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Für Menschen ohne Angehörige: Den letzten Weg bezahlt das Amt

Für Menschen ohne Angehörige : Den letzten Weg bezahlt das Amt

Auf dem Friedhof Hüls erinnert ein neues Denkmal an die Verstorbenen, für deren Beisetzung das Ordnungsamt aufgekommen ist.

Den letzten Weg bezahlt das Amt: In den vergangenen zwölf Monaten sind in Aachen 125 Menschen „von Amts wegen“ beigesetzt worden. Um ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof Hüls hat sich das Ordnungsamt gekümmert. Die Behörde hat auch die Beisetzung bezahlt, denn es waren, zumindest zunächst, keine Angehörigen zu finden, die sich um die Beerdigung hätten kümmern können.

Die Zahlen der Bestattungen „von Amts wegen“ steigen seit Jahren stetig. „Zwischen 20 und 40 Fälle kommen jedes Jahr dazu“, berichtet Elke Wartmann, zuständige Abteilungsleiterin im städtischen Fachbereich Sicherheit und Ordnung. Es kann viele Gründe geben, warum jemand am Ende seines Lebens ohne Angehörige dasteht. Es habe wohl viel mit der zunehmenden Vereinsamung zu tun, überlegt Wartmann. „Die Kinder wohnen oft ganz weit weg, Kontakte brechen ab.“

Die Bestattung von Amts wegen ist ein bescheidenes Begräbnis. „Als Behörde dürfen wir nur das Allernötigste tun“, sagt Wartmann. Das Allernötigste, das bedeutet in solchen Fällen in der Regel eine Erdbestattung und ein einfaches Holzkreuz auf einer der Trauerwiesen auf dem Friedhof Hüls. Zwei Gräberfelder sind mittlerweile schon voll.

Das die letzte Ruhestätte der von Amts wegen Bestatteten trotzdem auch schön und würdevoll aussieht, ist dem Arbeitskreis Bestattungskultur zu verdanken, in dem sich 2012 die beiden großen Kirchen, Ordnungsamt und Friedhofsverwaltung zusammengefunden haben. Seit 2013 organisieren sie jeden Sommer eine Gedenkfeier, mit der die Stadt an diese Verstorbenen erinnert. Jeder einzelne Name wird dann in der Trauerhalle vorgelesen. In den vergangenen beiden Sommern mussten die Feiern Coronavirus-bedingt allerdings ausfallen.

Der Arbeitskreis kümmert sich auch um ein Denkmal für die vereinsamt Verstorbenen. Für das zweite Gräberfeld, das seit August voll belegt ist, hat Steinmetz Ulrich Berghoff ein Namens-Denkmal gefertigt. Auf vier Stelen, die um eine zentrale Figur angeordnet sind, erinnern die eingravierten Namen an die 359 Menschen, die hier zwischen Juli 2018 und August 2021 auf Veranlassung des Ordnungsamts beigesetzt wurden.

Kleine Feier auf dem Friedhof

Am Dienstag, 23. November, 16 Uhr, wird das Denkmal mit einer kleinen Feier auf dem Friedhof Hüls offiziell eingeweiht. Eingeladen sind dann auch alle, die sich mit einem oder einer der Verstorbenen verbunden fühlen. Und das sind bei den Gedenkfeiern im Sommer gar nicht so wenige, wie Elke Wartmann berichtet: „Die Trauerhalle ist bei den Gedenkfeiern immer gut gefüllt. Das zeigt uns, dass wir mit diesen Veranstaltungen auf dem richtigen Weg sind.“

So nutzen zum Beispiel auch Nachbarn oder Bekannte die Gelegenheit, sich bei der Gedenkfeier von einem Verstorbenen zu verabschieden. Erfahren haben sie von dessen Tod manchmal erst aus der Anzeige mit den Namen der von Amts wegen Bestatteten, die das Medienhaus Aachen alljährlich veröffentlicht.

Auch wenn nur das Allernötigste getan werden darf: Jede Bestattung von Amts wegen schlägt inklusive Gebühren mit  rund 3000 Euro zu Buche. Das Ordnungsamt tritt bei den Kosten für die Beisetzung zwar in Vorleistung, erledigt ist die Angelegenheit damit aber nicht. „Wenn wir von einem Sterbefall ohne bekannte Angehörige erfahren, machen wir uns auf die Suche nach Verwandten“, erläutert Wartmann. „Meine Mitarbeiter leisten da Detektivarbeit.“ Gar nicht so selten würden auch tatsächlich Angehörige gefunden. „Rund ein Drittel der Fälle aber bleibt letztlich in der Verantwortung der Stadt.“

Am Dienstag allerdings geht’s nicht ums Geld, sondern um ein würdiges Gedenken für Menschen, die am Ende ihres Lebens ohne Angehörige waren. Treffpunkt zur Gedenkfeier ist der Haupteingang an den Friedhofshallen. Die geltenden coronabedingten Hygiene- und Schutzmaßnahmen müssen eingehalten werden, das Tragen einer Maske ist Pflicht.