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Der Charme des Unbekannten: Aachener Wohnzimmerkonzerte wollen für Hausmusik begeistern

Der Charme des Unbekannten : Aachener Wohnzimmerkonzerte wollen für Hausmusik begeistern

Es war ein quasi aus der Not geborenes Format: Konzerte im Wohnzimmer, die im Internet gestreamt wurden. Der Lockdown machte es nötig. Jetzt soll sich die Konzertreihe wandeln.

„Es war eine erfolgreiche Geschichte. Wir haben viele glücklich gemacht: Publikum und Musizierende“, zog Judith Konter eine positive Bilanz nach einem Jahr „Aachener Wohnzimmerkonzerte“. Im harten Coronavirus-Lockdown des vergangenen Winters hat die Aachener Flötistin zusammen mit ihrem Mann Martin Kruska die neue Kammermusikreihe ins Leben gerufen: Kammermusik-Ensembles spielten in privaten Wohnzimmern, das Konzert wurde live gestreamt und anschließend zum Abruf ins Internet gestellt. Finanziert wurde alles durch Spenden und öffentliche Mittel..

Jetzt – Veranstaltungen mit Publikum sind seit dem Sommer wieder möglich – soll die junge Konzertreihe nicht enden, sondern sich wandeln. Und zwar hin zu normalen Konzertereignissen mit Publikum, ohne Livestream. Das liegt vor allem auch am Geld. „Die Bereitschaft für ein abgerufenes Konzert zu spenden, ist mit dem Moment eingebrochen, als wieder Konzerte mit Publikum möglich wurden“, berichtet Martin Kruska. „Die Resonanz, in Klickzahlen gerechnet, ist zwar weiter gut, aber Geld gibt dafür kaum noch jemand aus.“

Vom Konzept, die Kammermusik tatsächlich wieder in der Kammer zu spielen und eine große Nähe zwischen Musizierenden und Zuhörenden herzustellen, ist das Ehepaar aber weiter absolut überzeugt. „Hauskonzerte sind einfach ein schönes Format, wie ich es selbst gern habe“, meint Judith  Konter. „Kammermusik ist ja auch nicht für große Konzertsäle geschrieben worden.“

Die Aachener Wohnzimmerkonzerte punkteten mit dem Charme des Unbekannten: Private Wohnzimmer oder auch kleinere öffentliche Räume, die nicht ständig im Konzertkalender zu finden sind, wie der Salon im Couven-Museum, der Gewölbekeller des Büchelmuseums oder das Dachgeschoss der Burg Frankenberg. Dazu neue, oft junge Ensembles, die in Aachen noch nicht gespielt haben.

Trotz aller Privatheit und Nähe müssten aber die Bedingungen stimmen. Ein gestimmter Flügel gehöre meistens dazu, aber auch Platz für etwa 40 bis 60 Personen. „Außerdem ist es wichtig, dass es eine öffentliche Veranstaltung bleibt und kein geschlossener, elitärer Kreis wird“, findet Kruska. Wer also ein entsprechendes Wohnzimmer habe, das er für die Stadtgesellschaft öffnen wolle, könne sich gerne bei ihm melden.

Und so sieht das Programm der Aachener Wohnzimmerkonzerteaus: Das „Trio Sérénade“ bildet am Sonntag, 19. Dezember, um 17 Uhr den Abschluss der Aachener Wohnzimmerkonzerte in der Hybrid-Version – mit Publikum vor Ort und als Livestream im Netz abrufbar. Für das Konzert in der Burg Frankenberg hat das Ensemble, bestehend aus Vitalii Nekhoroshev (Klarinette), Kateryna Kostiuk (Violine) und Violina Petrychenko (Klavier), das Programm „Invitation au château“ mit Werken von Mozart, Schumann, Grieg, Schostakowitsch, Poulenc und Piazzolla zusammengestellt.

2022 soll es sechs Konzerte geben. Zwei davon sollen im Sommer Open air stattfinden, mit einem weniger klassischen Charakter. Im Sommer 2021 spielten in diesem Rahmen TangoX im Hof des Guts Rosenberg sowie das Jazz-Trio Michalke-Flamm-Vos im Büchelmuseum.

Karten gibt es online unter www.aachener-wohnzimmerkonzerte.de. Dort sind auch vergangene Konzerte abrufbar.