Ernüchternde Bilanz : Einzelhandel bitter enttäuscht vom bisherigen Weihnachtsgeschäft
Aachen Auch das dritte Adventswochenende bringt für den Einzelhandel in der Region keine positive Wendung. Die Bilanz fällt ausgesprochen negativ aus.
Der Hinweis „besetzt“ an einem Parkhaus in der Innenstadt hält nicht, was er verspricht. Die zwischenzeitlich ausgebuchte Garage ist kein Synonym für volle Kassen, volle Einkaufszonen und kaufwillige Kunden. Im Gegenteil. Die Bilanz des Einzelhandels für den vergangenen Samstag fällt erneut ernüchternd aus. Eine Umfrage des Einzelhandelsverbandes ergab, dass fast die Hälfte der Geschäfte mit ihrem Umsatz sogar noch deutlich unter dem des – auch nicht rosigen – zweiten Adventsamstags lag. Auch der verkaufsoffene Sonntag in Aachen verlief für den Handel weitgehend enttäuschend.
Laut Jörg Hamel, Geschäftsführer des Handelsverbandes Aachen-Düren-Köln, klagten alle befragten Händler über zu niedrige Kundenfrequenzen zum Abschluss einer ohnenhin schon schwachen Verkaufswoche vor dem 3. Advent. Unter normalen Umständen war dieser Samstag stets der verkaufsstärkste in der Vorweihnachtszeit. „Aber die Vorrausetzungen sind eben alles andere als normal“, so Hamel.
Ein Hemmnis eines entspannten Einkaufsbummels sei sicherlich die 2G-Regel. Jeder Geschäftsinhaber ist angehalten, die Kunden zu kontrollieren. Händler berichteten laut Hamel davon, dass Kunden am Geschäftseingang wieder kehrt machten mit der Bemerkung, dass ihnen die Kontrolle zu aufwendig wäre, um zum Beispiel nur ein T-Shirt zu kaufen. Natürlich gebe es auch die anderen Fälle: Kunden, die gerne ihren Impfstatus vorzeigen und beim Einkauf einen entspannteren Eindruck hinterlassen, als wenn es diese Regel nicht gäbe. Übrigens: Laut Hamel hatten sich am Samstag auch Kunden beschwert, dass die 2G-Regelung eine Idee der Geschäftsleute sei. „Es gibt Kunden, die uns wütende E-Mails schreiben, in denen sie den Handel verteufeln und ankündigen, nie mehr im stationären Einzelhandel einzukaufen“, so Hamel.
Der Aachener Handel will die Situation entspannen. Er setzt darauf, dass die sogenannte Bändchenregelung für eine deutliche Verbesserung sorgt. Wie berichtet, hatten sich Handel und Stadt darauf geeinigt, an Kunden, die die Voraussetzungen erfüllen, Bändchen auszugeben, die den 2G-Nachweis dokumentieren. Diese Armbänder sind dann drei Tage gültig.
Ob und wie das funktioniert, muss sich laut Till Schüler, Vorstand des Märkte und Aktionskreises City (MAC), jetzt zeigen. Die Aktion ist am Samstagmittag angelaufen, vor allem die Interessengemeinschaften der Händler in der City hätten großes Interesse gezeigt und die Bändchen an ihre Mitglieder verteilt. Jetzt setze man darauf, dass die Kunden bei der Aktion auch mitziehen und die Shopping-Lust gesteigert wird, so Schüler am Sonntag. Die ersten Signale jedenfalls seien positiv.
MAC und die städtische Wirtschaftsförderung stehen dem Handel beratend zur Seite. Händler, die sich an der Bändchenaktion beteiligen wollen, können sich per Mail (info@mac-aachen.de oder wifoe@mail.aachen.de) melden. Mit der Ausgabe der nummerierten Bändchen erfolgt eine Unterweisung durch den MAC. Die Bevollmächtigten des Handels quittieren „ihre“ Bändchen und übernehmen für die Ausgabe in ihrem Geschäft die Haftung über die sachgemäße Handhabung.
Viele Händler erhoffen sich nun, dass in den letzten Tagen vor dem Weihnachtsfest die Nachfrage nach den klassischen Geschenken noch einmal ansteigen wird. Vielleicht, so Jörg Hamel, seien viele Kundinnen und Kunden noch nicht in der passenden Weihnachtsstimmung, „sich um die Geschenke für die Liebsten zu kümmern“. Dies gehe einher mit dem Trend aus den vergangenen Jahren, die Weihnachtsgeschenke immer später zu kaufen. Sollte sich die Hoffnung bewahrheiten, brauchten die Händler ihre Prognosen nicht von Tag zu Tag nach unten zu korrigieren. „Es bleibt die Hoffnung auf einen Endspurt ...“