Öcher Comedy Night : Endlich wieder Auftritte vor echten Menschen
Aachen 160 Gäste verbrachten im Saalbau Rothe Erde einen vergnüglichen Abend bei der Öcher Comedy Night. Und die Akteure auf der Bühne freuten sich, endlich wieder vor Publikum auftreten zu können.
Hastenraths Wills Optimismus in allen Ehren, aber so schnell geht es dann eben doch nicht. „Der Virus kommt doch aus China, da hab ich gedacht, der geht doch ganz schnell kaputt“, erzählte der „erfahrene Landwirt und charismatische Politiker“ aus Heinsberg und sorgte mit seinen Betrachtungen zum Leben auf dem Land für gute Stimmung im Saal. „Eine grüne Oberbürgermeisterin gibt es bei uns nicht“, sagte er voller Staunen mit Blick auf Sibylle Keupen, die als Aachens designierte Oberbürgermeisterin der Einladung zur Öcher Comedy Night in den Saalbau Rothe Erde gefolgt war. 160 Gäste hatten dort Platz gefunden, um zugunsten des Vereins „breakfast4kids“ einen unterhaltsamen Abend zu verbringen.
Und ob Tobias Freudenthal aus Köln, der „Deutschlehrer Herr Schröder“ oder all die anderen Comedians auf der Bühne: Sie alle freuten sich, „endlich wieder vor echten Menschen“ zu spielen. Denn nichts sei erniedrigender, als vor einer Blechlawine aufzutreten. „Hupen statt Applaus, das kann‘s nicht sein“, meinte mehr als einer. Und Dave Davis brachte es später so auf den Punkt: „Ich habe vor Autos gespielt. Wenn du das vor Corona gemacht hättest, dann hätten die dich gleich verhaftet, weil du mit Autos sprichst.“ Die Stimmung im Saal hätte besser nicht sein können an diesem Abend, und dass auch die Künstler diese Atmosphäre genossen, war offensichtlich.
Als Jürgen Beckers die Bühne betrat, da gab es kein Halten mehr. Und auch Sandy aus dem Publikum bekam nun ihren ganz großen Auftritt. Auf Anweisung von Moderator Daniel Kus hatte sie beim Erscheinen des Künstlers mit den Worten „Oh mein Gott, das ist er“ halb in Ohnmacht zu fallen. Das kam nicht nur beim Publikum gut an. Mit viel Lokalkolorit und sprachlichen Kapriolen zog Beckers das Publikum in Windeseile auf seine Seite. Dass Aachen Weltgeltung erlangt hat, steht für ihn eh außer Frage. „Und jetzt war sogar der Papst beim Laschet“, stellte er seine Sicht der Dinge dar. „Der Laschet tut zwar so harmlos, bekommt aber immer den Posten von dem, den er gerade besucht hat“, fuhr er mit einem Augenzwinkern fort.
Da brodelte es im Saal, und das wird auch die Veranstalter gefreut haben. Eventmanager Peter Jumpertz und Saalbesitzer Peter Kappertz wurden immer wieder in höchsten Tönen gelobt für ihr „mutiges Engagement in so schwierigen Zeiten“. Und Aachim Monnartz, „breakfast4kids“ konnte sich gleich doppelt über den Erfolg freuen. Denn sein Verein soll von dem Erlös des Abends profitieren. „Wir haben 2008 ganz klein angefangen, heute verteilen wir 963 Pausenbrote“, erzählte er. Und damit das auch in Zukunft funktioniert, sei der Verein nach wie vor auf Spenden angewiesen. Ein Grund mehr also für die Veranstalter, die Öcher Comedy Night auf keinen Fall ins Wasser fallen zu lassen. Dass auch Jürgen Beckers alias Jürgen B. Hausmann den Weg auf die Bühne im Saalbau Kappertz gefunden hat, ließ ihn selbst schmunzeln: „Früher haben sie mir immer gesagt: ‚Du kommst über Mariadorf nicht hinaus.‘ Und jetzt bin ich schon in Rothe Erde.“
„Der Schwatte kommt zum Schluss.“ Mit diesen Worten eroberte Dave Davis als „echter Kölscher Jong“ die Bühne für sich. Dass die Menschen in einem Land, „in dem das Wasser aus der Wand kommt“, griesgrämig dreinschauen, werde ihm auf ewig ein Rätsel bleiben, meinte er. Und mit den Zitaten seines Opas brachte er ein Stück afrikanische Weisheit in den Saal. „Der Afrikaner hat nichts zu lachen, aber ist trotzdem glücklich“, sagte er und gab seinem Publikum mehr als einen guten Rat mit auf den Weg. Seine Performace erwies sich als eine Art Schnellkurs im Glücklichsein. „Stellt euch vor den Spiegel und sagt euch: ‚Ich bin eine geile Sau‘“, so lautete einer seiner Ratschläge. „Und wenn du hast den Finger in dem Mund von deinem Feind, dann hau ihm nicht auf den Kopf“, war nur einer der vielen Tipps seines Opas, die das Publikum hier und da ein wenig ratlos zurückließen.
Humor und gute Laune standen im Vordergrund an diesem Abend. Und um es mit den Worten von Jürgen B. Hausmann zu sagen: „Wir sind doch alle froh, dass wir einfach mal so lachen können.“ Und dazu haben auch nicht zuletzt Tobias Freudenthal und der Deutschlehrer „Herr Schröder“ beigetragen. Dass der etwas verpeilt daherkommende Lehrer sich mit Ron einen jungen Schüler als gelegentlichen Gesprächspartner aus dem Publikum gepickt hatte, machte seinen Erfahrungen im „Online-Teaching“ noch authentischer. Er hatte bei all seinen frisch gewonnenen Erkenntissen vor allem auch ein Problem: „Wie soll ein Lehrer Autorität austrahlen, wenn ihm unter der Maske ständig die Brille beschlägt?“