Monatelang geschlossen : Erst Gaststätte Beckers, dann Labyrinth, jetzt argentinisches Steakhaus
Update Aachen Monatelang war dicht, jetzt hat das legendäre Labyrinth eine neue Pächterin. Die neue Chefin sortiert den Gyros-Teller aus und setzt im Aachener Pontviertel ganz neue Akzente.
Generationen haben hier Gyros geschlemmt. Das ist vorbei. Das stadtbekannte Labyrinth im Pontviertel – urige Kneipe, Restaurant und im vergangenen Jahrhundert sogar Kegelbahn – hat mit preiswerter griechischer Küche über Jahrzehnte vor allem junge Kundschaft angezogen. Im Herbst 2022 war Schluss. Der letzte Pächter musste gehen. Auch zuvor hatte es bereits etliche Wechsel gegeben.
Monatelang wurde nun renoviert, am neuen Konzept gefeilt. Die neue Gastronomin heißt Zilan Ulusoy. Ihre Familie hat türkische Wurzeln, stammt aus Belgien. Im Pontviertel in Aachen sortiert sie das Gyros aus, stellt ihr Lokal neu auf. „Hier wird von Fachleuten gebraten und gekocht, alles frisch“, sagt Ulusoy.
Statt griechischer Küche erwartet die Gäste hier ab sofort ein argentinisches Steakhaus. Und weil dort in Südamerika Spanisch gesprochen wird, heißt das Labyrinth nunmehr „Laberinto“. Ganz authentisch.
Die neuen Pächter haben das Ambiente der urigen Gastronomie in der Pontstraße 156 tüchtig herausgeputzt, aber den Charakter erhalten. Nach wie vor dominieren Holz und Polsterstühle. Auch die Fronttheke ist geblieben. Die Wände wurden farblich neu gestaltet; bunt, viel Grün in allen Abstufungen. Darauf setzen nun – unter anderem – große Rinderfelle und opulente goldene Spiegelrahmen neue Akzente. Aber es gibt auch noch die historischen Holzgravuren auf der Zwischenwand, die Ein- und Ausgang der typischen Labyrinth-Front trennt.
Die ursprüngliche Gaststätte war nach Auskunft alt eingesessener Familien des Pontviertels schon Anfang des vorigen Jahrhunderts Stammlokal vieler Aachener, des „Gardevereins“ und des „Semper-Talis-Bundes", in dem vorzugsweise ehemalige Angehörige des „I. Garderegiments zu Fuß" der Kaiserzeit Mitglied waren. Das Lokal hieß damals und bis in die 60er Jahre „Gaststätte Beckers". Es gab deutsche „bürgerliche Küche".
Nach der „Hellenisierung“ und Umbenennung zu „Labyrinth" hatte die Gastronomie eine lange Blütezeit, aber dann stagnierte das Geschäft mit wechselnden Pächtern. Der vorletzte Kurzzeit-Pächter, Orhan Can, ein Türke, gab sich zwar große Mühe – aber es lief nicht.
Das Labyrinth bestand schon immer aus mehreren Gasträumen, die rund um die zentrale Küche angeordnet sind. Dazu zählt längst – insgesamt misst das Labyrinth mehrere Hundert Quadratmeter – ein großzügiger Garten. Über 300 Gäste finden insgesamt Platz. Unter freiem Himmel, also hinter dem Hauptgebäude, läuft der Umbau noch, man wartet gerade auf neues Terrassen-Mobiliar.
Alles wirkt gemütlich, aber deutlich aufgeräumter – und vor allem sauberer – als früher. „Es war wirklich sehr viel Arbeit, wir haben viele eigene Ideen umgesetzt“, erklärt Ulusoy.
Die Karte ist komplett neu: Statt Gyrosteller mit Fritten locken nun feine Fleisch-Spezialitäten.Es gibt Carpaccio Carne oder vom Lachs; ebenso kleine Snacks wie Käse- und Garnelenkroketten.
In Sachen Fleischvielfalt schöpft das neue Team die ganze Bandbreite aus: Steak, Entrecote, Lammkotelett, T-Bone, Spareribs, Schmorbraten, Schweinefilet, Hühnchen und die Fleischbällchen „Albondigas“ landen auf der Karte. Dazu serviert man Fritten, Pellkartoffeln oder Kartoffeln sowie diverse Soßen.
Vegetarier verwöhnt man mit Veggie-Burgern, Risotto mit Pilzpesto oder fleischloser Lasagne. Die Karte ist lang und variantenreich. Doch nur an einer Stelle fühlt sich der Gast an die Tradition des Labyrinth erinnert: Es gibt neben Caesar-, Scampi- und Speck-Versionen auch einen griechischen Salat. Immerhin.
Ab 13. März geht zudem eine Mittagskarte – auch preislich auf Studierende zugeschnitten – an den Start. „Wir möchten hier alle Generationen willkommen heißen. Wir verstehen uns als argentinisches Steakhaus, als Restaurant. Natürlich kann man sich trotzdem auch zum Cocktail oder Bier hier treffen“, stellt Ulusoy klar. Bloß das Gyros bleibt tabu.