Ronheider Stuben : Schluss mit Zwiebelrostbraten und Tafelspitz
Aachen Das beliebte Restaurant „Ronheider Stuben“ ist nach 17 Jahren österreichischer Küche ab dem 1. Januar 2019 herrenlos. Hans Pritz dankt ab, er wird Aachen verlassen.
Was ist der Renner auf der Speisekarte eines österreichischen Restaurants? Richtig, natürlich das echte Wiener Schnitzel vom Kalb mit einer leckeren Panade und saftigen Zitronenscheiben. Das jedenfalls ist die spontane Antwort von Hans Pritz, der gefragt wurde, was denn am Ende am schnellsten „aus“ ist in seiner Küche. Der Österreicher führt seines Zeichens seit 17 Jahren als Inhaber das feine Lokal Ronheider Stuben, malerisch gelegen in der Mitte des Ronheider Berges.
Traurig nur: Dort am Berg ist bald Ende mit den Leckereien aus Böhmen, dem Wiener und dem Salzburger Land. Weder Zwiebelrostbraten oder Tafelspitz noch Apfelstrudel mit Schlagobers und Germknödel werden demnächst dem Gourmet das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen.
Denn der jetzt 62-jährige Gastronom Hans Pritz stellte beim Besuch unserer Zeitung beinahe prosaisch und ohne jeden Schmäh fest: „Ich bin jetzt seit insgesamt 34 Jahren in Aachen als Gastronom tätig, das reicht!“
„Nachrichten-Treff“
Angefangen hat er damals in Aachen mit dem Lokal „Nachrichten-Treff“ unmittelbar gegenüber der zentralen Geschäftsstelle des Zeitungsverlages Aachen, in dem damals die Aachener Nachrichten noch unter der Obhut des Verlegers Ulrich Cerfontaine erschienen. Kurz vor der Eröffnung im Jahr 1984, erinnerte sich Pritz schmunzelnd an „den lieben Ulli“, habe der Verleger ihm über Anwälte verbieten lassen, den Namen „Nachrichten“ über der Restauranttür zu führen.
Pritz wäre kein gewiefter Ösi, wenn ihm nicht spontan eine Lösung eingefallen wäre. „Wir haben das Lokal einfach in „News-Treff“ umbenannt“, erinnert er sich noch allzugut an den ersten Schreck, hinzu kam als Emblem die nur zu gut bekannte „Zeitungsente“ mit auf die Außenwerbung, mit dem Verleger „Ulli“ sei er später sehr gut ausgekommen.
Dorthin an die Theaterstraße kam der internationale Cocktailmeister von 1982 (Pritz: „Das war die Meisterschaft in der Algarve“) selbstredend wegen einer Frau, die er im verschneiten Alpenland kennen- und liebenlernte und die aus Düren stammte. „In Düren brauchst du nichts zu machen, du musst nach Aachen“, habe sie gesagt, und er tat es wie ihm geheißen. Vor vier Monaten erst ist die langjährige Lebensgefährtin verstorben, vielleicht fällt dem Spross aus dem Salzburger Land der Abschied aus Aachen deswegen auch nicht so schwer.
„Ich habe hier so viele interessante Menschen kennengelernt, vom Scheich, über viele, viele Akademiker an den Hochschulen, die hier sehr gerne im Südviertel wohnen, bis hin zu den Politikern, die sich hier ebenso gerne aufhalten“, sagt er.
Wie bei allen Gastronomen sind gute Köche ein großes Thema. „Ich habe dabei viel Glück gehabt, das ist nicht immer so“, thematisiert Pritz, der bei Not am Mann selber zur Pfanne griff und den Kochlöffel schwang. Denn die klassischen Rezepte aus der Heimat gab er sowieso akribisch vor, Gerichte aus dem Wiener oder dem Tiroler Land waren schließlich seine Spezialität.
In den Wintersportort Maria Alm möchte er zurückkehren, im „St. Moritz von Österreich“ will Pritz jedoch auf keinen Fall „etwas Gastronomisches“ machen, dort ist Ruhestand angesagt. Einen Nachfolger für die beliebten Ronheider Stuben mit der großen Sommerterrasse ist noch nicht gefunden. Interessenten gab es, so wurde berichtet, aus dem Bereich der italienischen Küchenmeister, ist ja auch nicht so weit weg vom Alpenland. Ein rauschendes Abschiedsfest für Gastronom Pritz soll der Silvesterabend werden: „Wir habe ein Spezialangebot für den Abend, das wird bestimmt super“, freut sich der Gastronom, die Wehmut wird sich erst danach einstellen.