High-Tech-Asphalt am Adalbertsteinweg : Der Wunderbelag, der die Luft sauberer machen soll
Aachen Ein leichter Grauschleier gibt am Adalbertsteinweg Anlass zu großen Hoffnungen. Auf der vierspurigen Hauptverkehrsstraße wird seit Donnerstag jener Asphalt eingebaut, von dem sich die Stadt ein kleines Wunder für die Luftreinhaltung erhofft.
Das Geheimnis steckt in den hellgrauen Betonkrümeln, die in die letzte Deckschicht eingebracht werden und dem Material den Namen „ClAir Asphalt“ eingebracht haben – „ClAir“ für Clean Air, also saubere Luft. Erstmals soll damit in einer nordrhein-westfälischen Großstadt die schadstoffmindernde Wirkung des neuentwickelten Materials getestet werden. Ähnliche Versuche laufen derzeit am Stuttgarter Neckartor, in Passau, im baden-württembergischen Stockach und im Landkreis Potsdam.
„Wir haben im Laufe des Jahres Hinweise auf dieses Material bekommen, das die Stickoxide reduzieren soll“, sagt Gisela Weiß, die im Stadtbetrieb den Fachbereich Straßenunterhaltung und Brückenbau leitet, und in diesen Tagen die Wiederherstellung des Adalbertsteinwegs zwischen Josefskirche und Steffensplatz überwacht. Schon Ende nächster Woche soll auf dem Teilstück, das seit Anfang des Jahres wegen der Erneuerung der Versorgungsleitungen Baustelle ist, der Verkehr wieder ungehindert rollen.
„Wir wollen alles ausprobieren, was zur Luftreinhaltung beitragen kann“, sagt Weiß. Daher habe die Stadt Kontakt mit der Firma Strabag aufgenommen, die den neuen Asphalt in Zusammenarbeit mit mehreren Hochschulen und mit Unterstützung des Bundesforschungsministeriums entwickelt hat.
Gut drei Jahre lang habe man an dem High-Tech-Asphalt geforscht, sagt Martin Muschalla, Projektleiter bei der Strabag. Entscheidend für die Wirkungsweise sei die richtige Mischung, wobei die Wunderkörner erst im letzten Schritt dem Asphalt zugemischt werden. Dafür musste eigens eine Maschine entwickelt werden, die den Namen „Innovationsbunker“ trägt. „Die Menge und Gleichmäßigkeit ist extrem wichtig“, erklärt Muschalla, „die Körner müssen liegen, wie sie liegen.“ Bedeutsam sei dies auch für die lärmmindernde Wirkung, den zweiten bedeutsamen Effekt dieses Gemischs.
Am Donnerstag legte der „Innovationsbunker“ zuverlässig seinen Weg von der Josefskirche zum Steffensplatz zurück. Schon nach wenigen Stunden waren die stadteinwärtsführenden Spuren fertiggestellt. Wenn alles gut läuft, können bereits am Freitag die Markierungen aufgebracht werden, meint Weiß. Parallel dazu beginnen die Vorarbeiten auf der anderen Fahrbahnseite, die ab Dienstag asphaltiert werden soll. Das Ziel ist, noch vor dem Feiertag Ende nächster Woche den Adalbertsteinweg wieder freizugeben. Damit liege man genau im geplanten Zeitrahmen. Und auch der ursprüngliche Kostenrahmen (100.000 Euro) wurde eingehalten. Hinzu kommen jedoch die Mehrkosten für den neuen Asphalt von rund 40.000 Euro.
„Jetzt müssen wir abwarten, wie sich die Messwerte entwickeln“, sagt Weiß. Während Muschalla von der Wirkung überzeugt ist, gibt sie sich noch zurückhaltend. Dennoch macht sie sich schon Gedanken, wo der Einbau des neuen Materials ebenfalls sinnvoll sein könnte. In den weniger befahrenen Straßen sicher nicht, meint sie. Und auch in stark verschatteten Straßen wie der Ludwigsallee wären die Chancen wohl vertan, da Titandioxid nur im Zusammenspiel mit UV-Licht wirke. „Die Wilhelmstraße könnte passen“, meint sie. Deren Erneuerung steht allerdings erst in etwa fünf Jahren auf dem Plan.
Der Einbau des schadstoffmindernden Asphalts auf dem Adalbertsteinweg ist Teil des jüngst beschlossenen Sofortmaßnahmepakets, mit dem Verwaltung und Politik die drohenden Dieselfahrverbote in Aachen abwenden wollen.