Leserbriefe zum Coronavirus : Unsere unerklärlichen Unterschiede
Meinung Aggressivität bei Corona-Protesten, eine Spaltung der Gesellschaft durch die Impfpflicht und Sorge um Ungeimpfte: Diese und weitere Themen rund um das Coronavirus beschäftigten unsere Leserinnen und Leser.
Josie Bockholt aus Aachen meldet sich zum Artikel „Explosive Mischung braut sich zusammen“ über die zunehmende Aggressivität beim Protest gegen Corona-Maßnahmen:
Ich möchte mich an die demonstrierende Mitte der Gesellschaft wenden, die eventuell noch erreichbar ist: Ihr nennt euch Querdenker, und vielleicht denkt ihr tatsächlich quer, vor allem aber denkt ihr die Dinge nicht zu Ende. Auf euren Demos tragt ihr Herzen mit der Aufschrift „Liebe“, doch ihr beklatscht Redner, die voller Hass gegen Staat und „folgsame“ Bürger hetzen. Auf euren Schildern steht „Frieden“, aber ihr lasst es zu, dass aus euren Reihen heraus Gewalt gegen Presse, Polizei und Andersdenkende ausgeübt wird. Ihr haltet euch für Freiheitskämpfer, doch die Freiheit der Mehrheitsgesellschaft, die durch euren individuellen Freiheitsanspruch gefährdet wird, ist euch egal. Ihr lehnt weltweite, wissenschaftliche Expertise ab, vertraut aber durchaus wissenschaftlicher Einzelmeinung, wenn diese die Thesen eurer Meinungsblase bestätigt. Ihr behauptet, durch die Corona-Maßnahmen sei unsere Demokratie in Gefahr, und auf euren Bühnen wird gleichzeitig der Umsturz unseres (demokratischen) Systems gefordert. Ihr glaubt euch in einer Corona-Diktatur und nutzt ausgiebig das demokratische Recht der Demonstration. Ihr seht eure Meinung unterdrückt und fordert kritische Auseinandersetzung mit euren Fragen und Thesen, doch Fragen und Thesen der andersdenkenden Mehrheit belegt ihr mit Spott, Verachtung und dem Stempel der Lüge. Ihr seht euch einer Weltverschwörung ausgesetzt, bei der merkwürdigerweise von kommunistischen bis nationalistischen Systemen alle bereitwillig mitmachen, und die nicht etwa von weltweit recherchierenden, investigativen Journalisten oder Geheimdiensten aufgedeckt wurde, sondern von einer Gruppe von Menschen mit sehr unterschiedlichen Kompetenzen und Interessen. Ihr glaubt, als Einzige die Wahrheit zu sehen und seid doch so blind für eure eigenen Widersprüche.
Fritz Cremer aus Stolberg meint zum Bericht „So läuft es an den Schulen in NRW“:
Das eigentliche Problem besteht nicht in der Frage, ob an Schulen Masken getragen werden sollen oder nicht, das eigentliche Problem liegt bei der (Schul-)Verwaltung. Von Kita bis Abitur gilt nur eine Verordnung (Corona-Betreuungsverordnung), die in keiner Weise auf die Unterschiede an den Schulen eingeht und daher auch keine differenzierte Reaktion erlaubt. In Kitas und Grundschulen sind die Kinder per definitionem ungeimpft, während etwa im Bereich der Erwachsenenbildung von einer Impfrate von 90 Prozent und mehr ausgegangen werden kann. Dennoch werden die gleichen Regelungen für beide „Betriebe“ angewendet – ein einziger Irrsinn. Und die Unterstützung der Schulen durch die Verwaltung lässt auch zu wünschen übrig. Die im März 2020 (!) für die Lehrerinnen und Lehrer versprochenen Dienstrechner sind immer noch nicht in den Schulen angekommen (private Rechner dürfen wegen des Datenschutzes nicht verwendet werden!). Aber es ist natürlich viel leichter und einfacher, auf die Schulen und die Lehrer und Lehrerinnen zu schimpfen.
