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„Fischers Fritze“: Den Klimawandel tänzerisch erklärt

„Fischers Fritze“ : Den Klimawandel tänzerisch erklärt

Das Tanztheater Mobil bringt unter der Regie von Yorgos Theodoridis „Fischers Fritze“ auf die Bühne. Bei den Aufführungen wird ebenso kindgerecht wie tänzerisch der Klimawandel in den Fokus genommen.

Das ist schon ein seltsames Wesen, das da den Wellen entsteigt: Ganz schwarz mit einer seltsamen Blüte auf dem Haupt und voller Glitzer und Tand. Bei näherem Hinsehen zeigt sich, dass das Reste von Fischernetzen und glänzende Alufolie sind. „Ich komme von einer anderen Welt und suche Hilfe“, sagt das Wesen voller Verzweifelung. Und damit wären wir schon beim Thema.

Die Theaterproduktion „Fischers Fritze“ nimmt den Klimawandel und seine Folgen ins Visier und lässt dabei die Tiere sprechen. Der Eisbär, die Löwin, das Känguru und auch der Otter: Sie alle haben eine Meinung zu dem, was auf der Erde passiert. „Alles gerät aus dem Gleichgewicht, alles geht kaputt“, sagt der Otter, während die Löwin im Zoo ein Loblied auf den Menschen singt.

Und genau dieser Zoo wird laut Tanztheater Mobil zum „interkulturellen Spiegel unserer Gesellschaft und ihrem vielfältigen Umgang mit Migration“. Dieser Ansatz kam bei der Premiere im Space des Ludwig Forums jetzt sehr gut an. Als Familienstück ist „Fischers Fritze“ für Kinder ab sechs Jahren geeignet, und Tanztheater Mobil wird damit nun unter anderem durch Kitas und Schulen ziehen.

Aber damit ist es nicht getan. Es gehört zum Konzept des Tanztheaters, die Vorstellungen mit Workshops und Vorträgen zu ergänzen. So kam im Ludwig-Forum auch Professor Andreas Pfenning zu Wort, nachdem Pastikberge und Migrationsgedanken auf der Bühne das Publikum bereits nachdenklich gestimmt hatten.

Pfennig zeigte in seinen Ausführungen Handlungsstrategien auf, mit denen sich die Klimakatastrophe seiner Meinung nach noch abwenden ließe. „Wir wissen alles“, sagte er mit Blick auf die Ursachen der Erderwärmung und nannte schließlich die entscheidenden Kriterien, um den Prozess zu stoppen. Energiewende und vegane Ernährung sind nur zwei davon. Während Pfennig das Thema wissenschaftlich, aber dennoch verständlich erklärte, packt das Tanztheater die Sache ganz spielerisch an.

Der Flamingo, der zuckt und stottert, sowie dieses seltsame Wesen, das den Tiefen des Meeres entsteigt und sich verrenkt und windet und dreht, sorgen neben all den anderen Figuren beim Publikum im Ludwig-Forum für Begeisterung. Keine Frage, dass ihnen demnächst auch die Kita- und Schulkinder zu Füßen liegen werden. Aber wenn dieser freche Flamingo dann am Ende ganz dreist das Publikum fragt, wem wir denn nun diesen ganzen Plastikmüll vor die Nase setzen wollen, da zeigen sich auch die Zuschauer zunächst ein wenig ratlos.

Die gemeinsam mit dem Bildungsbüro der Städteregion organisierte Premiere von „Fischers Fritze“ ist der Auftakt zu einer Tournee durch Schulen und Kitas der Städteregion. Das Tanztheater Mobil mit CulturBazar als Trägerverein hat sich dabei längst einen Namen gemacht und erhielt im vergangenen Jahr den Integrationspreis der Stadt Aachen.