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Wirbel um Hanfprodukte: Aachener Händler sieht sich zu Unrecht verfolgt

Wirbel um Hanfprodukte : Aachener Händler sieht sich zu Unrecht verfolgt

Völlig harmlos oder doch berauschend? Die Aachener Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Inhaber eines Ladens, der mit CBD-Produkten handelt.

Mitten in der Diskussion um die Legalisierung von Cannabis scheint die Aachener Staatsanwaltschaft noch mal einen Schritt zurückzugehen: Seit geraumer Zeit leitet Oberstaatsanwältin Katja Schlenkermann-Pitts Ermittlungen gegen den Inhaber der Aachener Firma Franky’s Farm, die sich auf den Verkauf und Vertrieb angeblich völlig legaler Produkte mit Cannabidiol (CBD) spezialisiert hat. Der Betroffene Adib Galai fühlt sich zu Unrecht verfolgt und spricht von einer „skurrilen Hexenjagd“.

So ist es einer Pressemitteilung zu entnehmen, die vor wenigen Tagen von einer Berliner PR-Agentur verschickt wurde. Auf zwei Seiten legt die Agentur ihre Sicht der Dinge dar und nutzt zugleich die Gelegenheit, die Qualität der CBD-Produkte zu bewerben. Gewonnen wird das CBD aus der weiblichen Hanfpflanze, es steht im – durchaus umstrittenen – Ruf, gegen chronische Schmerzen, Angstzustände oder Schlaflosigkeit zu helfen.

Solange der THC-Gehalt gering genug ist und damit eine rauschhafte oder suchtmachende Wirkung ausgeschlossen werden kann, ist der Verkauf der Produkte legal. Es gibt Kritiker, die von völlig wirkungslosen, dafür aber überteuerten Mittelchen sprechen, mit denen viel Geld verdient werden kann.

Den boomenden Markt haben inzwischen nicht nur Drogerieketten und Supermärkte entdeckt, in denen CBD-Öle, -Tropfen, -Badezusätze oder -Tees in den Regalen stehen, sondern auch spezialisierte Geschäfte, von denen es auch in Aachen inzwischen einige gibt. Franky’s Farm, ansässig in der Jakobstraße, gehört zu den Größeren, mit seinem professionellen Online-Angebot erreicht der Laden seine Kundschaft auch bundesweit.

Sieht sich zu Unrecht beschuldigt: Inhaber Adib Galai.
Sieht sich zu Unrecht beschuldigt: Inhaber Adib Galai. Foto: Adib Galai

„Die Zeiten, in denen Hanf als verrucht galt und verpönt wurde, sind vorbei“, sagt Galai. Er wolle nun nicht nur Teil eines Trends sein, sondern „mit Qualität und Leidenschaft“ überzeugen. Produziert werde nachhaltig und ohne Einsatz von Pestiziden und Chemikalien, versichert er. Im Angebot sind neben etlichen Tinkturen auch zahlreiche Blüten. Und genau die haben die Aufmerksamkeit von Schlenkermann-Pitts erregt.

„Die Ermittlungen sind keine Hexenjagd“, erklärt sie und versichert, auf Grundlage der derzeitigen Gesetzeslage zu handeln. Demnach gebe es Erkenntnisse darüber, dass in Franky’s Farm eben nicht nur legale Produkte gehandelt werden, sondern auch jene, die derzeit noch unter das Betäubungsmittelgesetz fallen. Vor Abschluss aller Ermittlungen will sich Schlenkermann-Pitts allerdings nicht näher zu den konkreten Vorwürfen äußern.

Anfang April hat sie eine erste Durchsuchung der Aachener Geschäftsräume veranlasst. Damals sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft 7,5 Kilogramm Marihuana und 52.000 Euro Bargeld beschlagnahmt worden.

Sowohl der Besitz als auch der Verkauf von Marihuana seien strafbar, ist Schlenkermann-Pitts überzeugt und verweist auf „sehr eindeutige“ Entscheidungen des Bundesgerichtshofs. Wegen des gewerbsmäßigen Handels mit Rauschmitteln hat sie wenig später auch einen Haftbefehl gegen Galai beantragt, der allerdings vom Richter abgelehnt wurde.

Galai hält die Vorwürfe ohnehin für konstruiert und verweist darauf, dass bei all seinen Produkten der THC-Gehalt unter 0,2 Prozent liege. Ein Missbrauch zu Rauschzwecken sei damit ausgeschlossen. „Es ist nahezu unmöglich, von unserem Cannabis high zu werden. Dazu müssten Sie schon ein Kilogramm konsumieren. Solche Mengen dürfen wir überhaupt nicht verkaufen.“

Er sieht sich somit auf der sicheren Seite. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft scheinen ihm beinahe recht zu kommen, um Werbung in eigener Sache zu machen. Ungewiss ist derzeit noch, ob es zu einer Anklage gegen ihn kommt und der Fall tatsächlich vor Gericht landet. Schlenkermann-Pitts will sich dazu noch nicht äußern.

Spannend wäre ein Verfahren schon deshalb, weil es genau in eine Phase fällt, in der die Diskussion über Haschisch, Gras oder Marihuana eine neue Richtung nimmt und ein Verkauf unter staatlicher Kontrolle immer wahrscheinlicher wird. Womöglich kann auch Galai davon profitieren, womöglich hat er aber auch Pech und ist einige Monate zu früh ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Auch eine Haftstrafe ist dann nicht auszuschließen.