Wegen Ansteckungsgefahr : Aachen verbietet Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt
Aachen Das Ordnungsamt untersagt jeglichen Alkoholverkauf beim Aachener Budenzauber. Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt ist tabu. Darf man nebenan vor Kneipen und Restaurants trotzdem alles trinken?
Das dürfte nicht jedem schmecken: Der einzige Alkohol für Besucher des Weihnachtsmarktes steckt dieses Jahr in den Desinfektionsspendern rund um Dom und Rathaus. Die Mittel soll es zur Eindämmung der Corona-Ansteckungsgefahren an jeder Ecke geben. Dazwischen geht der Veranstalter des Aachener Budenzaubers, der Märkte und Aktionskreis City (MAC), nun noch mehr auf Abstand. Alle Glühweinbuden unter den knapp 90 von sonst rund 120 Marktbeschickern wurden jetzt zwangsläufig aussortiert.
Bei einem Treffen im Rathaus mit städtischen Spitzenvertretern, den Ordnungsbehörden und MAC-Vorstand und Geschäftsführer Manfred Piana hatte die öffentliche Hand die Zügel in Sachen Coronavirus-Schutzverordnung noch einmal angezogen. Entsprechende Informationen unserer Zeitung hat das Ordnungsamt am Donnerstag bestätigt. „Der Weihnachtsmarkt kann stattfinden, allerdings ohne den Ausschank von Alkohol“, erklärte Armin Bergstein, stellvertretender Leiter des Fachbereichs, auf Anfrage.
Zunächst hatte der MAC mit Schaustellern und Gastronomen auf „Insellösungen“ gesetzt. Glühweinausschank sollte in umzäunten Bereichen auf dem Katschhof und dem Münsterplatz nach entsprechender Zugangskontrolle und Namens- sowie Kontaktdokumentationen – analog zum Prozedere in Restaurants und Kneipen – möglich werden. Das ist nun passé. Es wird weder Glühwein noch sonstiger Alkoholausschank auf dem Weihnachtsmarkt geduldet – was sicher auch den aktuell steigenden Infektionszahlen geschuldet ist.
Fleischer Rolf Gerrards hatte den Aufbau seiner Hütte 16 zuvor schon abgesagt. „Das ist schmerzhaft. Es ist aber der Situation in diesem Jahr geschuldet, mir blieb letztlich keine Wahl“, sagt er. Gerrards will nun spezielle Weihnachtspakete – auch mit Glühwein – für den heimischen Verzehr in seiner Metzgerei anbieten. Andere werden in der Vorweihnachtszeit 2020 erstmals nach vielen Jahren überhaupt nicht vertreten sein.
Der Öcher Glühweintreff auf dem Katschhof fällt nach 45 Jahren weg, ebenso der Goldkäfig am Rathaus, die Wolke 7 auf dem Markt. In welcher Form etwa die Hexenhof-Alm auf dem Münsterplatz Gäste zum alkoholfreien Verzehr von Getränken und Speisen empfangen kann, ist noch offen. „Wir werden alles daran setzen, mit vielen wundervoll dekorierten Buden ab dem 20. November ein tolles Flair mit Kunsthandwerk und vielen weihnachtlichen, kulinarischen Angeboten zu zaubern. Das geht auch mit Kinderpunsch, Cola und Kakao mit Sahne“, ist MAC-Chef Piana überzeugt. „Wir müssen flexibel auf das Infektionsgeschehen reagieren. Aber wir wollen nicht aufgeben. Dafür ist der Aachener Weihnachtsmarkt einfach zu wichtig für die Belebung der Stadt. Die Menschen freuen sich darauf“, sagt er.
Wer Alkohol konsumieren möchte, muss den Weihnachtsmarkt einige Meter Richtung Außengastronomieflächen der umliegenden Lokale verlassen. Dort sei der Verkauf von Glühwein & Co weiterhin erlaubt, wie die Stadt betont. Ziel sei es aber grundsätzlich, dichte Menschenansammlungen zu vermeiden, hieß es. Zudem könne Alkoholgenuss zur Enthemmung führen – und damit zur Vernachlässigung von Schutz- und Abstandsregeln. Zu viele auswärtige Besucher hatte die Stadt auch deswegen befürchtet, weil andere Weihnachtsmärkte – etwa in Köln – bereits abgesagt wurden.
Inwiefern der Aachener Weihnachtsmarkt nun wirtschaftlich über die städtische Bühne gehen kann, ist unklar. Mit den Glühweinbuden fallen die Marktbeschicker weg, die nicht nur die größten Umsätze machten, sondern auch die mit Abstand höchsten Standmieten zahlten.
Übrigens: Der Verzehr von Desinfektionsmittel ist natürlich ebenfalls verboten. Mittel für die Handdesinfektion enthalten in der Regel hochkonzentrierten Alkohol – zum Beispiel Isopropanol. Manchmal sind auch Chlor-freisetzende Substanzen enthalten. Solche Zusätze reizen den Magen-Darmtrakt und können zu Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall führen – das dürfte nicht nur Weihnachtsmarktbesuchern kaum schmecken.