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Frauennetzwerk der Städteregion Aachen plant euregionale Ausweitung

25 Jahre Frauennetzwerk : Im nächsten Jahr soll es über die Grenzen gehen

Ob ein Glas halb voll oder halb leer ist, ist eine Frage der Sichtweise. Optimisten sprechen von halb voll, Pessimisten von halb leer. So ähnlich ist es bei der Frage, was Organisationen und Vereine wie das Frauennetzwerk Städteregion in den vergangenen Jahrzehnten bewirkt haben.

Pessimisten sagen, es gehe noch immer um dieselben Themen wie in den 1970er und 1980er Jahren: Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Gewalt gegen Frauen, Städte ohne „Angsträume“, Absicherung im Alter, Aufstiegschancen im Beruf, gleicher Lohn für gleiche Arbeit, Beteiligung an Politik. Optimisten verweisen dagegen auf die vielen Erfolge in all diesen Bereichen, die engagierte Frauen auch in der Städteregion verzeichnen können.

Sibylle Keupen, Silke Tann-Kanj und Ann-Katrin Steibert vom Vorstand des Frauennetzwerkes, das seit 25 Jahren besteht, gehören zu denjenigen, die eher die Fortschritte sehen. Sie vernachlässigen jedoch nicht den Blick auf das, was noch längst nicht rund läuft für Frauen und überhaupt in dieser Gesellschaft. Frauen haben sich, so Silke Tann-Kanj, mittlerweile zwar viele Rechte erstritten, aber: „Rechte können einem gegeben, aber auch wieder genommen werden. Deshalb ist es wichtig, weiterhin für Gleichberechtigung einzutreten.“

In sieben Fachausschüssen zu Themen wie Frauenquote, Arbeitswelt, Prostitution sowie Bildung bringen Frauen aus den Mitgliedsorganisationen ihre Kompetenzen ein, diskutieren über Forderungen an Politik und Gesellschaft, erarbeiten fundierte Stellungnahmen, mit denen sie an die Öffentlichkeit gehen. „Die Fachausschüsse sind offen für Nicht-Mitglieder“, sagt Sike Tamm-Kanj. Die Strahlkraft der Aussagen sei schließlich größer im Verbund, als wenn jeder sich einzeln äußere. Nach wie vor ein großes Thema ist die Situation Alleinerziehender, der sich einer der Fachausschüsse widmet. Die Plattform „www.forum-e.de“ ist ein Produkt dieser Arbeit.

Zu einem Arbeitsschwerpunkt hat sich die jährliche Frauenbildungswoche im Laufe der Jahre entwickelt. Sie ist, so Sibylle Keupen, aus den Frauenbildungsmessen heraus entstanden, die das Netzwerk ab 1997 acht Mal im Aachener Eurogress auf die Beine gestellt hat. Die Messe gibt es nicht mehr, die Frauenbildungswoche erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Mehr als 50 Workshops und Seminare werden angeboten. Die Nachfrage ist groß, auch aus Belgien und den Niederlanden. Deshalb plant das Frauennetzwerk für das kommende Jahr die euregionale Ausweitung.

Ein Frauennetzwerk wie das in der Städteregion gibt es laut Sibylle Keupen nirgendwo sonst in Nordrhein-Westfalen. Fast 60 Organisationen und Institutionen aller Couleur – nicht nur reine Frauenorganisationen – gehören mittlerweile zum Verein. Die Palette reicht von der Agentur für Arbeit über die Betriebsseelsorge im Bistum Aachen, den DGB, Eurotürk, Helene-Weber-Haus und Katholische Frauen Deutschlands Stadtverband Aachen bis hin zum Verein „Schöne Aussichten – Verband selbstständiger Frauen“ und dem Zweckverband Region Aachen mit dem Kompetenzzentrum Frau und Beruf.

Die Städteregion ist noch nicht Mitglied. Aber sie will es in diesem Jahr werden, betonte Städteregionsrat Tim Grüttemeier bei der Eröffnung der Wanderausstellung über 25 Jahre Frauennetzwerk im Haus der Städteregion. Unterstützt habe die Städteregion das Netzwerk ohnehin schon seit einigen Jahren, jetzt wolle sie „ganz offiziell“ Teil des Netzwerkes werden.