Fotobeweis : Die Wildkatze in Aachen zu Hause
Aachen Nicht nur in der Eifel oder im Sauerland, auch in der Stadt Aachen ist die Wildkatze mittlerweile zu Hause. Das zeigen Aufnahmen, die der BUND im Aachener Stadtwald mit der Wildtierkamera aufgenommen hat.
Der Fotobeweis zeigt es: In Aachen leben Wildkatzen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Nordrhein-Westfalen hat das Vorkommen der Tiere im Aachener Stadtwald mit der Wildtierkamera dokumentiert, wie die Organisation jetzt mitteilte.
Bereits 2016 gab es laut BUND einen ersten Nachweis einer größeren Besiedelung durch Wildkatzen in diesem Gebiet. Seither sei der Zustand dieser kleinen Population aber nicht mehr beobachtet worden, heißt es. Deshalb platzierte der BUND mehrere Wildtierkameras im Wald.
Drei Wildkatzenbotschafter des BUND NRW und die Revierförster des Gemeindeforstamts Aachen kontrollieren die Kameras alle zwei Wochen. Und Wildkatzenbotschafter Stefan Eschweiler zeigt sich sehr erfreut, dass die Kamera das Vorkommen der Wildkatze beweist: „Das richtige Anbringen und die Kontrolle der Kameras kostet viel Zeit und Mühe. Da ist man froh, wenn man neben den Wildschweinen, Rehen und Füchsen auch die Wildkatze endlich nachweisen kann.“
Das Projekt wird noch mehrere Monate fortgeführt, um den Status der kleinen Population besser einschätzen zu können. „Wir wollen wissen, wie viele Wildkatzen in etwa in diesen Wäldern leben und ob diese auch Nachwuchs haben. Denn nur, wenn es Jungtiere gibt, fühlen sich die Wildkatzen richtig wohl und bleiben auch im Aachener Wald“, so Christine Thiel-Bender, Referentin Artenschutz des BUND in NRW.
Wildkatzen sind scheue und sensible Waldbewohner. Daher ist es wichtig, ihren Lebensraum so wenig wie möglich zu stören. Alle Aachener, die den Wald vor der eigenen Haustür genießen wollen, sollten immer daran denken, dass sie sich im Wohn- und Schlafzimmer der Wildtiere aufhalten, so die Naturschützer. Daher bittet der BUND darum, nicht die Wege zu verlassen und auch den Tieren Nachtruhe zu gewähren. Ebenso wichtig sei es, in der Zeit der Jungenaufzucht (April bis September) keine jungen Katzen aus dem Wald mitzunehmen. Denn Wildkatzenjunge sterben in menschlicher Obhut schnell aufgrund von Stress. Bei einem vermeintlich verlassenen Wildkatzenjungen sollte der BUND unter der Telefonnummer 0211/30200523 verständigt werden.
Die Wildkatze fühlt sich in „unaufgeräumten“, naturnahen Laubmischwäldern mit vielen Versteckmöglichkeiten am wohlsten. Im Aachener Stadtwald finden die Wildkatzen laut BUND genau diese Strukturen. „NRW hat das Glück, etwa zehn Prozent der deutschlandweit vorkommenden 5000 bis 8000 Wildkatzen zu beherbergen“, sagt Thiel-Bender. Die größten Vorkommen gibt es demnach in der Eifel, im Sauerland, im Egge- und Rothaargebirge.
Wildkatzen sind auf ein durchgängiges Netzwerk dieser Wälder angewiesen. „Ein deutschlandweites Netz an Naturlebensräumen ist ein Ziel, für das es einen langen Atem braucht – ein Generationenprojekt“, betont Christine Thiel-Bender. Flächen müssten langfristig für die Natur zur Verfügung gestellt und erhalten werden. Querungshilfen über Straßen müssen geplant und umgesetzt werden. „Doch die Arbeit lohnt sich. Die Wildkatze ist ein wertvolles Symbol für den Zustand unserer Natur“, erklärt Thiel-Bender.
Folgen für Mountainbiker?
Aus Sicht von Claus Mayr, Vorsitzender des Naturschutzbunds (Nabu) in Aachen, hat der Nachweis der Wildkatzenpopulation im Aachener Stadtwald Auswirkungen auf Eingriffe in den Wald. Die Wildkatze sei eine streng geschützte Art, die zudem sehr störungssensibel sei und ein ungestörtes Jagdrevier von bis zu neun Quadratkilometern benötige, sagt Mayr. Er ist überzeugt, dass dies den Spielraum für die von der Mountainbike-Szene geforderte Legalisierung von MTB-Trails im Wald weiter einschränken wird.
Wie berichtet, haben sich mittlerweile auch die sechs Fraktionen im Stadtrat die Position des Vereins Geländefahrrad Aachen weitgehend zu eigen gemacht und sich in einem gemeinsam eingebrachten Antrag für ein ausgeschildertes MTB-Netz im Stadtwald ausgesprochen. Durch den Nachweis der Wildkatzenpopulation könnte es nun noch schwieriger werden, ein attraktives Wegenetz aufzubauen.
[http://www.bund-nrw.de/wildkatze]