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Aachen in den 70er und 80er Jahren: Achim Ferraris Zeitreise mit Kamera und Blitzlicht

Aachen in den 70er und 80er Jahren : Achim Ferraris Zeitreise mit Kamera und Blitzlicht

Aachen in den 70er und 80er Jahren: Architekt und Kommunalpolitiker Achim Ferrari kredenzt eine Website mit 1000 bemerkenswerten Fotos.

Helmut Kohl auf dem Markt, die 3 Atömchen im Ratssaal und US-Außenminister Henry Kissinger im Rathaus – das Personenspektrum reicht von lokal bis international. Von der Stadt- bis zur Weltpolitik. Achim Ferrari hat diese Momente eingefangen, die zum größten Teil 40 Jahre und älter sind. Er lädt ein zu einer bemerkenswerten optischen Zeitreise ins vorige Jahrhundert.

Die Kamera war für einige Jahre seine treue Begleiterin, professionell und in der Freizeit. Was ihn ganz besonders gereizt hat und auch den ganz besonderen Charme seiner Sammlung ausmacht, sind die kleinen Momente unserer Stadt, die Gegenschüsse mit seiner Nikon F2.

Zum Beispiel: Die Frau, die in respektvollem Abstand ein Motorrad bei einem Bikertreffen auf dem Markt betrachtet. Oder die Toilettenfrau vom Katschhof, die sich in ihrer Kittelschürze entspannt Besuche großer Politiker ansieht. Oft hat der Fotograf die Situationen gekontert und sich gegen die Blickrichtung der Masse gedreht und genau so die Geschichte hinter der Geschichte festgehalten.

Lädt ein zu einer Zeitreise durch Aachen vor 40 bis 50 Jahren: Achim Ferrari zeigt Bilder, die eine Geschichte erzählen.
Lädt ein zu einer Zeitreise durch Aachen vor 40 bis 50 Jahren: Achim Ferrari zeigt Bilder, die eine Geschichte erzählen. Foto: Harald Krömer

Achim Ferrari hat rund 1000 Fotografien aus einer früheren Schaffensphase im Dienst des Stadtmagazins Klenkes ausgewählt und stellt diese jetzt der Öffentlichkeit auf einer in jeder Beziehung sehenswerten Website vor: „Die 70er und 80er Jahre. Aachen in Bildern von Achim Ferrari.“, zu finden unter www.katschhof.de.

Man darf sagen, endlich hat er die Zeit, seinen Fundus der Allgemeinheit zu öffnen. Manche Betrachter werden eine besondere innere Spannung empfinden, weil viele Fotos Zeitgeist atmen, den nicht ganz so junge Semester auch selbst inhaliert haben. Achim Ferrari hat bei seinen Aufnahmen stets einen Grundsatz zum Maß aller Dinge gemacht: Die Fotos sollen nicht nur Artikel illustrieren, sondern selbstständig eine Geschichte erzählen. Es ist ein untrügliches Stilmittel, das jeweilige Umfeld in Beziehung zu den Menschen zu setzen.

Dabei zeigte der frühere Klenkes-Fotograf Geduld, um dem Zufall eine Chance zu geben. Dass der Blick auf eine Videothek im Rotlicht-Sträßchen von einem interessierten Herrn einerseits und einer klassischen Zuhälter-Limousine gerahmt wird, ist so keineswegs arrangiert, aber ganz sicher auch kein Zufall.

Manchmal bekommen so statische Aufnahmen eine ganz eigene, hochspannende Erzähldynamik. Ferrari hat seine frei zugängliche Website in verschiedene Kapitel unterteilt: Architektur, Events, Leben in Aachen, Menschen, Stadtteile, Wandbilder und Graffiti sowie ein Kapitel in eigener Sache.

Grundsätzlich hat der Fotograf, als noch niemand etwas von digitaler Fotografie ahnte, mit schwarz-weiß Filmen gearbeitet. „Schwarz-Weiß-Aufnahmen erlauben eine viel bessere Konzentration auf die Bildaussage“, ist er auch heute noch von seinem damaligen Grundsatz überzeugt.

Dass unter anderem Gebäude und deren Umfeld in unterschiedlichen Perspektiven einen Schwerpunkt der Fotos bilden, kommt nur zum Teil von ungefähr. Schließlich machte der gebürtige Bonner, der als Schüler in Troisdorf lebte, in Aachen an der RWTH sein Architekturdiplom und arbeitete anschließend  im Planungsbereich für verschiedene Verwaltungen.

Heute ist er im Ruhestand, hat aber die Kamera mitnichten ins Altenteil geschickt. Den Kameraklassiker Nikon F2 („Ich hatte damals eine dreistellige Seriennummer“) hat er zwar heute nicht mehr, das eigene Fotolabor auch nicht. Die Leidenschaft für den Auslöser im richtigen Moment ist aber nie erloschen.