Aachen : Grüne fordern eine Sekundarschule für Aachen
Aachen Mit Lebensweisheiten ist es so eine Sache. „Das Leben ist kein Wunschkonzert“ lautet einer dieser Sprüche, den viele Zeitgenossen gerne zu allen möglichen Gelegenheiten zitieren. Zahlreiche Eltern in Aachen können in diesen Tagen der Wunschkonzert-Weisheit nur zustimmen. Besser gesagt: Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als eine bittere Pille zu schlucken.
Denn die Wunschschule für ihr Kind hat keinen Platz mehr frei, und das löst in einigen Familien eine mittelgroße Panik aus. Auf welche weiterführende Schule soll der Sprössling nun gehen? Die aktuellen vorläufigen Anmeldezahlen, die die Stadt vor kurzem veröffentlich hat, zeigen: Vor allem der Ansturm auf die Gesamtschulen hält unvermindert an.
Die Folge: Insgesamt 160 Kinder mussten abgelehnt werden. Für die Grünen Grund genug, schnellstmöglich das Schulangebot zu reformieren. Sie fordern: Eine Sekundarschule soll wenn möglich zum Schuljahr 2017/18 in Aachen ins Leben gerufen werden.
„Die Anmeldezahlen sprechen eine deutliche Sprache“, findet Grünen-Fraktionssprecherin und Schulexpertin Ulla Griepentrog. „Integrative Schulmodelle mit einem Angebot für längeres gemeinsames Lernen sind in Aachen gefragt und gewollt.“ Nun soll nach dem Willen der Grünen die Verwaltung ausloten, wo und ab wann in Aachen eine vierzügige Sekundarschule an den Start gehen kann.
Die Sekundarschule, die 2011 von der Landesregierung in NRW auf den Weg gebracht wurde, umfasst die Jahrgänge fünf bis zehn und bereitet Schüler sowohl auf die berufliche Ausbildung als auch auf die Hochschulreife vor. Der Unterricht bietet von Anfang an auch gymnasiale Standards, die Sekundarschule verfügt aber über keine eigene Oberstufe.
Immer deutlicher wird: Während die vier Aachener Gesamtschulen insgesamt Jahr um Jahr mehr Anmeldungen verzeichnen, brechen die Anmeldezahlen bei den Haupt- und Realschulen immer mehr ein. Da in diesem Jahr erstmals alle weiterführenden Schulen in Aachen einen gemeinsamen Anmeldezeitraum hatten — und es an den Gesamtschulen nicht wie in den Jahren zuvor ein vorgezogenes Anmeldeverfahren gab —, ist der Elternwille in diesem Frühjahr besonders deutlich an den Zahlen abzulesen. Dies führt aber auch dazu, dass erst in diesen Tagen viele Familien erfahren, auf welche Schule ihr Kind letztlich gehen kann. Und das wird in jedem Fall dann nicht die Wunschschule sein.
Die Grünen sehen in ihrem Ratsantrag einen Schritt hin zu einem faireren Schulangebot in Aachen. Und dies liege, so Griepentrog, nicht in einer fünften Gesamtschule, sondern eben in einer Sekundarschule ohne Sek-II-Bereich. Denn da, glaubt die Schulexpertin, sei man in Aachen derzeit gut aufgestellt. Auch sei für die Einrichtung einer Sekundarschule bereits Know-how vor Ort vorhanden.
Die GHS Drimborn bemüht sich seit Jahren darum, den Weg hin zur Sekundarschule zu forcieren. Auch im Schulverband Ost mit der Hugo-Junkers-Realschule, der GHS Aretzstraße und dem Geschwister-Scholl-Gymnasium seien gute Bedingungen vorhanden, um eine Sekundarschule aufzubauen, glaubt Griepentrog. Die Umsetzung könne zudem mit den vorhandenen Gebäuden und ohne Neubauten realisiert werden, so die Grünen-Politikern. „Wir haben genügend Schulplätze in Aachen, aber wir haben die Plätze nicht an den Schulen, die die Eltern gerne hätten.“