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Aseag-Busse: Auch in der Umleitung die Kurve kriegen

Aseag-Busse : Auch in der Umleitung die Kurve kriegen

Wenn auf den Straßen gebuddelt wird, müssen auch die Linienbusse einen Umweg nehmen. Wie werden solche Strecken eigentlich geplant? Wir haben bei der Aseag nachgefragt.

Vaalser Straße – Baustelle, Roermonder Straße – Baustelle, Napoleonsberg – Baustelle, Viktoriaallee – Baustelle: Gefühlt wird aktuell an allen Ecken und Enden der Stadt gebuddelt. Autofahrer fluchen über Sperrungen und Umleitungen. Aber auch die Aseag muss sich mit Baustellen herumschlagen – immer dann, wenn auch der Bus einen Umweg nehmen muss.

Auf dem Aseag-Betriebsgelände an der Neuköllner Straße werfen die Busfahrerinnen und -fahrer bei Dienstantritt immer zuallererst einen Blick aufs schwarze Brett. Dort finden sie die aktuellen Umleitungen, die sie mit ihren Bussen zu nehmen haben. In einer Stadt wie Aachen sind das nicht wenige. Aktuell, sagt Aseag-Sprecher Paul Heesel, gibt es allein in Aachen 40 Baustellen, die eine oder mehrere Buslinien betreffen. 25 weitere Baumaßnahmen sind bereits in Vorbereitung. Im Rest der Städteregion kommen noch einmal 22 laufende Baustellen und elf in Planung dazu.

Wird eine Straße gesperrt oder aufgerissen, muss der öffentliche Personennahverkehr trotzdem rollen. Darum kümmern sich bei dem Verkehrsunternehmen Marco Donner, Fachbereichsleiter Betriebssteuerung, und Ralph Jacobs, Teamleiter Verkehrslenkung. Gemeinsam mit ihren Kollegen tüfteln sie die entsprechenden Pläne aus. Manchmal muss „nur“ eine Ersatzhaltestelle eingerichtet werden, manchmal müssen aber auch die Busse mehrerer Linien einen Umweg nehmen, womöglich über viele Monate.

„Wegen der Großbaustelle in Haaren, die gerade beendet wurde, fuhren alle Aseag-Busse ab der Haltestelle Prager Ring über die Autobahn nach Verlautenheide und nahmen von dort aus unterschiedliche Routen“, erklärt Jacobs. Und als an der Erzbergerallee über viele Monate die Brücke erneuert wurde, da mussten die Linien derart weiträumig umgeleitet werden, dass sogar ein zusätzlicher Bus her musste, um die Taktzeiten einzuhalten. „Das aber hatte wiederum Auswirkungen auf den Fahrplan und die Dienstzeiten auf der gesamten Linie“, so Jacobs. Ein Busfahrplan ist eben ein kompliziertes Gebilde.

Umgeleitete Busse sind manchmal auf Nebenstrecken unterwegs, die eigentlich für die großen Gefährte zu eng sind. Dann werden notfalls Halteverbote eingerichtet, Ampelschaltungen angepasst oder auch mal Bordsteine mit Rampen versehen, damit der Bus ein Stück über den Gehweg fahren kann. „In Würselen hat man für uns sogar mal einen Feldweg ertüchtigt, damit wir eine Baustelle umfahren konnten“, erinnert sich Jacobs.

Marco Donner, Fachbereichsleiter Betriebssteuerung bei der Aseag, erklärt, wie so ein Umleitungsplan entsteht und wie er zu lesen ist.
Marco Donner, Fachbereichsleiter Betriebssteuerung bei der Aseag, erklärt, wie so ein Umleitungsplan entsteht und wie er zu lesen ist. Foto: Andreas Herrmann

