Unfall mit Fahrerflucht : Auf der Jagd nachts im Wald von einem Raser angefahren
Aachen Es ist ein eher ungewöhnlicher Jagdunfall: Ein Jäger ist im Aachener Wald angefahren worden. Er wollte ein Auto stoppen, weil dieses nachts durch den Wald gerast sei. Der Autofahrer beging Fahrerflucht, der Jäger hatte riesiges Glück.
Knapp 60 Stunden nach dem Schock kann Sascha Meisler zwar schon wieder lachen, doch die Erinnerung an den Unfall pumpt ihm immer noch schnell wieder das Adrenalin durch die Adern. Man merkt, wie es ihn aufwühlt, noch einmal das zu schildern, was er am vergangenen Samstag gegen 22.30 Uhr erlebt hat. Zumal direkt hier an der Unfallstelle, auf dem Buchweg am Waldrand oberhalb des Aachener Ortsteils Vaalserquartier und unterhalb des Dreiländerpunktes.
Denn dort wurde der Jäger von einem mysteriösen Fahrzeug, das nach seiner Schilderung mehrfach den unbefestigten und rutschigen Waldweg hinauf und hinunter gerast war, angefahren – und hatte dabei ein ganz besonderes Glück im Unglück. Denn nur weil er im richtigen Moment geistesgegenwärtig hochsprang, vermied er vermutlich, dass der Wagen ihn überrollte. Der Jäger prallte auf die Motorhaube, rollte über Windschutzscheibe und Dach und wurde ins Gebüsch geschleudert. „Ich bin froh, dass ich noch lebe“, sagt Meisler, der mit vergleichsweise leichten Verletzungen davonkam.
Dass der Jäger so spät abends im Wald unterwegs ist, ist in diesen Wochen fast an der Tagesordnung. Die Wildschweine sind aktuell für die Landwirte eine enorme Plage, so dass Hans Ebert, der Jagdpächter in diesem Gebiet des Waldes, Abhilfe schaffen muss. Deshalb saß Sascha Meisler an jenem Samstagabend mal wieder auf seinem Hochsitz am Rand eines Feldes, der von der Unfallstelle gerade einmal einen Steinwurf entfernt ist.
Laut aufheulende Automotoren
Und dann habe er plötzlich diesen laut aufheulenden Motor gehört und gesehen, wie ein Auto mit Fernlicht über den Buchweg den Berg hinauf gerast sei, erzählt er. Kurz darauf sei der Wagen den Weg wieder heruntergekommen – ebenfalls mit überhöhter Geschwindigkeit. Ein paar Minuten später wieder hoch, dann wieder runter. Als der Wagen zum dritten Mal „den Berg hochraste“, wie er es beschreibt, verließ Meisler seinen Sitz und machte sich auf den Weg zum Buchweg.
Dazu muss man wissen, dass laut aufheulende Automotoren nicht zu den Dingen gehören, die Jäger mitten in der Nacht gut gebrauchen können. Das Wild war mit Sicherheit vertrieben und Meisler wollte sich vergewissern, „was für ein Geisteskranker da unterwegs war“, wie er sagt. Außerdem habe er Fotos machen wollen, um den Fahrer oder die Fahrerin später anzeigen zu können.
Zum Fotografieren kam er allerdings nicht mehr. Als er auf den Weg trat, sei der Wagen mit hohem Tempo um eine Biegung gekommen und auf ihn zugeschossen. „Der war so schnell wie man da im Dunkeln überhaupt nur fahren konnte“, sagt Meisler. „Ich konnte nicht mehr ausweichen, sondern nur noch hochspringen.“
Der Bremsversuch bleibt ohne Wirkung
Der Jäger berichtet außerdem, dass der Fahrer noch versucht habe zu bremsen, dies aber auf dem rutschigen Weg nahezu ohne Wirkung geblieben sei. Kennzeichen, Autotyp oder Farbe habe er wegen des grellen Fernlichts nicht erkennen können. „Ich kann nur sagen, dass es ein dunkler Lack war und kein SUV, sondern ein niedrigeres Auto, vielleicht ein Coupé.“ Und er habe noch gesehen, wie der Wagen nach dem Unfall weiterfuhr – nun ohne Licht.
Diese Fahrerflucht bringt Jagdpächter Ebert in Rage. „Der Mann hätte schwer verletzt sein können, da kann man doch nicht einfach weiterfahren“, sagt er. Doch Meisler fühlte sich zunächst nahezu unverletzt und hielt nach dem Unfall einen Krankenwagen für überflüssig – was auch die Polizisten, die später zum Unfallort kamen, angesichts des geschilderten Vorfalls verwunderte.
„Das waren der Schock und das Adrenalin“, sagt der Jäger 60 Stunden nach dem Unfall. Am Sonntagmorgen habe er sich dann doch ins Krankenhaus begeben, wo etliche Prellungen und Stauchungen festgestellt worden seien.
Bleibt die Frage nach dem Fahrer oder der Fahrerin des Wagens. „Wer da hinter dem Steuer saß, muss sich hier auskennen“, sagt Meisler angesichts des Tempos, mit dem das Auto unterwegs gewesen sei, und vermutet den Fahrer möglicherweise in der näheren Umgebung. Außerdem hofft er, dass es Zeugen gibt. Kurz bevor der Wagen das erste Mal den Buchweg hochgerast sei, habe er dort Spaziergänger mit Hunden bemerkt, sagt der Jäger. „Vielleicht haben die den Wagen ja gesehen.“ Wer Hinweise geben kann, wird gebeten, sich während der üblichen Bürozeiten unter 0241/9577-42101 an das Verkehrskommissariat der Aachener Polizei zu wenden.