Hans-Jürgen Mallmann aus Übach-Palenberg hat sich Gedanken zur Spaltung der Gesellschaft gemacht:
Zu Recht liest man erneut, dass durch die unterschiedlichen Meinungen – pro und kontra Impfpflicht – die Gesellschaft gespalten wird. Als zweimal Geimpfter mit Booster bin ich der Meinung, dass seitens der Politik mal klare Regeln angewandt werden sollten. Das ewige Herumgeeiere nervt. Einkaufen sollte für alle in allen Geschäften möglich sein. Der Aufenthalt in einem Ladenlokal ist immer kurz bemessen. Anders in der Gastronomie und bei Veranstaltungen. So ist es mir nicht verständlich, dass 2G für Gäste der Gastronomie angewendet werden soll, wenn Gastronom und Angestellte weder geimpft noch getestet sind, und das nicht geprüft wird. Hier sollte 2G für alle gelten und unbedingt geprüft werden. Ich kenne Restaurants, die dann sofort schließen müssten. Genauso verhält es sich mit der nun geforderten Impfpflicht. Generell bin ich dagegen, das Grundgesetz zu ändern. „Wehret den Anfängen.“ Es sollte aber auch jedem klar sein, dass das eigene Recht da aufhört, wo es das Recht auf Unversehrtheit des anderen schneidet. Raucher müssen auch draußen bleiben. So muss hier ein für beide Seiten tragbarer Kompromiss gefunden werden. Impfpflicht – klares Nein! Konsequentes 2G und höher zum Schutz aller – klares Ja. Impfregister – klares Ja, um Missbrauch zu verhindern. Missbrauch, Fälschungen sollten hart bestraft werden. Natürlich sollten Impfunwillige im Falle einer Erkrankung an den Kosten der Behandlung beteiligt werden. Es ist der Allgemeinheit nicht zumutbar, die Kosten für individuelle Entscheidungen zu tragen. Bitte keinen Kostenbezug zu Rauchern, die angeblich auch die Allgemeinheit schädigen. Die Raucher zahlen täglich rund 40 Millionen Euro an Tabaksteuern ins Staatssäckel.
Sandra Hennen aus Raeren reagiert auf alle Leserbriefe zum Thema 2G plus auf der Seite „Keine Zeit, gestohlene Zeit, höchste Zeit“:
Endlich kommen mal ein paar Kommentare zu 2G plus. Es ist doch egal, für welchen Bereich unseres Lebens diese oberdumme Regel nun gilt. Sie ist ein Tritt in den Popo aller Geimpften und Geboosterten. Alle, die mitmachen, sich impfen und boostern ließen und lassen, haben doch das Gefühl: danke, ihr Politiker! Da werden sich ein paar Branchen rausgepickt, damit niemand sagen kann, die Politik unternimmt ja nichts. Für wie dumm halten uns eigentlich die Leute, die da Entscheidungen treffen? Es ist wirklich unglaublich. Wen motivieren wir denn noch, wenn man trotz allem immer noch an den Teststationen anstehen soll? Es ist nur schade, dass wahrscheinlich kein Politiker diese Leserbriefe liest. Richtig wahrgenommen werden doch nur diese armen Irren, die prügelnd, pöbelnd und jenseits irgendwelchen Anstands durch die Straßen ziehen. Gute Nacht, Deutschland!
Adam Kurzeja aus Aachen kritisiert den Artikel „Sorge um Ungeimpfte wächst“:
Die Überschrift und der Inhalt ihres Artikels sind dialektisch sinnfrei und inhaltlich gefährlich falsch. Kein Mensch aus der Gruppe der Geimpften hat Sorge um die Ungeimpften, sondern allein darum, dass die riesige Menge der Ungeimpften die Ausbreitung und die Mutationsfähigkeit des Virus dauerhaft unterhält, was Tatsache ist. Ein Virus für sich allein kann nicht mutieren. Das kann das Virus nur, wenn sich eine große Menge ihrer menschlichen „Wirte“ genetisch mischen. Epidemiologie besteht nun mal zum überwiegenden Teil aus Mathematik und zu kleinen Teilen aus Infektionslehre, Genetik, Demographie und Allgemeinmedizin. Eine statistisch bedeutende Gruppe von Menschen, die nicht geimpft werden können oder dürfen, gibt es eindeutig nicht. Auch Tumorkranke und daran Genesene, Immunschwache, Allergiker und Menschen in Therapie können und müssen geimpft werden. Das Nebenwirkungsrisiko ist zwar bei diesen Gruppen erhöht, jedoch in keinem Fall in einem solchen Ausmaß wie die Erkrankungsschwere und ihre unabsehbaren Folgen bei diesen Patienten.