Tausende Follower auf Instagram : „Aachenliebe“ ironisch ausgedrückt
Aachen Hunderte Beiträge, zehntausende Follower, unzählige Likes: Die Aachener Meme-Szene erlebt eine Blütezeit. Wir haben die Macher der größten Meme-Seite auf Instagram getroffen und gefragt: Was machen Sie eigentlich?
Wer mit seinen jugendlichen Kindern am Essenstisch oder (außerhalb der Corona-Zeiten) mit Studenten in einer Kneipe an der Pontstraße sitzt, kann kaum an diesem Thema vorbeihören: Memes.
Vor etwa einem halben Jahr, am 11. Juni, ging auf Instagram die größte Meme-Seite Aachens an den Start. @acbushofmemes heißt sie dort und hat seitdem über 660 Bilder und Videos auf ihrem Kanal verteilt sowie fast 20.000 Abonnenten gesammelt. Ein Freund habe das zweiköpfige Team, das ungenannt bleiben will, darauf gebracht, ihre Seite zu eröffnen. Immer wieder hatte er den Aachener Bushof, Schauplatz von Drogenkonsum und Kriminalität, auf ironische Weise in den Himmel gelobt – daher auch der Name. Alles begann eigentlich als Insiderwitz, der nach zwei Wochen wieder eingedampft werden sollte, aber es entpuppte sich dann als sehr unterhaltsam für die Betreiber und Follower.
Auf dem Instagram-Profil posten die Macher allerhand Bilder und Videos, die Aachener Gepflogenheiten veralbern, die die Besonderheiten und Eigenarten der Stadt, ihrer Bewohner und des Umlands darstellen und aktuelles Geschehen pointieren. Besonders gut kommen solche Memes an, die mit Bildmaterialien aus Aachen spielen – egal ob sie die neuen Elektro-Autos der Polizei oder einen Spiderman vor dem Elisenbrunnen zeigen. Es gehe darum, auf die Ecken und Kanten der Stadt – das, was nicht so gut läuft – hinzuweisen und darüber auch lachen zu können.

Dabei lassen die gebürtigen Aachener ihr Privatleben komplett außen vor und bleiben anonym. Warum auch nicht, fragt eine der beiden, schließlich sei es nicht wesentlich, wer dahintersteckt – „auf unseren Privatprofilen ist ohnehin nicht so viel los“, merkt sie an. Stattdessen sei ihnen wichtig, dass es um den Unterhaltungsfaktor geht und außerdem nutzen sie die Chance, etwas für die Stadt und ihre Bewohner zu machen. So sei es das Hauptanliegen, ihre Liebe zu Aachen unter den Followern zu verbreiten, Informationen und Meinungen zu aktuellem Geschehen an sie weiterzugeben und dafür zu sorgen, dass ihnen ein Lächeln auf die Lippen gezaubert wird.
Dafür wichtig sei auch eine Form von Interaktivität, die auf ihrer Seite mit den Fans gepflegt wird. Hier stellten die Betreiber beispielsweise schon einen Aachener Rettungssanitäter sowie einen Busfahrer der Aseag vor, denen die Follower Fragen stellen konnten, und entwarfen sogenannte „Selfie-Filter“, mithilfe derer man herausfinden konnte, welcher Aachener Stadtteil zu einem passt – natürlich rein zufällig und nur zum Spaß. Solche Spielereien kamen bei den Anhängern gut an und wurden rege genutzt. Das alles sei möglich aufgrund der vielen Vorschläge aus der Community, wie das Team sagt. Ideen für weitere „Großprojekte“ gäbe es genug, nur spruchreif ist noch keine von ihnen.
Die Memes sind für die beiden auch ein Ausdruck ihrer „Aachenliebe“ für die schönen und auch nicht so schönen Seiten der Stadt: „Aachen ist eine Kleinstadt mit der Kriminalität und Asozialität einer Großstadt“, heißt es ironisch angehaucht. Für sie sind Aachener „alle die, die Aachen lieben und schätzen“, egal, ob die Menschen viele Kilometer weit weg oder in der Stadt wohnen.
Genauso verhält es sich auch mit den Abonnenten ihrer Seite. Nur knappe 50 Prozent der Follower sind tatsächlich aus Aachen. Der Rest kommt vornehmlich aus der Städteregion, einige kleinere Teile sogar aus Köln oder Belgien und den Niederlanden. Daher verwundert es nicht, dass auch Memes gepostet werden, die ebendiese Gegenden auf die Schippe nehmen. „Man muss gucken, dass man so etwas dosiert einsetzt und sich nicht auf einen speziellen Ort einschießt“, erklärt das Team, „aber unsere Follower nehmen das alles sehr selbstironisch auf.“ „Die einzigen, die wirklich mal böse waren, waren die Kohlscheider“ schmunzelt die weibliche Hälfte des Paars.
Obwohl ihre Follower nicht alle aus der gleichen Stadt kommen, zeichnet sich ein klares Bild ab, wer sich für @acbushofmemes interessiert: Der durchschnittliche Abonnent ist mit weitem Abstand männlich und 20 bis 25 Jahre alt. Doch auch von „älteren Damen, 65 plus“ bekommen die beiden gerne Nachrichten, auch wenn sie nur einen geringen Teil der Follower darstellten.
Geld verdienen können die Macher mit ihrer Seite bisher keines. Immer wieder kämen zwar Anfragen und Werbeangebote von kleineren Unternehmen, die sie aber allesamt abgelehnt hätten. Es hätte sich bisher noch nicht gelohnt, das Profil mit Werbung zu „verpesten“. Für Angebote von Aseag oder Stawag sei aber immer ein offenes Ohr verfügbar, heißt es mit einem Augenzwinkern.
Acbushofmemes sind jedoch nicht allein auf weiter Flur. In den letzten Monaten gesellen sich immer mehr Seiten dazu, die von ihrer Seite inspiriert scheinen. Darunter befindet sich auch @aachenistanders mit immerhin 16.300 Abonnenten. „Die machen dort auch keinen schlechten Content“, findet das Team „und solange das bei denen auch gut funktioniert, ist alles in Ordnung.“ Ihre Seite sei nicht an den Start gegangen, um mit anderen Accounts zu konkurrieren. Das würde irgendwie auch nicht zur Idee hinter den Memes passen.