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Krieg in der Ukraine: Aachen zeigt Solidarität mit den Opfern

Krieg in der Ukraine : Aachen zeigt Solidarität mit den Opfern

Entsetzen und Bestürzung hat der militärischen Angriff gegen die Ukraine auch in Aachen ausgelöst. Die Stadt ruft für Freitag zu einer Solidaritätskundgebung auf.

Nachdem Annelore Einmahl am Donnerstagmorgen die ersten Berichte über den Angriff der russischen Truppen im Fernsehen verfolgt hatte, hat sie sofort ein Schreiben an die rund 100 Mitglieder des Partnerschaftsvereins Aachen-Kostroma aufgesetzt, als dessen Vorsitzende sie sich seit der Gründung der Initiative im Jahr 2005 engagiert. „Ehrlich gesagt war mein erster Gedanke: Ich lege mein Amt sofort nieder“, erzählte sie im Gespräch mit unserer Redaktion. Wirklich überraschend sei es zwar nicht gewesen, dass der russische Staatspräsident Putin seine Drohungen nun in die Tat umsetze. „Aber ich war trotzdem völlig schockiert über diesen eklatanten Verstoß gegen das Völkerrecht und gegen jegliche Vernunft.“

Gerade deshalb habe sie sich schnell darauf besonnen, dass man den Kontakt mit den Freundinnen und Freunden in der Partnerstadt an der Wolga jetzt nicht abbrechen dürfe – im Gegenteil. „Putin betrachtet die Demokratie ja ganz offensichtlich als Gefahr für seine Machtstellung in Moskau, Meinungsfreiheit ist für ihn nicht akzeptabel; man denke nur an die Inhaftierung des russischen Oppositionellen Nawalny.“ Dennoch: „Ich bin überzeugt, dass die Mehrheit der Menschen in Russland den Krieg ebenso entschieden ablehnt“, sagte Einmahl. „Auch das habe ich in meinem Schreiben an die hiesigen Vereinsmitglieder zum Ausdruck gebracht.“

Entsprechend positiv und zustimmend seien die ersten Reaktionen ausgefallen. Allerdings habe sich auch ein Vereinskollege gemeldet, der gefordert habe, das Komitee sofort aufzulösen. „Ich finde, man sollte das Gespräch mit unseren Partnern in Russland stattdessen jetzt wieder verstärkt suchen. Deshalb werde ich umgehend auch an sie schreiben“, entgegnete Annelore Einmahl.

Will weiter den Dialog mit den Menschen in Russland suchen: Annelore Einmahl, Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Aachen-Kostroma, hier bei einem Empfang mir Bürgermeister Jurij Zhurin.
Will weiter den Dialog mit den Menschen in Russland suchen: Annelore Einmahl, Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Aachen-Kostroma, hier bei einem Empfang mir Bürgermeister Jurij Zhurin. Foto: Nina Krüsmann

In jüngerer Zeit habe der Kontakt durch die Corona-Pandemie nicht mehr so regelmäßig gepflegt werden können wie früher. „Anfang Februar gab es eine Videokonferenz, an der auch Kostromas Bürgermeister Jurij Zhurin und einige Mitglieder der Duma teilgenommen haben.“ Über die politischen Hintergründe des Konflikts, der nun im offenen militärischen Angriff eskaliert ist, habe man sich dabei aber nicht ausgetauscht. „Es ist für uns undurchsichtig geblieben, wie man dort darüber denkt. Das wurde überhaupt nicht thematisiert. Wir haben uns im Grunde auf die üblichen Freundschaftsbekundungen beschränkt.“ Die jüngste Reise der Aachener in der Partnerstadt liege bereits rund drei Jahre zurück. „Vor der Pandemie haben wir uns jedes Jahr einmal gegenseitig besucht. In diesem Jahr haben wir die Russen wieder eingeladen, aber jetzt müssen wir wohl erst einmal überlegen, wie es weitergeht.“

Mit Bestürzung hat auch Lea Heuser, Sprecherin des Vereins Aachener Friedenspreis, die Nachricht vom Krieg in Osteuropa aufgenommen. „Für uns ist ganz klar, dass die Schuld dafür bei Wladimir Putin liegt“, sagte sie. „Wir verurteilen seine Reaktion auf das Entschiedenste.“ Ebenso wichtig sei jetzt aber zu erkennen, „dass auch wir eine Verantwortung dafür haben, dass der Frieden baldmöglichst wieder einkehrt. Und das geht sicherlich nur über Gespräche.“ 2005 hatte der Verein die Initiative der Petersburger Soldatenmütter geehrt, weil sie sich mutig und entschlossen für jene einsetzen, die stets als erste ihr Leben verlieren, sobald statt der Diplomaten die Waffen „sprechen“.

Für Freitag, 17 Uhr, ruft die Stadt Aachen  gemeinsam mit dem Verein Aachener Friedenspreis und dem DGB zu einer Solidaritätskundgebung auf. Ein sichtbares Signal hat Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen bereits am Donnerstag setzen lassen: Am Rathaus wurde die ukrainische Flagge gehisst. „Der erste Angriffskrieg nach 1939 auf ein Land in Europa ist ein massiver Verstoß gegen das Völkerrecht und das Selbstbestimmungsrecht der Ukraine mit ihrer demokratisch gewählten Regierung“, sagte Keupen. „Durch die Kundgebung möchten wir zeigen, dass wir für den Frieden in Europa eintreten und eng an der Seite der Menschen in der Ukraine stehen.“

„Wir sind schockiert, traurig und fassungslos angesichts der aktuellen Entwicklung in der Ukraine“, heißt es in einer Pressemitteilung der Aachener SPD, die für Donnerstagabend zu einer Demo am Elisenbrunnen aufgerufen hatte. „In dieser schwierigen und aufwühlenden Zeit, in der uns Bilder von entsetzlicher Brutalität und unermesslichem menschlichem Leid erreichen“, wolle man ein hörbares Zeichen „für den Frieden und Solidarität mit der Ukraine“ setzen.

Und es gibt auch Angebote für Menschen, die ihre Ängste und Hoffnungen im stillen Miteinander zum Ausdruck bringen möchten. Auf Einladung von Pax Christi finden an diesem Freitag ab 17.45 Uhr eine Mahnwache und ein Friedensgebet in der Citykirche in der Großkölnstraße statt, das online übertragen wird (https://bit.ly/3Haz21i, Meeting-ID 848 1912 2912, Kenncode 781234).

Die Bürgerstiftung Lebensraum Aachen hat am Donnerstag einen Aufruf zum Frieden veröffentlicht. Darin heißt es: „Wir sind geschockt über die Ereignisse in der Ukraine. Wir verurteilen die Aggression des Russischen Staates. Wir stehen an der Seite der betroffenen Bevölkerung der Ukraine. Wir fordern Respekt vor den Grenzen in Europa. Wir fordern den sofortigen Rückzug russischer Truppen. Wir fordern die sofortige Einstellung aller Kampfhandlungen. Wir fordern die Rückkehr an den Verhandlungstisch. Nur durch Dialog können Konflikte gelöst werden. Wir fördern die unantastbaren Grundwerte Respekt, Toleranz und Vielfalt. Wir wollen in Frieden leben.“

Weitere Infos unter

www.buergerstiftung-aachen.de