1. Lokales
  2. Aachen

Carolus Thermen in Aachen investieren Millionen Euro

Wellness-Boom : Mehr Gäste in den Carolus Thermen, aber noch bleiben Defizite

In die Carolus Thermen fließt seit 2016 immer mehr Geld. Aber das zahlt sich jetzt aus – finden sogar Ex-Konkurrenten.

Die Besucherzahlen bringen Björn Jansen nicht ins Schwitzen. Der Kur- und Badedirektor freut sich in den Carolus Thermen über den Aufwärtstrend. Der allerdings ist teuer erkauft. Die kalte Dusche in der Saunalandschaft an der Passstraße: Das jährliche Defizit steigt im Wellnesstempel in Millionenhöhe. Die sogenannte Verlustübernahme – also das von der Stadt auszugleichende Bilanzminus der Carolus Thermen – betrug vergangenes Jahr 2,37 Millionen Euro. Im Jahr 2017 waren es 2,8 Millionen, im Jahr 2015 noch eine Million Euro weniger. Thermen-Chef Jansen ist trotzdem optimistisch. Denn die Branche boomt – was auch Stamos Papas (Roetgen Therme) und Manfred Wirtz (Saunapark Würselen) bei einem gemeinsamen Gespräch auf Anfrage unserer Zeitung bestätigen.

„Wir verzeichnen alle Zuwächse um die zehn Prozent bei den Besucherzahlen“, betont Jansen. Die Talsohle sei durchschritten. Es gehe bergauf. „Weil sich die Unternehmer der Wellness- und Sauna­branche in der Städteregion Aachen nicht mehr wie früher gegenseitig mit Kampfpreisen beschießen“, sagt Jansen. „Aus erbitterten Konkurrenten sind hier Partner geworden. Wir fahren gemeinsame Kampagnen, werben im Schulterschluss – und das zeigt Wirkung“, sagt Papas. „Unsere Gäste reisen seltener zu der durchaus starken auswärtigen Konkurrenz nach Köln, Düsseldorf, Euskirchen oder in die Niederlande“, sagt Wirtz.

Pro-Kopf-Zuschuss sinkt

Exakt 360.443 Gäste zählte Jansen in Aachen im Jahr 2018. Das sind knapp 30.000 mehr als in den beiden Vorjahren. Zuletzt war die 360.000er-Marke vor zehn Jahren geknackt worden. Papas begrüßte in Roetgen knapp 73.000 Saunagäste, Wirtz in Würselen fast 30.000. Die beiden Privatunternehmer sind zufrieden, Jansen auch. Denn der Pro-Kopf-Zuschuss der öffentlichen Hand pro Bade- und Saunagast in den Carolus Thermen sinke von 8,41 Euro pro Besucher im Jahr 2017 auf unter sechs Euro im laufenden Jahr 2019. In „normalen“ Schwimmbäder muss die Kommune deutlich höhere Beträge zuschießen, im Kulturbereich – etwa im Theater Aachen – ohnehin ein Vielfaches.

Für Björn Jansen zählt, dass der enorme Sanierungsstau, den er vorgefunden hat, Jahr für Jahr weiter abgebaut wird. Rund vier Millionen Euro hat er in seinen drei Amtsjahren als Kur- und Badedirektor investiert: vor allem für den Komplettumbau des Saunabereiches, moderne Duschen und die Erneuerung der Wasseraufarbeitung. Rund zwei Millionen Euro gibt der Chef dieses Jahr aus – die Küche im Wellnesstempel benötigt aufgrund schärferer behördlicher Auflagen ein neues Abluftsystem und ein neues Abwassersystem. Zudem müssen etliche an- und durchgerostete Rohrleitungungen unter der 6000 Quadratmeter großen Badelandschaft, die 2001 eröffnete, saniert werden. „Der Aufwand ist immens, lohnt sich aber“, sagt Jansen.

Wirtz und Papas stimmen zu. Die hohe Qualität der Wellnesseinrichtungen in der Städteregion spreche sich eben herum, was direkte Auswirkungen auf die Auslastung habe. Die mageren Carolus-Jahre 2015 bis 2017 seien auf die Umbaumaßnahmen zurückzuführen. „Da haben wir übrigens gegenseitig die Gäste über entsprechende Rabattaktionen weiterempfohlen. Alle sind zurückgekommen“, erklärt Jansen. Da spiele es nur eine untergeordnete Rolle, dass die zeitweise angebotenen Kombi-Tickets für mehrere Saunas nicht den erhofften Anklang gefunden hätten. Die Gäste sind trotzdem da. „Sie werden zudem jünger, das ist unübersehbar“, erläutert Papas. „Wir merken, dass sich der Tourismus in unserer Region prächtig entwickelt. Es kommen mehr Tagesgäste, es gibt mehr Hotelübernachtungen. Davon profitieren wir alle“, sagt Wirtz.

Während Papas und Wirtz darauf angewiesen sind, unterm Strich Gewinn zu machen, gilt das für Jansen nur bedingt. Die Carolus Thermen gehören der Öffentlichkeit. Schon allein die ständig wachsenden Personalkosten und die höheren Instandsetzungsaufwendungen verhindern den komplett wirtschaftlichen Betrieb. Wobei es gar keine Gewinnabsicht gibt. „Die Carolus Thermen sind nicht erdacht, gegründet und in Betrieb genommen  worden, um die privaten Saunabetreiber steuerlich subventioniert in den Ruin zu treiben. Im Gegenteil: Die Carolus Thermen führen die fast 2000-jährige Badetradition in Bad Aachen fort – so dass alle durch die erhöhte Anziehungskraft attraktiver Freizeitangebote in der Städteregion Aachen Vorteile haben“, führt der Kur- und Badedirektor aus. Rund sechs Millionen Gäste – ein Drittel in der Saunalandschaft, zwei Drittel im Bade- und Wellnessareal – strömten schon in die Carolus Thermen. Viele davon natürlich wiederholt.

Und viele besuchen die rund 2000 Quadratmeter große Roetgen Therme mit ihren weitläufigen Außenbereichen und den Saunapark Würselen auf rund 1800 Quadratmetern. Hier fühlen sich zudem bis zu 600 Reha-Gäste pro Woche in verschiedenen Kursen wohl. So komme jeder auf seine Kosten. „Die Kehrtwende ist geschafft. In der Zusammenarbeit der Betriebe und bei den Gästezahlen“, sagt Jansen. So geraten nur die Besucher ins Schwitzen, nicht die Betreiber. Und der Steuerzahler zahlt künftig – auch dank niedriger Zinsen – noch weniger drauf, damit die Thermen flüssig bleiben...