Nach dem Corona-Stopp : Die Bluegate-Baustelle läuft wieder
Aachen Nach wochenlangem Stillstand drehen sich auf der Großbaustelle von Bluegate am Hauptbahnhof wieder die Baukräne. Damit soll das Projekt, das unter anderem wegen der Corona-Krise Ende März ins Stocken geraten ist, weiter vorangetrieben und wie geplant bis Anfang 2022 fertiggestellt werden.
Das teilte Andreas Junius, Geschäftsführer der Basecamp GmbH, mit, die dort rund 300 Studentenappartements errichten und betreiben will. Basecamp ist eine Marke des „European Student Housing Fund“, der das Bluegate-Projekt erworben hat und nun gemeinsam mit dem Generalunternehmer Harfid verwirklicht.
Neben den Studentenappartements, die in zwei großen Baublöcken untergebracht werden sollen, sind noch ein Hotel mit rund 160 Zimmern, ein großer Bürokomplex, Geschäfte, Gastronomie sowie eine Tiefgarage für 219 Fahrzeuge und ein Fahrradparkhaus mit Platz für 400 Räder geplant. Insgesamt sollen nach heutigem Stand rund 90 Millionen Euro investiert werden.
Bluegate ist derzeit nicht nur eine der größten Baustellen der Stadt, sie zählt auch zu jenen, die wegen ihrer markanten Lage und ihrer problematischen Historie besonders kritisch beobachtet wird. Denn die Planungen für das umstrittene Gebäudeensemble, das auf dem rund 11.000 Quadratmeter großem Grundstück zwischen Zollamtstraße und Bahngleisen errichtet werden soll, haben vor mehr als sieben Jahren begonnen und sollten längst abgeschlossen sein. Immer wieder kam es jedoch unter verschiedenen Entwicklern zu Verzögerungen, was die Bau- und Planungsexperten in der städtischen Verwaltung und der Politik zunehmend argwöhnisch werden ließ. Immer offener wurde im Laufe der Jahre die Frage gestellt, ob sich das Projekt wohl rechne und von den Investoren überhaupt gestemmt werden könne.
So sorgte auch die jüngste Bauunterbrechung für einige Sorgenfalten. Gerüchte gingen, dass nicht etwa die Corona-Pandemie den Stillstand bewirkt habe, sondern dass wichtige Mieter abgesprungen seien. Dem widerspricht Junius allerdings vehement. Basecamp halte ohnehin an den Appartement-Plänen für Studenten fest, erklärt er. Und auch Holiday Inn Express stehe – trotz Corona – weiter als Mieter des an der Burtscheider Brücke geplanten Gebäuderiegels fest.
Einzig für den insgesamt 6000 Quadratmeter großen Bürokomplex, der in unmittelbarer Nachbarschaft zum Hauptbahnhof hochgezogen werden soll, sei ein großer, namhafter Mieter abgesprungen, so Junius. Dieser Teil sei jetzt wieder in der Vermarktung. „Die Leute sind zurzeit zögerlich beim Abschluss von Verträgen“, sagt er. Unter anderem wolle man nun nochmals Gespräche mit der Stadt führen, um der Verwaltung Büroräume anzubieten.
Zu derartigen Verhandlungen machte die Stadt auf Anfrage keine Angaben. Stattdessen verwies Stefan Herrmann vom Presseamt darauf, dass eigene Pläne für einen Erweiterungsbau am Verwaltungsgebäude Lagerhausstraße – also gleich gegenüber von Bluegate – wie gehabt vorangetrieben werden. Derzeit erarbeiten die Fachleute eine Entwurfsplanung, im Herbst soll der Politik eine erste Kostenberechnung vorgelegt werden. Der Vorsitzende des Planungsausschusses, Harald Baal, ließ bereits durchblicken, dass die Politiker kaum geneigt seien, sich bei Bluegate einzuquartieren und dafür die eigenen Baupläne zu stoppen.
Ob das Auswirkungen auf Bluegate hat, ist nicht abzusehen. Schwer zu erkennen ist zurzeit auch der immer noch eingeschränkte Betrieb auf der Baustelle. Derzeit werde mit kleineren Teams und mit größeren Abständen gearbeitet, erklärt Junius das Phänomen.