David Krause leitet die Viktoriaschule : Der „Neue“ ist ein waschechter Aachener
Aachen Seit Beginn des neuen Schuljahrs hat die Aachener Viktoriaschule einen neuen Schulleiter. David Krause hat die Nachfolge von Axel Schneider angetreten, der das evangelische Gymnasium 19 Jahre lang geleitet hatte.
Die Geschichte der Aachener Viktoriaschule beginnt am 28. April 1870. „Evangelische höhere Töchterschule“ hieß sie bei ihrer Gründung. Im kommenden Jahr begeht die Viktoriaschule, heute ein Gymnasium in Trägerschaft der evangelischen Kirche im Rheinland, ihr 150-jähriges Bestehen. Die Vorbereitung des Jubiläums ist eine der neuen Aufgaben von David Krause. Seit Beginn des Schuljahrs ist er Schulleiter an der Viktoriaschule. Der 43-Jährige ist Nachfolger von Axel Schneider, der das Gymnasium zuvor 19 Jahre lang geleitet hatte.
David Krause ist gebürtiger Aachener und lebt mit Frau und drei Töchtern in Aachen. Sein Abitur machte er 1995 am Couven-Gymnasium, sein Lehramtsstudium mit den Fächern Deutsch und Philosophie absolvierte er an der RWTH. Fürs Referendariat ging er nach Köln, seine erste Anstellung hatte er danach am städtischen Gymnasium in Alsdorf. Bevor er die Schulleitung an der Viktoriaschule übernahm, war er Lehrer am Einhard-Gymnasium und als Fachleiter für Deutsch in der Lehrerausbildung tätig.
Noch ist der „Neue“ dabei, die 703 Schülerinnen und Schüler und das mehr als 60-köpfige Kollegium kennenzulernen. „Man hat mich hier sehr positiv aufgenommen“, stellt er erfreut fest. Das evangelische Profil des privaten Gymnasiums zeigt sich in Angeboten wie Gottesdiensten, Andachten oder Besinnungstagen. „Das will ich erhalten und ausbauen“, betont Krause. Die Grundhaltung der Schule manifestiere sich aber auch in einer Atmosphäre des Kümmerns. „Hier achtet man aufeinander“, sagt der Schulleiter. „Wir bieten guten, zeitgemäßen Unterricht, aber wir sind nicht so leistungsorientiert, dass der Einzelne hinten runterfällt.“ Diese Balance findet er wichtig.
Sich kümmern bedeutet allerdings nicht, dass sich der Schulleiter immer nur beliebt macht. Bei den Streiktagen der „Fridays for Future“-Bewegung sind junge Leute der Viktoriaschule seit Monaten sehr aktiv. „Und auch wenn ich inhaltlich die Ansichten der Schüler teile, so muss ich unentschuldigtes Fehlen doch sanktionieren“, erklärt Krause. „Es gibt schließlich eine Schulpflicht und in der Sekundarstufe I eine Anwesenheitspflicht.“ Im Umgang mit den Schülerstreiks setze er den Kurs seines Vorgängers fort, und dieser Weg sei auch mit den anderen Aachener Schulleitern abgesprochen. Als Alternative zum Schulstreik biete man den Schülern allerdings auch Projekte zum Thema Klima, Nachhaltigkeit und Umwelt an.
Gerade leitet die Viktoriaschule, wie fast alle Gymnasien in NRW, den Übergang von G8 zu G9 ein. Die Rückkehr zur neunjährigen Gymnasialzeit begrüßt David Krause ausdrücklich. „Es gibt doch überhaupt keinen Grund zur Eile“, findet er. Seine Beobachtung: Unter G8 fehle vielen Schülern ein Jahr Reife, zum Beispiel in der Auseinandersetzung mit besonders abstrakten Fragestellungen. An der Viktoriaschule freut man sich, durch das zusätzliche Schuljahr wieder mehr Zeit für besondere Projekte zu haben, etwa zur Demokratiebildung und zur Förderung sozialer Kompetenzen.
Schule will iPads anschaffen
Das digitale Lernen ist an der Warmweiherstraße ebenfalls ein ganz großes Thema. „Flächendeckende iPad-Klassen werden wir bei uns nicht einführen“, kündigt Krause an. „In unseren Augen muss man nicht in allen Stunden digital unterrichten. Auch der klassische Unterricht mit Tafel und Buch hat weiterhin viel für sich.“
Noch in diesem Jahr wird das Gymnasium mit einer schnellen Glasfaserleitung versorgt. Für den Unterricht will die Schule dann iPads anschaffen. „An die 200 Geräte wollen wir haben“, sagt Krause. Aber er betont: „Die entscheidende Frage muss immer sein, wie man diese Geräte im Unterricht pädagogisch sinnvoll einsetzen kann. Wir müssen die didaktischen Prozesse so steuern, dass es für die Schüler etwas bringt.“ Den Einsatz von Mobiltelefonen im Unterricht sieht Krause übrigens auch kritisch. „Gerade weil die Handys im Alltag so eine Macht haben, sollten sie im Unterricht keine Rolle spielen“, findet er. Viele Eltern, weiß Krause, stimmen ihm da zu.
Kastanie zum Schuljubiläum
Aber zurück zu den Jubiläumsfeierlichkeiten im nächsten Jahr: Das 150-Jährige werde mit einem Konzert, einem Festakt und einem Schulfest gefeiert, verrät der Schulleiter schon mal. Die Schulgemeinschaft möchte zum Jubiläum aber auch gerne eine Kastanie auf dem Schulgelände pflanzen – eine ganz besondere Kastanie. Sie soll ein Ableger jener Rosskastanie sein, auf die das jüdische Mädchen Anne Frank in seinem Versteck in Amsterdam schaute und die es in seinem Tagebuch oft erwähnte. Denn Anne Franks Mutter, die in Aachen aufwuchs, war Schülerin der Viktoriaschule. „Edith Frank-Holländer, geborene Holländer, ist hier zur Schule gegangen“, erzählt David Krause. Die große Kastanie habe für Anne Frank ein Stück Trost und Hoffnung in dunklen Zeiten bedeutet. Zum Schuljubiläum wäre ein Ableger des Anne-Frank-Baums ein schönes Symbol des Lebens und der Zuversicht, sagt Krause.