1. Lokales
  2. Aachen

Aachen: Langjährige Gleichstellungsbeauftragte geht in Rente

Langjährige Gleichstellungsbeauftragte : Roswitha Damen sagt jetzt bald Tschüss

Die langjährige Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Aachen geht in den Ruhestand. Ihre Nachfolgerin ist Sabine Bausch.

Am 14. Dezember ist ihr letzter Arbeitstag. Anfang 2019 geht Roswitha Damen, langjährige Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Aachen, dann im Alter von 65 Jahren und ein paar Monaten offiziell in Rente. „Die Arbeit hat immer viel Spaß gemacht“, sagt sie rückblickend. Jetzt freut sie sich auf ein Leben ohne Terminstress.

Mehrfach hat Roswitha Damen in ihrem Berufsleben die Richtung gewechselt. Die weitaus längste Zeit aber hat sie sich um das Thema Gleichstellung gekümmert – für die (mittlerweile) 5300 städtischen Beschäftigten und für alle Aachener. Gleiche Chancen für Frauen und Männer in allen Lebensbereichen, das war ihre Betätigungsfeld und ihr Thema.

Gelernt hat die gebürtige Duisburgerin in ihrer Jugend zunächst Einzelhandelskauffrau. Für das Aachener Modehaus Pfeiffer war sie dann Einkäuferin im Bereich Damenoberbekleidung. „Ich habe das sehr gerne gemacht“, sagt sie. „Aber irgendwann dachte ich, das Leben muss noch mehr zu bieten haben.“ Das Studium an der Pädagogischen Hochschule in Aachen, mit Studienziel Grundschullehrerin, unterbrach sie, als das erste Kind kam. „Und als ich wieder mit dem Studium anfangen wollte, gab es in Aachen keine PH mehr.“ Sie hätte in Köln weiterstudieren können. „Aber mit zwei Kindern war das damals nicht drin.“

Die Katholische Hochschule eröffnete aber neue Perspektiven, erzählt Damen: „Da habe ich Sozialarbeit studiert und mich auf Frauenarbeit spezialisiert.“ Ihr erstes Praktikum absolvierte sie 1992 im Aachener Frauenbüro. Die Diplomarbeit 1994 beschäftigte sich mit der Mädchenarbeit. Hier hat sie grundlegende Aufbauarbeit geleistet. An den ersten Mädchentag in Aachen mit 400 Teilnehmerinnen und den Mädchentreff in der Alfonsstraße denkt sie noch gerne zurück.

Erst mal befristete Stellen

Nach dem Anerkennungsjahr im Frauenbüro gab es jahrelang erst mal befristete Beschäftigungsverhältnisse, 1997 dann die Festanstellung. Als Gleichstellungsbeauftragte ist Damen direkt dem Oberbürgermeister unterstellt. Sie hat Rederecht in jedem Ausschuss und in jeder Ratssitzung. Bei allen Entscheidungen, an denen der Personalrat beteiligt wird, ist sie auch dabei. Die großen Themen in all den Jahren? Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf; die Möglichkeit, in Teilzeit zu arbeiten, und danach auf Wunsch auch wieder eine volle Stelle einzunehmen; der Wiedereinstieg in den Job nach der Familienphase und die Frauenförderung. „In all diesen Bereichen hat sich über die Jahre doch eine Menge geändert“, bilanziert Damen. „Und da sind wir auch als Verwaltung mittlerweile richtig gut.“

Stichwort Vereinbarkeit: Noch unter Oberbürgermeister Jürgen Linden führte die Stadt Aachen als Arbeitgeberin zum Beispiel einen 14-tägigen Sonderurlaub für frischgebackene Väter ein. Darüber freut sich Damen noch heute: „Das gab es damals in ganz Deutschland nicht.“ Der Väterurlaub sollte den jungen Vätern ermöglichen, die ersten wichtigen – und anstrengenden – Tage mit dem Neugeborenen zu verbringen. Ein total übermüdeter junger Vater, der ihr auf dem Verwaltungsflur begegnete, habe sie damals auf die Idee gebracht, erzählt Damen. Und ein Feuerwehrmann war der erste Beschäftigte, der das neue Angebot in Anspruch nahm.

Natürlich sind die Themen von früher auch die Themen von heute und morgen. Aber manches sei doch einfacher geworden, findet Damen. „Bei der Verwaltung ist es heute kein Problem mehr, seine Stundenzahl zu erhöhen.“ Der Fachkräftemangel ist auch in der Verwaltung immens. „Da kommt der demografische Wandel den Frauen zugute.“ „Wo wir aber immer noch kämpfen müssen, das ist beim Thema Gewalt, auch bei sexualisierter Gewalt“, sagt Damen. „Sexualisierte Gewalt gegen Jungen zum Beispiel wurde früher so gut wie gar nicht thematisiert.“

Zu wenig genutzt werden ihrer Ansicht nach auch heute noch die Chancen, die die Teilbarkeit von Führungspositionen bietet. „Warum muss eine Führungsposition immer eine volle Stelle sein?“, fragt sie. „Das ist doch völliger Quatsch.“ Im Kindertagesstätten komme es mittlerweile zumindest hier und da einmal vor, dass sich zwei Frauen eine Leitungsstelle teilen.

Nachfolgerin von der RWTH

Die Nachfolgerin von Roswitha Damen im Gleichstellungsbüro der Stadt Aachen steht schon fest: Sabine Bausch. Sie kommt vom Gleichstellungsbüro der RWTH. Am 2. Januar 2019 hat sie ihren ersten Arbeitstag bei der Stadt. „Wir haben im Gleichstellungsbüro über die Jahre gute Arbeit gemacht“, sagt Roswitha Damen rückblickend. „Aber es ist schön, dass jetzt ein ganz frischer Wind hier hereinkommt.“

Sie selbst will sich jetzt eine Auszeit gönnen. Bald ist Weihnachten, dann fährt sie in Urlaub, und dann kommt das dritte Enkelkind. „Ich will viel reisen und auch noch mal etwas Neues lernen“, sagt Damen. Klavier spielen vielleicht oder Norwegisch, für die nächsten Urlaube in ihrem Lieblingsland Norwegen. Aus Arbeitskreisen und Gremien aber, zum Beispiel dem Arbeitskreis Trennung-Scheidung, der ihr sehr am Herzen liegt, will sie sich im Ruhestand erst einmal komplett zurückziehen. „Ich will nicht festgelegt sein und immer noch jede Woche einen Termin haben.“

Offiziell verabschiedet wird Roswitha Damen am Freitag, 7. Dezember. Der Oberbürgermeister lädt ins Rathaus ein.