Parkhotel Quellenhof : Das Geheimnis im Zimmer 303 gelüftet
Aachen Quellenhof-Direktor Andreas Wieckenberg lüftet im Grandhotel Geheimnisse. Von 181 Zimmern bleiben nach dem Umbau rund 120 übrig. Was verbirgt sich dahinter?
Topsecret: Das gut gehütete Geheimnis ist hinter einer massiven Tür versteckt. Dritte Etage, Zimmer 303, Parkhotel Quellenhof: das Musterzimmer himmelblau. Komplett renoviert, klassisches Design, neues Mobiliar. Schräg gegenüber gibt es zwei ebenso neue Zimmer-Varianten in edlem Beige und zartem Grün. Fast ein Jahr nach der Übernahme des langjährigen Fünf-Sterne-Hotels in Eigenregie nimmt die Sanierung des in die Jahre gekommenen Hauses sichtbar Fahrt auf. Benedikt Jagdfeld (40), Chef der Deutschen Immobilien-Gruppe (DI-Gruppe) aus Düren, managt das Hotel im Auftrag einer Investorengesellschaft unter dem Fonds-Namen „DI Parkhotel Quellenhof Nr. 33 KG“.
Vor Ort an der First-Class-Adresse Monheimsallee führt Quellenhof-Direktor Andreas Wieckenberg (43) Regie. Er erlaubt erstmals einen Blick auf das, was kommt. Was überfällig war. Was den General Manager, der zuvor in Singapur, Washington, Las Vegas und Macao arbeitete, im vergleichsweise beschaulichen Aachen reizt? „Das Parkhotel Quellenhof verfügt über unvergleichliches Potenzial. Dieses mondäne Haus aus dem Jahr 1916 ist ein Schatz, den wir nun für die Aachenerinnen und Aachener sowie unsere Gäste aus aller Welt neu heben werden“, sagt er. Dass dazu eine viele Millionen Euro schwere Sanierung notwendig wird, hatte Jagdfeld bereits 2019 angekündigt.
Erste Schritte sind bewältigt. Die fünf Sterne hat der Quellenhof wie geplant offiziell abgelegt, Qualität und Noblesse will er hingegen zugewinnen. Von bislang 181 Zimmern und Suiten mit einer Größe zwischen 19 und 64 Quadratmetern werden etwa 120 bleiben. „Wir möchte unsere Gäste verwöhnen, die Zahl passt. Es geht um neues Ambiente und ein neues harmonisches Wohlfühlgefühl – nahbar, nicht abgehoben; und es geht natürlich um perfekten Service“, sagt Wieckenberg. Klasse statt Masse.
Seit dem Sommer fühlt sich der Quellenhof im Aufwind, die Buchungszahlen steigen, die 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – einige seit über 40 Jahren an Bord, andere ganz neu – genießen den Elan. „Aber da geht noch mehr“, schaut der Direktor optimistisch in die Zukunft. Die Lage ist so dynamisch wie die Zimmerpreise; je nach Wochentag und Zimmertyp zwischen 120 und knapp 500 Euro pro Nacht.
Der 900 Quadratmeter große Spa-Bereich mit Schwimmbad, Sauna, Fitnesscenter und Day Spa wurde bereits komplett renoviert. Inklusive (noch unrenoviertem) Konferenzareal umfasst dieser vor 20 Jahren erweiterte Hotelbereich 3122 Quadratmeter. Der Hauptbau, zuletzt 1998 und 1999 grundlegend modernisiert, umfasst gewaltige 18.848 Quadratmeter. Im kommenden Jahr stehen Lobby, Foyer, Kamin- und Teehalle auf dem Programm. Die Außenterrasse Richtung Kurpark war zuvor bereits mit augenfälligen roten Schirmen erneuert worden. Die grünen Außenanlagen hat der Quellenhof im Schulterschluss mit Beschäftigten der Lebenshilfe Aachen neu bepflanzt.
„Der genaue Fahrplan wird gerade abgestimmt, wir werden nichts überstürzen, haben uns auch in den Corona-Lockdown-Monaten nicht hetzen lassen“, erklärt Wieckenberg. Die Musterzimmer sind nun von fast zeitloser Schönheit. Die typische Quellenhof-Essenz bleibt, bekommt aber mehr Farbe. Die Wände in helle Töne getaucht, die Möbel wertig. Blumenornamente auf feinen Stoffen zieren die hohen Kopfseiten der Betten, auf denen Dutzende Kissen thronen. Polstermöbel, Marmortische und edle Accessoires unterstreichen den Anspruch des Hotelpalasts. Die Badezimmer behalten ihr elegantes Design, werden renoviert.
„Jedes Zimmer erhält eine individuelle Note, die Zuschnitte sind ja auch alle unterschiedlich. Wir wünschen uns farbliche Leichtigkeit, aber dennoch klassisch mondänes Ambiente“, erläutert der Chef. Diese gestalterische Gratwanderung ist der Familie Jagdfeld schon vor gut 20 Jahren bei der damaligen Verjüngungskur gelungen. Das Design stammt aus eigener Feder. Stück für Stück werden die Zimmer nun umgebaut, einige auch zusammengelegt, andere aussortiert.
Das Restaurant im Quellenhof ist mit Spitzenkoch Norman Fischer unter neuer Leitung, es heißt jetzt „Quellenhof Bistro“. Die benachbarte „Elephant Bar“ rechts vom Hauptportal konserviert indes ihren kolonialen Stil. „Wir wünschen uns wieder mehr Aachenerinnen und Aachener im Haus; zum Essen, zu einem Kaffee oder einem Drink. Natürlich auch zu Familienfeiern. Wir möchten keine Hemmschwellen“, betont der Quellenhof-Direktor. Die anstehenden Umbauarbeiten bewältigt man im laufenden Betrieb. Die Gäste, derzeit mehr Genusstouristen als Geschäftsleute, bemerken davon laut Wieckenberg nichts. „Das Haus ist glücklicherweise groß genug; wir können die Handwerker gut steuern, die sieht man eigentlich nicht“, sagt der 43-jährige Boss im Haus.
Wieckenberg sprüht vor Energie. Die wünscht er sich auch im Umfeld. Bei der Generalsanierung des Kurhauses für das Eurogress nebenan, in Sachen Sicherheit und Sauberkeit im Kurpark – und vor allem für den direkten Fußweg der Hotelgäste von der Monheimsallee Richtung historische Altstadt, besonders abends. „Da erhalten wir zuweilen kritische Rückmeldungen unserer Gäste.“
Rund 55.000 Übernachtungen zählte der Quellenhof früher pro Jahr, war durchschnittlich zu 60 Prozent belegt. „Wir waren tatsächlich auch in diesem Jahr an einzelnen Tagen ausgebucht“, freut sich Quellenhof-Direktor Andreas Wieckenberg. Die Anziehungskraft wächst wieder, die Neugier auf den Wandel des Grandhotels auch. Wann der Umbau beendet wird? Das bleibt noch topsecret.