Corona in der Städteregion : Der Aachener Tivoli wird erneut zum Abstrichzentrum
Aachen Die Corona-Zahlen in der Städteregion steigen weiter. Der 7-Tage-Inzidenzwert ist am Mittwoch auf 117 geklettert, in einigen Mitgliedskommunen liegt er noch weit darüber. Die Städteregion und die Kassenärztliche Vereinigung (KV) werden daher ab dem 1. November im Aachener Tivoli erneut ein Corona-Abstrichzentrum einrichten.
Es war Ende März, als die Krisenstäbe der Stadt Aachen und der Städteregion das Fußballstadion an der Krefelder Straße zum zweiten Kommunalen Abstrich-Zentrum erklärten. Am 1. November, gut sieben Monate später, soll im Fußballtempel wieder getestet werden: Die Städteregion wird gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung erneut ein Testzentrum einrichten. Das hat Michael Ziemons, Gesundheitsdezernent der Städteregion, am Dienstagabend im Rahmen einer von Redakteur Thorsten Pracht moderierten Diskussionsveranstaltung des „Freundeskreises“ von AZ/AN erklärt. Hintergrund für die Maßnahme sind die weiter steigenden Corona-Fallzahlen in der Region.
Wie Ziemons auf Anfrage unserer Redaktion erklärt, ist das „Gemeinsame Kommunale Abstrichzentrum“ (GAZ) für alle denkbaren Testfälle gedacht. Darüber hinaus kümmert sich das Gesundheitsamt um die Kontaktpersonen der ersten Kategorie sowie um Reihentests nach Ausbrüchen beispielsweise in Schulen und Kitas. Vor Ort wird ein Team der KV sein, „da arbeiten Hausärzte mit ihrem Personal“, so Ziemons. Die Kapazität werde dem Bedarf angepasst. Die Teams der Städteregion sind ebenfalls vor Ort, unterstützt vom Roten Kreuz, den Johannitern und den Maltesern. Die Öffnungszeiten des Testzentrums sind von 8 bis 18 Uhr angedacht, eine Anmeldung soll über ein Online-Formular möglich sein, das allerdings noch in Arbeit ist.
Alemannia soll weiter kicken
Ziemons betont, dass trotz der Einrichtung des Testzentrums ein Spielbetrieb für die Alemannia möglich sein soll. „Deshalb wird das GAZ auf die südliche Seite des Stadions verlegt, unterhalb der Stehtribüne“, sagt Ziemons.
Die erneute Öffnung eines zentralen Testzentrums ist dabei nur einer von mehreren Schritten, die die Städteregion gegen das Coronavirus unternimmt, wie Michael Ziemons betonte. So baut die Verwaltung derzeit die Kapazitäten im Gesundheitsamt weiter aus, um bei der Nachverfolgung von Corona-Kontakten nicht den Überblick zu verlieren. Das ist aufgrund der steigenden Zahlen nicht ganz leicht.
„Man kommt nicht immer hinterher, so wie man das gerne würde“, räumt Ziemons ein und rechnet vor, dass seine Kolleginnen und Kollegen teilweise mehrere Tausend Telefonate pro Tag führen müssten, um alle neuen Fälle und deren Kontakte abzuarbeiten. „Wir stellen derzeit neue Kollegen in Festanstellung ein“, sagt Ziemons, der gerne Menschen eine Arbeit geben möchte, die vielleicht durch die Corona-Krise ihren Job verloren haben. „Das können zum Beispiel Mitarbeiter von Reisebüros sein.“ Natürlich sollen die neuen Kollegen ihre nötigen Ruhezeiten haben, „aber wir brauchen Menschen, die im Prinzip sieben Tage die Woche telefonieren können“, betont Ziemons.
Warum die Zusammenarbeit mit dem Land NRW teilweise so schwierig sei, wollten die Leserinnen und Leser von Ziemons erfahren. „Wir müssen uns eng mit der Landeszentrale für Gesundheit abstimmen, und manchmal müssen wir uns auch mit den Kollegen dort streiten“, erklärt der Gesundheitsdezernent. Unter anderem über die Frage, warum die Maskenpflicht in der Aachener Fußgängerzone so ein „Flickenteppich“ sein muss, oder auf welcher rechtlichen Grundlage eine Sperrstunde um 23 Uhr eingeführt werden kann. „Dazu liegen uns leider immer noch keine klaren Aussagen vor. Manchmal wäre es einfacher, wenn wir selbstständig agieren könnte.“ Ziemons äußert jedoch auch Verständnis für die Situation der Kollegen auf Landesebene: Immerhin müsse die Corona-Lage in allen NRW-Kommunen koordiniert werden, „und nicht alle Kommunen sind so gut aufgestellt wie die Städteregion.“