Sanierungsstau : Marodes City-Center braucht jetzt Stütze
Aachen Für die öffentliche Tiefgarage des City-Centers erwartet die Bauverwaltung jetzt eine neue Statik-Prüfung. Die Lage ist diffus: Beton abgeplatzt, Stahl weggerostet. Ein Großteil der Anlage wurde bereits gesperrt. Doch die Eigentümer der Handelsimmobilie an der Ecke Alexianergraben/Franzstraße tauchen ab. Dabei steigt der Druck.
Die Hausverwaltung mauert, ohne zu sanieren. Der Eigentümer baut auf Verschwiegenheitsklauseln. Einzelhändler wie Nachbarn fürchten derweil um die Zukunft des reichlich maroden City-Centers an der Ecke Alexianergraben/Franzstraße. Die Entscheider sitzen in Frankfurt. Wer die Hintergründe recherchiert, stößt schnell im Zusammenhang mit den Eigentümern der Einzelhandelsbereiche, Büros und der Tiefgarage – das sind 80 Prozent der Immobilie – auf einen als Lokalgröße bekannten früheren Geschäftsführer Peter H. Die Lage ist diffus.
Eine Etage der Tiefgarage hat der Aachener Pächter des „City-Parkhauses“, Hans-Günter Hermanns, bereits komplett sperren lassen. „Der Rest ist absolut sicher, wir haben jetzt entsprechende Stützpfeiler eingezogen“, erklärt er. Seit Jahren fordern Mieter, Pächter und mehrere Händler in dem Stahlbeton-Komplex, der 1980 eröffnet und 2007 umgebaut wurde, notwendige Sanierungsmaßnahmen – sonst könnten weitere Sperrungen drohen. Es geht um mehr als Kosmetik für den in die Jahre gekommenen Einzelhandelsensemble, über dem 42 Eigentumswohnungen liegen. Die Bauverwaltung der Stadt wurde bereits eingeschaltet.
Hauptproblem ist die Tiefgarage – und damit verbunden 1,5 bis drei Millionen Euro Sanierungskosten. Denn Gutachter haben längst Alarm geschlagen: „Wir empfehlen mit Nachdruck, die seitens des Tragwerkplaners empfohlenen Maßnahmen umgehend und vollumfänglich umzusetzen, um eine ausreichende Standsicherheit wiederherzustellen“, heißt es der Stellungnahme eines beauftragten Ingenieursbüros. Dazu hatte die nach eigenen Angaben zuständige Hausverwalterin Annette Fox (Immobilienverwaltung Fox) gegenüber unserer Zeitung bestätigt, dass man an einem umfassenden Sanierungskonzept arbeite. Weitere Auskünfte lehnt sie mit Hinweis auf die Eigentümer ab.
Man korrespondiert vornehmlich über Anwälte. Auf der einen Seite diverse Mieter der Einzelhandels- und Büroflächen, dann die Gemeinschaft der Wohnungseigentümer – und auf der anderen Seite die Hausverwaltung Fox sowie die Eigentümer und Vermieter der Handelsimmobilie. Die Lage ist durchaus ernst: Die Gutachter attestieren „bereits fortgeschrittene Bewehrungskorrosion“. Das heißt: Rost hat sich tief eingefressen – Hohllagen, Abplatzungen, Risse und Querschnittsverluste im Bauwerk sind die fatalen Folgen.
Letztlich kann dies gefährliche Auswirkungen auf die Standfestigkeit von Gebäuden haben. Deshalb empfehlen die Experten unter anderem großflächigen Betonabtrag auf den Zwischendecks – was wiederum Abstützungsmaßnahmen notwendig machte. Die Fachleute gehen davon aus, dass das stabilisierende Stahlkorsett des Betonkolosses durch Chloride (also vor allem Salz-Eintrag im Winter durch Autos) erheblich im Mitleidenschaft gezogen wurde.
Fox sagt, die Sanierung – wann auch immer – könne im Rahmen von Teilsperrungen der Tiefgarage anlaufen. Der erfahrene Parkhaus-Pächter Hermanns sagt: „Das ist völlig unmöglich. Dafür sind die notwendigen Maßnahmen viel zu umfangreich. Das geht nur bei kompletter Sperrung.“ Er fordert Klarheit über den Zeitplan, genauso wie Apothekerin Rosemarie Koenig und Peter Prinz, Beirat der Eigentümergemeinschaft der 42 Wohnungen. Denn die will Fox beziehungsweise der Eigentümer der Handelsimmobilie großzügig an der Generalsanierung der Tiefgarage beteiligen – was ein renommierter Rechtsexperte wiederum in einem Gutachten empört zurückwies.
Problematisch für die Betroffenen vor Ort sind die Ansprechpartner. Hinter den Handelsbereichen und der Tiefgarage der Immobilie steht ein komplexes Beteiligungskonstrukt. Immer wieder fällt der Name einer Frankfurter GmbH, genauer folgende Adressierung: „Nathan Singer & Maltin GmbH in GbR v.d. Samuel Singer“. Die Fäden laufen in Frankfurt zusammen, bei Geschäftsführer Nikolaus Hensel.
Der Unternehmer-Anwalt bestreitet das nicht, verweist aber auf seine Schweigepflicht. „Deshalb bin ich leider nicht befugt, Auskünfte zu erteilen“, erklärt er auf Anfrage. Der Jurist hat offenbar die Geschäfte von Peter H. übernommen.
Apothekerin Koenig macht sich in der Barbarossa-Apotheke zunehmend Sorgen: „Das ganze Haus leidet. Kaputte Fliesen, rostige Handläufe, ständige Konfrontationen, Schikanen und Ärger – auch die Trinkerszene direkt vor dem Gebäudekomplex gibt kein schönes Bild ab, ganz abgesehen von den heruntergekommenen Fassaden“, klagt sie. Die Kioskbesitzerin nebenan will ihr Geschäft verkaufen. Zu alldem schweigt Hausverwalterin Fox. Das Wort haben die Anwälte – und die Bauverwaltung der Stadt. Eine neue Statikprüfung läuft schon.