zieht Franziska Rembarz eine durchwachsene Bilanz. Das sei nicht nur aus pädagogischen Gründen ärgerlich, sondern auch, weil die Geräte für viel (Steuer-)Geld angeschafft wurden (siehe Infokasten).
Insbesondere an den Grundschulen fehle häufig das technische Know-how, um die Geräte vernünftig zu bedienen und zu warten. Kleine Systeme, kleine Kollegien. Ein Informatikstudium bringe in der Regel keine(r) mit, der oder die an einer Grundschule unterrichtet, sagt Rembarz. Somit sei es dem Zufall überlassen, ob jemand aus dem Kollegium die entsprechende Sachkenntnisse mitbringt, um kleinere technische Probleme lösen zu können.
Denn häufig seien es „granz profane Dinge“, die dazu führten, dass etwas nicht klappt. Eine falsche Einstellung, ein falscher Stecker. Doch weil die Kolleginnen und Kollegen es häufig nicht besser wissen, müssten die IT-Experten von der Regio IT ran. Rembarz ist überzeugt: „Viele Aufträge an die Regio IT wären unnötig, wenn wir vor Ort qualifzierter arbeiten könnten.“ Pädagogische Schulungen, wie man iPads und bestimmte Anwendungen sinnvoll im Unterricht nutzt, gebe es genug. Doch es hapere an der Wartung und der Einrichtung der Geräte. Das sei nämlich nicht ausschließlich Aufgabe der Regio IT, die als städteregionales Tochterunternehmen zuständig für die digitale Ausstattung und Unterstützung von Schulen in Stadt und Städteregion Aachen ist. Die jeweiligen IT-Koordinatoren der Schulen müssten das System vor Ort am Laufen halten, Apps installieren, Einstellungen verwalten – und dafür sorgen, dass Dienstmails automatisiert auf den Dienst-iPads eingehen.
„Wir brauchen Beratung, Einweisung und Qualifizierung“, lautet der eindringliche Appell von Franziska Rembarz, den sie jetzt stellvertretend für alle Grundschulleitungen an die Aachener Schulpolitiker richtete.
Bereits Anfang 2020 hatten diese den Bedarf nach mehr Unterstützung im sogenannten First-Level-Support erkannt. Abhilfe schaffen sollten im Auftrag der Regio IT zwei „IT-Hausmeister“ für die Aachener Grundschulen, lautete damals der mehrheitliche Beschluss des Schulausschusses. Im November 2020 ging der Testlauf „IT-Hausmeister“ offiziell an den Start. Eine der zwei Stellen blieb jedoch mehrere Monate lang unbesetzt. Erst im Juni 2021 habe man die Stelle füllen können, teilt eine Sprecherin von Regio IT auf Anfrage mit.
Prinzipiell seien die Aachener Grundschulen für dieses Angebot überaus dankbar, bekräftigte Franziska Rembarz in der jüngsten Sitzung des Schulausschusses. Nur: Es reiche nicht aus. „Die Wartezeiten auf die IT-Hausmeister werden immer länger. Wir würden uns wünschen, dass diese Art der Unterstützung kurzfristiger möglich wäre.“ Auch die Regio IT schätzt auf Anfrage unserer Zeitung den Beratungsbedarf (nicht nur) an den Grundschulen als „sehr hoch“ ein.
Bei Aachens Schulpolitikern stieß dieser Wunsch fraktionsübergreifend auf offene Ohren. Im Januar soll die Regio IT im Schulausschuss ihrerseits eine Evaluation des Projekts „IT-Hausmeister“ präsentieren. Mit Blick auf die anstehenden Haushaltsberatungen dürften die Fraktionen diese besonders aufmerksam verfolgen.