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Stimmen zum Merz-Vorschlag: Frauenquote lässt die Aachener CDU ziemlich kalt

Stimmen zum Merz-Vorschlag : Frauenquote lässt die Aachener CDU ziemlich kalt

Von einer „Partei der alten Männer“ kann in Aachen keine Rede sein. Frauen sind in der hiesigen CDU seit langem gut vertreten.

Was auf Bundesebene für knifflige und zuweilen auch hitzige Diskussionen unter Christdemokraten sorgt, lässt die Aachener CDU einigermaßen kalt. Eine Frauenquote, wie sie Parteichef Friedrich Merz vorschlägt, habe man hier eigentlich gar nicht nötig, heißt es allenthalben. Gute Frauen können sich in Aachen schon lange durchsetzen und Verantwortung übernehmen, ist etwa Annika Fohn überzeugt.

Mit ihrer Meinung steht die junge Frau, die nicht nur stellvertretende Kreisvorsitzende ist, sondern im vergangenen Monat auch eines der beiden Aachener Landtagsmandate gewinnen konnte, nicht alleine da. „In Aachen ist das eigentlich kein Thema“, meint auch Uschi Brammertz, Vorsitzende der örtlichen Frauen-Union. „Wir sind in allen Positionen gendergerecht aufgestellt.“ Und das seit Jahren.

Fraktionsgeschäftsführerin Elke Eschweiler erinnert etwa an Franziska Neumann, die die CDU-Fraktion nicht nur über lange Jahre als Vorsitzende geführt hat – von 1985 bis 1992 –, sondern 1994 auch als Spitzenkandidatin gegen den damaligen Oberbürgermeister Jürgen Linden (SPD) angetreten ist. In dieser Tradition wird auch heute wieder die CDU-Fraktion von einer Frau, nämlich Iris Lürken, geführt.

Eine 50-Prozentquote für Frauen, wie sie Merz bis 2025 für die CDU anstrebt, wird im Aachener Stadtrat bereits heute erfüllt: Sieben der vierzehn CDU-Ratsleute sind weiblich. Auch in den Stadtbezirken seien die Frauen mit mehr als 40 Prozent gut vertreten. Im fünfköpfigen geschäftsführenden Parteivorstand sind zwei Frauen vertreten. Mit Sabine Verheyen stellt die Aachener CDU auch eine Abgeordnete im Europaparlament. Und auf den ersten zehn Plätzen zur Kommunalwahl waren jüngst sechs Frauen zu finden. Aus all dem schließt Elke Eschweiler: „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, wir brauchen keine Quote.“

Dass Aachener CDU-Frauen heute wie selbstverständlich in Führungspositionen gewählt und in Aufsichtsräte entsandt werden, habe sich über einen langen Zeitraum einfach ergeben, sagt Lürken. Vor allem aber gebe es hier auch genug kompetente und qualifizierte Frauen. Ein Umstand, auf den alle Befragten besonders hinweisen. „Die Frauen werden akzeptiert wegen ihrer Leistung, nicht wegen der Quote“, so Eschweiler, die von den jetzt vorliegenden Merz-Plänen nicht allzu viel hält.

Zu den Befürworterinnen einer Quote können hingegen Brammertz, Lürken und Fohn gezählt werden. „Es ist ein Instrument, das wir ausprobieren sollten“, sagt Fohn. Schließlich seien nicht alle Kreisverbände so gut aufgestellt wie der Aachener. „Da ist teils noch viel Luft nach oben“, findet auch Lürken.

Bundesweit dominieren in der CDU nach wie vor die Männer. Nur 26 Prozent der Parteimitglieder sind weiblich, weshalb Merz bereits warnte: „Passt ein bisschen auf, dass wir nicht die Partei der alten Männer werden.“ Er plant auf dem Parteitag im September die Einführung einer Quote ab 2023 von 30 Prozent, die in den beiden Jahren darauf stufenweise um jeweils zehn Prozent angehoben werden soll. Die Quote soll zunächst bis 2029 befristet werden.

Grundsätzlich keine schlechte Idee, findet Brammertz, „aber man muss immer auch schauen, dass die Leistung stimmt“. Die Quote dürfe nicht um ihrer selbst willen durchgedrückt werden, findet sie. Wenn es keine geeigneten Frauen gibt, könnten bestimmte Posten auch nicht mit Frauen besetzt werden. Ihre Hochachtung vor Merz ist dennoch gewachsen. „Ihm hätte ich es nie zugetraut, dass er sich mal für die Quote stark macht.“

Für Fohn ist allerdings schon jetzt klar, dass es damit allein nicht getan ist. Um mehr Frauen in die Politik zu bringen, müsse weiter experimentiert werden. Wichtig sei etwa, politische Arbeit familienfreundlicher zu machen. Sitzungen bis tief in die Nacht gehören nicht dazu.