Siegerentwurf aus Kleve und Köln : Den Dom ins rechte Licht rücken
Aachen Die Innenbeleuchtung im Aachener Dom hat nach rund 40 Jahren ausgedient. Doch der Einbau einer neuen Anlage erweist sich als sehr komplex. Mit einem Wettbewerb für Architekten und Lichtplaner will das Domkapitel diese Herausforderung meistern. Der Siegerentwurf stammt aus Kleve und Köln.
Eins ist mal klar, mit einem Satz neuer Kerzen für den Barbarossaleuchter ist es nicht getan. Das Vorhaben, den Aachener Dom innen wieder ins rechte Licht zu rücken, erweist sich als wesentlich komplizierter. Immerhin: Ein erster Schritt hin zu einer neuen Beleuchtungsanlage ist jetzt getan. Ein vom Domkapitel ausgeschriebener Wettbewerb für Architekten und Lichtplaner ist entschieden. Der Siegerentwurf stammt aus Kleve und Köln. Das hat Dombaumeister Helmut Maintz am Dienstag mitgeteilt.
„Das Thema einer neuen Beleuchtung begleitet uns ja schon länger“, sagt Maintz beim Ortstermin im Dom, denn die derzeitige Anlage sei nun bereits 40 Jahre alt und habe ausgedient. „Wir bekommen schon teilweise keine Lampen mehr dafür“, sagt der Dombaumeister. An vielen Stellen müsse mit zum Teil völlig ungeeigneten Leuchten „gefrickelt“ werden, damit die Dombesucher überhaupt noch was sehen könnten. Also müsse eine neue her. Doch das erweise sich wegen der baulichen, denkmalpflegerischen und technischen Anforderungen, die das Weltkulturerbe Aachener Dom an eine neue Beleuchtung stellt, als höchst komplexe Herausforderung.
Außerdem solle die Beleuchtung nicht nur künstlerisch wertvoll, sondern auch liturgietauglich sein. Oder wie es Helmut Maintz ausdrückt: „Die Gottesdienstbesucher sollen ja noch in ihrem Gotteslob lesen können und die Zelebranten sollen nicht geblendet werden.“
Diese Herausforderung angenommen haben schließlich elf Teams von Architekten und Lichtplanern, die sich an dem Wettbewerb beteiligt haben. Ihre Beiträge sind nun im Kreuzgang Süd des Domes ausgestellt.
Bei der Fachjury – bestehend unter anderem aus dem Dombaumeister selbst, seinen Kollegen aus Münster und Essen, sowie Vertretern von Domkapitel, Landschaftsverband und Denkmalschutz – durchgesetzt hat sich schließlich der gemeinsame Entwurf des Büros Hermanns Architekten aus Kleve sowie der Kölner Lichtplaner Quodt Light Life.
„Hermanns Architekten haben bereits die Beleuchtung des Doms in Münster umgesetzt“, berichtet Maintz von deren Referenzen, die bei der Entscheidung der Fachjury allerdings keine Rolle spielten. Denn die Beiträge wurden anonym eingereicht. Überzeugt habe die Jury vielmehr, so Maintz, dass dieser Entwurf die Beleuchtung der Chorhalle in die Säulen integriert und von frei pendelnden Lampen über Altar, Marien- oder Karlsschrein absieht. „Die Mitte bleibt frei“, so Maintz.
Rund 120 LED-Lichtquellen sieht der Siegerentwurf allein für Chorhalle und Oktogon sowie Sechzehneck vor. Der Dombaumeister umschreibt den Entwurf als „zurückgenommen, aber effektiv“.
Ob aber der Siegerentwurf so oder so ähnlich oder überhaupt nicht umgesetzt wird, das steht laut Helmut Maintz noch gar nicht fest. Er wolle sich nun zeitnah mit den Siegern treffen, um über die Realisierung des Entwurfs zu sprechen. Und dabei seien noch sehr viele offene Fragen zu klären. Auch fehle noch eine sogenannte Bemusterung – also Originallampen, die vor Ort im Dom getestet werden. „Wenn es gar nicht klappt, müssen wir eben mit dem Zweitplatzierten weiterplanen“, sagt der Dombaumeister zur Vorgehensweise. Wenn es aber klappt, dann könne er sich vorstellen, dass schon zur Heiligtumsfahrt 2021 erste Teile der neuen Beleuchtung im Einsatz sein werden.
Einen Strich durch die zeitliche und finanzielle Rechnung könne allerdings die Verkabelung der neuen Lampen machen. Denn ob die alten Kabelstränge für die neue Anlage überhaupt gebraucht werden können oder ersetzt werden müssen, sei noch offen. „Ein zusätzliches Steuerkabel müssen wir auf jeden Fall neu verlegen“, sagt Maintz. Damit solle die Beleuchtung je nach Anlass – Konzert, Messe, Reinigung – angepasst werden. Die Frage dabei sei: wie? Denn Leitungen unter Putz zu verlegen sei in einem denkmalgeschützten Gebäude unmöglich. „Dann wäre ich meinen Job hier wohl schnell los“, sagt Maintz mit einem Augenzwinkern.
Für die Finanzierung der neuen Anlage ist das Domkapitel auf Spenden angewiesen, denn „der Einbau einer neuen Beleuchtung liegt außerhalb aller Denkmalfördertöpfe“, sagt Maintz. Selbst der Dombauverein könne nicht helfen, da er in seiner Satzung den Erhalt des Gebäudes festgeschrieben habe.
In einer ersten sehr groben Kalkulation rechnet Dombaumeister Helmut Maintz mit Kosten in Höhe von circa 350.000 Euro für Lampen, Herstellung und Montage – allerdings ohne neue Verkabelung.