Lousbergstraße : Die Zukunft der alten Klosteranlage ist wieder völlig offen
Aachen Die Politik ist offenbar uneins über einen möglichen Ankauf des denkmalgeschützten Objekts. Eine Abstimmung über eine Dringlichkeitsentscheidung hat der Rat abgesetzt.
Nachdem das Bieterverfahren für das Kloster an der Lousbergstraße gestoppt worden ist, herrscht weiter Unklarheit, wie es mit der seit zwölf Jahren leerstehenden Immobilie weitergeht. Offen ist insbesondere auch, ob sich die Stadt an einem möglichen neuen Verkaufsprozess überhaupt beteiligen wird. Denn eine nachträgliche Abstimmung über eine zuvor getroffene Dringlichkeitsentscheidung hat es am Mittwoch im Rat nicht gegeben.
Ob es im Rat in nichtöffentlicher Sitzung eine Mehrheit für das städtische Kaufgebot gegeben hätte, ist somit völlig ungewiss. Lediglich die Fraktionen von Grünen, Linken und Zukunft hatten sich klar für einen Ankauf des Klosters aus der Insolvenzmasse des einstigen Immobilienschwergewichts German Property Group und deren Tochterunternehmen ausgesprochen. Innerhalb von CDU und SPD scheint hingegen die Skepsis zu überwiegen. Bislang gebe es überhaupt kein Nutzungskonzept für das denkmalgeschützte Gebäude, bemängelt die SPD. Auch wisse man nicht, in welchem Zustand es sich befindet und welche Sanierungskosten auf die Stadt zukommen, heißt es aufseiten der CDU. Das von der Stadt abgegebene Gebot soll sich nur auf den Bodenwert der Immobilie bezogen haben.
Einen Zugang zur historischen Anlage können sich potenzielle Kaufinteressenten derzeit schwerlich verschaffen, weil sie seit knapp vier Monaten von überwiegend jungen Menschen besetzt ist. Zwischenzeitlich haben sich mehrere Initiativen in einem offenen Brief an die Stadt gewandt und dort auch die Einrichtung eines Stadtteilzentrums gefordert, mit dem ein kultureller und sozialer Begegnungsort geschaffen werden könnte. Studentische und gemeinnützige Initiativen wie das Eine-Welt-Forum oder auch die Lousberg-Gesellschaft haben Interesse signalisiert, die Räume für Veranstaltungen zu nutzen. In der Vergangenheit hat es allerdings auch schon mehrfach Überlegungen gegeben, dort neuen Wohnraum zu schaffen.
Seitdem die letzten Nonnen das Kloster im Jahr 2009 verlassen haben, ist die Anlage samt der großen Freiflächen allerdings nicht über den Status eines Spekulationsobjekts hinausgekommen. So wurde das jüngst eingeleitete Bieterverfahren von der mit dem Verkauf beauftragten Firma auch deshalb gestoppt, weil die Preiserwartungen nicht erfüllt werden konnten. Man wolle nun erst die illegale Besetzung beenden und dann einen neuen Verkaufsprozess starten, heißt es.
Die Linke kritisiert das als „Zockerei auf dem Lousberg“ und bezeichnet es als „ungeheuerlichen Vorgang“, dass sich damit selbst Insolvenzverwalter an Spekulationen auf Höchstgebote beteiligen würden. Sie unterstützt die Initiativen, die Interesse an einer Nutzung signalisiert haben und befürwortet eine schnelle Sanierung. Nichts setze der Gebäudesubstanz mehr zu als weiterer Leerstand.