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Coronavirus: Eissporthalle in Aachen wird zum Impfzentrum

Aachener Soers : Eissporthalle wird zum Corona-Impfzentrum

Die Aachener Eissporthalle wird zum Corona-Impfzentrum der Städteregion Aachen. Das steht seit Montagmittag fest, wie Gesundheitsdezernent Dr. Michael Ziemons unserer Redaktion bestätigte. Bis zu 2500 Menschen sollen hier ab Mitte Dezember täglich geimpft werden.

Jetzt könnte alles ganz schnell gehen. Noch in diesem Jahr will das Pharmaunternehmen Biontech mit Hauptsitz in Mainz seinen Impfstoff gegen das Coronavirus auf den Markt bringen. Nach Angaben der Städteregion Aachen sollen in Nordrhein-Westfalen eine Million Impfungen zur Verfügung stehen. Da von dem Biontech-Impfstoff pro Patient zwei Dosen benötigt werden, können also insgesamt 500.000 Menschen noch 2020 gegen Corona geimpft werden.

Wie die Impfdosen innerhalb des Landes verteilt werden, stehe noch nicht genau fest, sagt Michael Ziemons. „Doch die Kommunen haben der Landesregierung vorgeschlagen, den Impfstoff verhältnismäßig zur Einwohnerzahl zu verteilen.“ Damit man in Aachen und dem Altkreis darauf vorbereitet ist, soll das Impfzentrum bereits in zwei Wochen fertig sein. „Aktuell wird die Eisfläche in der Eissporthalle abgetaut. Damit das schneller geht, sind derzeit große Heizlüfter im Einsatz. Und mithilfe eines Messebauers werden wir das Gebäude entsprechend umbauen“, sagt Ziemons.

Die Logistik hinter so einem Impfzentrum ist enorm: Der Impfstoff wird vom Hersteller in konzentrierter Form geliefert und muss bei -80° Celsius gelagert werden. „Wir arbeiten da mit einem regionalen Apotheker zusammen, der das für uns übernimmt“, berichtet Ziemons. Aus dem Konzentrat müssen dann die einzelnen Impfdosen hergestellt – und spätestens sechs Stunden später verabreicht werden.

„Das Verabreichen passiert dann in der Eissporthalle, nachdem die Patientinnen und Patienten ausreichend aufgeklärt und informiert wurden“, sagt Michael Ziemons. Und nach der Impfung – ein kleiner Pieks – muss jeder noch mindestens 30 Minuten vor Ort bleiben, um eventuelle Reaktionen auf den Impfstoff abzuwarten. Die Patienten – das sind in diesem Fall die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Pflegeeinrichtungen in der Städteregion. Sie und die Bewohnerinnen und Bewohner der Heime, insgesamt sind das 12.500 Personen, hat das Gesundheitsamt auf eine „Priorität 1“-Liste gesetzt, sie sollen also als Erste geimpft werden. Hinzu kommen noch die Mitarbeiter aus den Krankenhäusern, diese werden aber im jeweiligen Krankenhaus geimpft.

Da Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen erwartungsgemäß nicht alle zur Eissporthalle kommen können, wird die Städteregion, ähnlich wie bei den Corona-Tests, auf mobile Teams setzen. „Diese werden dann in den Heimen die Impfungen durchführen“, sagt Ziemons. Egal, wo geimpft wird: Fest steht, dass jeder zwei Mal gespritzt werden muss. „Der Biontech-Impfstoff funktioniert so, dass man 21 Tage nach der ersten Impfung eine zweite Dosis braucht“, sagt Ziemons.

Wie groß aber die erste Impfstoff-Charge für die Städteregion sein wird, und wer letztlich die ersten Impfungen bekommen wird, steht noch nicht ganz fest. „All das entscheidet das Land NRW, und an diese Vorgaben werden wir uns dann natürlich halten“, betont Ziemons.

Das Gesundheitsamt geht derzeit davon aus, dass die Eissporthalle mindestens bis Juni des kommenden Jahres als Impfzentrum herhalten muss. „Wir hoffen, in dieser Zeit alle Menschen aus unserer Prio-1-Gruppe geimpft zu haben“, erklärt der Gesundheitsdezernent. Er schätzt, dass aber bereits ab März 2021 genügend Impfstoff vorhanden sein wird, damit auch Hausärzte die „vulnerablen Gruppen“ impfen können, die nicht in einem Pflegeheim leben. „Es gibt ja auch eine große Anzahl von Menschen, die zur Risikogruppe zählen, aber noch zu Hause leben“, sagt Ziemons.

Bis die übrige Bevölkerung, also alle, die zu keiner Risikogruppe gehören, geimpft werden, werde es sicherlich Sommer 2021, glaubt Ziemons. „Alles hängt natürlich davon ab, dass es für den Biontech-Impfstoff tatsächlich in den kommenden Wochen auch die nötige Zulassung gibt. Aber da bin ich guter Hoffnung.“

Guter Hoffnung ist – durch den Deal mit der Städteregion – auch Sascha Koullen, Chef der Eissporthalle. Die hatte nämlich wegen der Coronavirus-Pandemie im November erneut den Betrieb einstellen müssen. Koullen hatte aus Sorge vor dem Bankrott daraufhin eine Petition gestartet, die mehr als 4000 Menschen unterzeichnet hatten. „Das ist zwar nicht das, was wir eigentlich mit unserer Halle vorhaben“, sagte Koullen im Gespräch mit unserer Zeitung, „aber so werden wir wenigstens überleben.“