Alt-Aachener Bühne : Die Fans freuen sich auf die Rückkehr des Öcher-Platt-Theaters
Aachen „Va Kompes än anger Fisternöllche“: Die Alt-Aachener Bühne ist wieder zurück und feiert kommenden Sonntag Premiere. Es wird turbulent!
Ein großes Aufatmen rundum. „Die Bühne spielt wieder!“ Den Satz hat Thomas Muckel, zweiter Vorsitzender der Alt-Aachener Bühne, inzwischen häufig gehört. Und auch Birgit Thelens, erste Vorsitzende und Tochter von Leni Reißer, 82-jähriger Publikumsliebling, ist glücklich. „Theaterspiel ist ihr Jungbrunnen“, versichert die Tochter.
Zwei Jahre Corona-Zwangspause, das hat alle geschmerzt. Grillfeste und Weihnachtstüten – das Vereinsleben wurde dennoch gepflegt, auch das Öcher Platt. Aber es geht doch nichts über ein handfestes Stück, bei dem das Publikum zwei Stunden lang vergnügt sein darf.
Wenn „Va Kompes än anger Fisternöllche“ („Von Sauerkraut und anderen Kleinigkeiten“) am Sonntag, 9. April, 19 Uhr im Bürgersaal Roetgen (danach Eurogress Aachen und Stadthalle Alsdorf) über die Bühne geht, haben alle Herzklopfen – ganz besonders elf Neue im Ensemble.
Die Jüngste ist Anna Drews (24), Tochter der Vereinschefin und Enkelin von Leni Reißer. Einige ältere Mitglieder haben zudem beschlossen, sich zurückzuziehen. „Meine Tochter hatte schon lange den Wunsch, mit ihrer Großmutter auf der Bühne zu stehen“, erzählt Birgit Thelens. Damit wird eine Vereinstradition gepflegt, die viele nicht mehr kennen. Denn 1919 war die Alt-Aachener Bühne ein reines Frauen-Unternehmen, um Geld für die Ärmsten bei einer „Tellersammlung“ zu organisieren. Leni Reißers Mutter gehörte zu ihnen. Erst später kamen Männer hinzu.
Ziel war und ist es, Freude zu schenken und die Aachener Mundart zu pflegen. Das geschieht gemeinsam. „Wir haben keinen Regisseur, wir entwickeln so eine Produktion gemeinsam“, erklärt Muckel. „Da wird häufig überlegt, ob die Worte richtig ausgesprochen sind. Und da müssen es die Neuen lernen, dem Publikum nie den Rücken zuzuwenden.“
Was die Anfänger gleich erfahren: Ein Fragesatz auf Öcher Platt endet stets mit dem Absenken der Stimme. „Bei einem Fragezeichen würde man sie heben, nicht aber im Platt“, betont die Vorsitzende. Ziel ist es, ein „sauberes“ Platt zu sprechen, das den jeweiligen Charakteren angepasst ist.
Die Arbeit im Probenraum an der Lukasstraße ist oft fröhlich, man lacht sich solange kaputt, bis man überlegt: Werden die Zuschauer die Szene genauso lustig finden? Was zeitlos funktioniert, sind Verwechslungskomödien wie „Va Kompes än anger Fisternöllche“. „Das Publikum hat einen kleinen Wissensvorsprung, die Darstellerinnen und Darsteller tappen in Fallen, eigentlich ganz einfach“, lächelt Muckel. „Natürlich geht es immer noch darum, dass sich Paare finden.“ Ob Versprecher oder Stolperer: Alles gehört dazu, Improvisationstalent ist gefragt. Textunsicherheiten werden phantasievoll ausgeglichen.
Wichtig ist es, dass man für zwei, drei Stunden in eine andere Zeit abtauchen darf. Stehlampe, Sofakissen, Musikbox, Teewagen, Telefon mit Wählscheibe – genau, das sind die 60er/70er Jahre, die aufleben, auch in den Kostümen.
Das Stück entdeckte man beim Sortieren der gesammelten Dinge im Fundus – Autor unbekannt, aber damals bereits ein Erfolg. „Meine Mutter hat einmal das Kind gespielt“, lächelt Birgit Thelens. „Da muss es lange her sein.“ Alle Spielerinnen und Spieler der Alt-Aachener Bühne finden darin eine Rolle, das Rundum-Team mit Bühne, Technik, Maske und Kostümen ist fit.
Was Leute motiviert, sich einer Mundart-Bühne anzuschließen? „Ich wollte besser Öcher Platt sprechen und verstehen“, sagt dazu Ursula Gelück-Leymann (51), die sich vor kurzem entschlossen hat, aktiv mitzuwirken. „Ich war vorher schon Souffleuse. Es macht so großen Spaß.“
In den letzten Jahren habe eine Rückbesinnung auf Traditionelles stattgefunden, sagen die Vorstandsmitglieder. „Das begann 2014 mit der Installation von 500 Karlsfiguren zum Aachener Karlsjahr auf dem Katschhof, eine Aktion von Ottmar Hörl. Da fragten viele nach“, weiß Muckel. Er kennt andere, die den geheimen Wunsch haben, Schauspieler zu werden – hier können sie es realisieren und finden noch dazu Geborgenheit in einem aktiven Verein.
Alt-Aachener Bühne – da nicken alle – hat viel mit Heimatgefühl zu tun, mit den Liedern und dem Karneval. „Wir haben eine Geburtstagsfeier eingebaut, da singen wir alte Aachener Lieder, und alle dürfen mitsingen“, verspricht Muckel.