Sinfonieorchester der Aachener Musikhochschule : Anspruchsvolles Programm mit Hingabe gemeistert
Aachen Hört man dem Orchester der Aachener Musikhochschule zu, braucht man sich um qualifizierten Nachwuchs für die Orchesterlandschaft nicht zu sorgen. Das bewiesen die jungen Musikerinnen und Musiker nun mit ihrem neuen Programm.
Zum ersten Mal stand Prof. José-Luis Estellés, Klarinettist und Leiter der Bläserkammermusikklasse, am Pult des Orchesters der Aachener Musikhochschule, das sein neues Programm in der Würselener Kirche St. Pius und im Krönungssaal des Aachener Rathauses präsentierte Auf dem Programm standen drei Werke, die Estellés Vorliebe für Holzblasinstrumente entgegenkamen.
So zum Auftakt Maurice Ravels filigrane Suite „Le Tombeau de Couperin“, die mit ihrem neoklassizistischen Gusto besonders dankbare Aufgaben für diese Gruppe bereithält. Aufgaben voller geschmeidiger Läufe und kapriziöser Kaskaden, die die jungen Leute mit der nötigen Eleganz souverän lösten. Estellés strebte einen transparenten Gesamtklang an, der sich im halligen Krönungssaal leider nur bedingt realisieren ließ. Bereits mäßige Forte-Grade führten zu einem zähen Klanggemisch. Dass sich der Dirigent dynamisch zurückhielt und in der Phrasierung mehr auf noble Dezenz als auf pointierte Vitalität setzte, spricht für sein Einfühlungsvermögen, verbesserte das Klangbild allerdings nicht wesentlich.
Einen Höhepunkt bildete Mozarts selten zu hörende Sinfonia Concertante für Bläserquartett, bei der sich Estellés kammermusikalische Erfahrungen besonders fruchtbar niederschlugen. Die vier Solistinnen und Solisten Hsuan Lu (Oboe), Inpyo Hong (Klarinette), Leonie Kramer (Horn) und Niccoló Sergi (Fagott) boten einen spieltechnisch ausgefeilten und im Zusammenspiel homogenen Vortrag des kostbaren Werks. Delikate Kammermusik, mit gebotener Sensibilität vom Orchester unterstützt.
Auch mit Johannes Brahms‘ Erster Serenade op. 11 wählte Estellés ein eher weniger beachtetes Werk eines großen Komponisten. Trotz des charmanten Titels ein ziemlich lang geratenes Konstrukt auf Brahms‘ langem Weg zu seiner Ersten Symphonie. Längen, vor allem im Kopfsatz und dem Adagio, die durch die diffuse Raumakustik und Estellés vorsichtige Phrasierung noch spürbarer wurden. Was natürlich die Leistung der jungen Musiker nicht schmälert, die die anspruchsvollen Anforderungen sowohl in den Solo-Partien als auch im orchestralen Gesamtaufriss mit Hingabe und erfreulichem Können meisterten. Begeisterter Beifall.