Manche Umleitungsstrecke können sich die Tüftler von der Aseag ganz in Ruhe überlegen, weil die geplante Baumaßnahme lange im Voraus bekannt ist. Manchmal muss es aber auch ganz flott gehen. Geht ein Rohr zu Bruch und die Wasserfontänen schießen in den Himmel, dann gibt es keinen Vorlauf für die Busumleitung. Manche Baustellen müssen die Fahrer über Monate umkurven. „Mit der Baustelle an der Ludwigsallee werden wir wohl anderthalb Jahre zu tun haben“, erwartet Donner. Auch der Abriss der Brücke über die Turmstraße dürfte aufwendig und langwierig werden. „Und der Umbau am Aachener Kreuz begleitet uns schon seit zig Jahren.“

Und wie sieht die ideale Umleitungsstrecke aus? Aus Sicht der Planer ist sie möglichst kurz, damit Fahrzeiten, Dienstpläne und Anschlüsse nicht komplett durcheinandergewirbelt werden. Damit viele der Originalhaltestellen bedient werden, fahren die Busse notfalls dennoch eine Schleife mehr, sagt Donner. Die Fahrer sollten die Ersatzstrecken auch ohne allzu große Probleme bewältigen können. „Zur Not machen wir uns zwar das eine oder andere Nebensträßchen passend“, sagt Jacobs, „aber manche Strecke können wir unserem Personal einfach nicht zumuten.“

Und hin und wieder ist eine Umleitung schlicht nicht drin. „Als die Welkenrather Straße gesperrt war, da gab es für die Linie 4 keine Möglichkeit, die Baustelle zu umfahren. Fahrgäste konnten stattdessen mit dem Anruf-Linien-Taxi zur nächsten erreichbaren Haltestelle fahren. Und da der Napoleonsberg in Kornelimünster voraussichtlich noch bis zum 2. November gesperrt ist, lässt die Aseag frühmorgens an Schultagen einen Kleinbus zwischen der Haltestelle Venwegener Straße und Walheim pendeln. „In Walheim haben die Leute dann eine Umsteigemöglichkeit“ sagt Jacobs.

Die Umleitungstüftler von der Aseag kennen so gut wie jede Nebenstraße in Aachen. Bei manchen Umleitungen probieren sie trotzdem erst mal aus, ob ihre Planung auch funktioniert. Als in Laurensberg die Busse vorübergehend über den Hander Weg und die Karl-Friedrich-Straße geschickt werden sollten, da testete die Aseag das vorsichtshalber mit verschiedenen Gelenkbussen. „Einer hat aufgesetzt“, erzählt Jacobs, „da mussten wir uns eine andere Strecke suchen.“

Und niemals würden die Planer einen Busfahrer so in die Umleitung schicken, dass er mit dem fast 20 Meter langem Gefährt an irgendeiner Stelle rückwärts fahren müsste. „Viel zu gefährlich“, erläutert Donner, „dafür wäre Sicherheitspersonal nötig.“ Allen Planungen zum Trotz kommt es allerdings hin und wieder vor, dass ein Busfahrer mit seinem Gefährt ratlos vor der Baustellenabsperrung strandet. „Da müssen dann unsere Verkehrsmeister ran“, sagt Jacobs. Diese zehnköpfige „Feuerwehrtruppe“ der Aseag greift immer dann ein, wenn es besonders knifflige Situationen gibt – zum Beispiel, wenn sich ein Busfahrer festgefahren hat. Ein Verkehrsmeister lotst den Fahrer dann aus der Engstelle wieder heraus und setzt sich zur Not auch mal selbst ans Steuer. Vor Jahren, erzählt Jacobs, hat sich sogar mal ein Long Wajong, einer der 23 Meter langen, mittlerweile ausgemusterten Doppelgelenkbusse, in einem Wohngebiet festgefahren. Da musste dann allerdings der Abschleppwagen kommen.

Demnächst können sich die rund 230 Fahrerinnen und Fahrer der Aseag übrigens nicht nur am schwarzen Brett über die neuesten Umleitungen informieren. „Unser digitales Infoportal ist bereits in der Testphase“, erläutert Aseag-Sprecher Paul Heesel. Damit können sich die Fahrer unter anderem alle Umleitungen über Smartphone, Tablet oder PC auf den Bildschirm holen. Auf engen Umleitungsstraßen die Kurve kriegen müssen sie aber trotzdem jeden Tag aufs Neue.