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Baustellen in Aachen: Der Zeitplan wird häufig nicht eingehalten

Baustellen in Aachen : Der Zeitplan wird häufig nicht eingehalten

Die nächste Großbaustelle steht an – mit weitreichenden Konsequenzen. Rund 13 Monate soll es in der Jakobstraße dauern. Doch die Zweifel an den Bauzeitplänen mehren sich.

Wenn Louke Rijnders vom Balkon auf die Straße hinunterschaut, dann sieht er Rot. Und Weiß. Nicht mehr Schwarz-Gelb sind die städtischen Farben, sondern Rot-Weiß. Baustellenmarkierung. Ein neues Markenzeichen der Stadt.

Louke Rijnders wohnt in unmittelbarere Nähe zur Merowingerstraße. Dort wird seit Mitte vergangenen Jahres gearbeitet. Also nicht durchgehend, wie Anwohner berichten. Aber zumindest ist die Baustelle immer da. Das Gute ist: Die Sache wird ein Ende haben. Und zwar schon bald. Noch in den nächsten Tagen soll alles fertig sein. Das Schlechte: Eigentlich sollte bereits Ende vergangenen Jahres Schicht sein. Aber auch diese Baustelle geriet aus dem Zeitplan. „Hier hat sich zusätzlicher Erneuerungsbedarf bei einigen Hausanschlüssen ergeben“, erklärt Vanessa Grein, Sprecherin der Regionetz. Auch die Witterung habe die Asphaltierungsarbeiten am Schluss verzögert.

Jetzt wird in der Jakobstraße zwischen Trichtergasse und Grabenring gebaut. Als Louke Rijnders dies in der Tageszeitung gelesen hat, hat er zur Feder gegriffen. Und seine Sicht der Dinge aufgeschrieben. Tenor: Vielem kann man glauben, den Bauzeitplänen in Aachen aber nicht. Und so prognostiziert er aufgrund seiner Erfahrungen an der Merowingerstraße auch für die Jakobstraße: Das dauert. Und zwar länger ... In seinem Bekanntenkreis werden schon Wetten abgeschlossen, in welcher Dimension der Zeitplan aus den Fugen gerät.

Unkoordiniert seien ihm die Arbeiten vor seiner Haustür vorgekommen, so Rijnders. „Direkt vor unserer Terrasse musste ich miterleben, dass dasselbe Loch fünfmal in kurzer Zeit geöffnet und wieder geschlossen wurde.“ Warum, so fragt Rijnders, werde nicht eine Baustelle erst einmal zügig abgearbeitet, bevor man an anderer Stelle die Straße aufreißt. Aachens Bauplaner sollten eine Dienstreise in die Niederlande unternehmen, um sich anzuschauen, wie zügig Straßenbau dort vonstattengehe.

 Logenplatz: Aus seiner Sicht zu lange musste Louke Rijnders den Blick auf die Baustelle Merowingerstraße „ertragen“.
Logenplatz: Aus seiner Sicht zu lange musste Louke Rijnders den Blick auf die Baustelle Merowingerstraße „ertragen“. Foto: MHA/Harald Krömer

In der Jakobstraße soll in zwei Bauabschnitten – vier und fünf Monate – gebaut werden. Kanal, Wasser, Strom, Glasfaser, Gas – es steht viel auf der Agenda der Regionetz. Anschließend richtet die Stadt den öffentlichen Verkehrsraum komplett neu her. Dafür sind vier Monate eingeplant.

„Bei unseren Baumaßnahmen können wir oft nur voraussichtliche Bauzeiten angeben“, erklärt Vanessa Grein. Gerade bei umfangreichen Maßnahmen könne es „durch verschiedene Faktoren zu Verzögerungen kommen“. Dazu gehörten archäologische Funde, Witterung oder erschwerte Bedingungen im Untergrund. Wie zum Beispiel bei der Salierallee. Da ging der Plan völlig daneben. Von Oktober 2018 bis Mai 2020 sollte gebaut werden, fertig ist die Regionetz jetzt erst Mitte dieses Jahres. Grein: „Erschwerte Bedingungen im Untergrund haben dazu geführt, dass neu geplant werden musste.“ Außerdem sei „zusätzlicher Erneuerungsbedarf in der Giselastraße und Ecke Eupener Straße festgestellt“ worden.

Mit den von der Regionetz beauftragten Dienstleistern gebe es langfristige Verträge, „die uns die nötigen Kontingente zur Fertigstellung der Maßnahmen zusichern“. Allerdings könne es vorkommen, „dass wir im Falle von akuten Störungen teilweise die Prioritäten verschieben und die Baufirmen zu den Notfällen schicken müssen“.

Lang erseht wird das Ende der Baustellenzeit zum Beispiel auch am Grünen Weg. Der ist seit Anfang 2020 gesperrt, was vor von Gewerbetreibenden massiv beklagt wird. Manch einer spricht von erheblichen Umsatzrückgängen, weil Kunden ausbleiben. Dass jetzt April 2022 von der Regionetz als Ende aller Sperrungen angenommen wird, mag etwas versöhnlich wirken. Aber: Auch der Zeitplan dieser Baustelle wurde mehrere Monate „verlängert“. „Es hat sich auch hier zusätzlicher Erneuerungsbedarf unter anderem bei Hausanschlüssen ergeben“, so Regionetz-Sprecherin Grein. „Über den gesamten Bauzeitraum spielte die Witterung ebenfalls eine Rolle.“

Übrigens: Nicht immer naht das prognostizierte Ende später. Die Regionetz wird auch früher als geplant fertig. Zum Beispiel in der Ludwigsallee. Statt Dezember 2021 rückten die Baufirmen bereits im Mai 2021 ab. Und dennoch bleibt die Allee Baustelle – weil die Stadt anschließend die Baustellenregie übernahm, um die Verkehrsfläche neu zu gestalten. Nur: Ein direkter Anschluss der städtischen Straßenbauarbeiten an die Regionetzarbeiten sei wegen der Kürze der Vorbereitung nicht machbar gewesen, hieß es im Juli 2021 bei der städtische Bauplanung. Erst einige Wochen später ging es dort weiter. Voraussichtliches Ende: Mai 2022.

Planmäßig ist ein Begriff, der in Sachen Baustellen offenbar nicht unproblematisch ist. Aber es gibt Gegenbeispiele. Beispiel Hohenstaufenallee. Beginn war im Oktober 2021, Ende ist September 2022. „Die Arbeiten verlaufen planmäßig“, sagt Vanessa Grein. Nach jetzigem Stand. Louke Rijnders bleibt sicher auch da skeptisch ...