1. Leserbriefe

Leserbriefe zum Coronavirus: Sozialer Druck und kluges Verhalten

Leserbriefe zum Coronavirus : Sozialer Druck und kluges Verhalten

In ihren Leserbriefen berichten unsere Leserinnen und Leser heute von Impfdruck auf Minderjährige, dem neuen Gesundheitsminister, der Triage und Impfskeptikern.

Susanne Beerbaum aus Aachen hat sich Gedanken gemacht zu den aktuellen Corona-Regeln der Bundesregierung und des Landes NRW:

Es werden seit dem 24. November auch Schüler*innen ab 16 Jahren als Erwachsene gezählt und fallen unter die 2G-Regeln. Bis jetzt noch nicht geimpfte 16-jährige Schüler*innen werden dadurch von Sport in den Vereinen, öffentlichen Veranstaltungen, Betreten von Geschäften, Restaurants, Kinos ausgeschlossen, obwohl sie genauso wie die Schüler*innen bis 16 kontinuierlich getestet werden. Es sind sicherlich nicht mehr viele nicht geimpft, und einige von ihnen werden sicherlich Gründe haben, die es nicht zu bewerten gilt. Die fallen aber komplett durch das Raster.

In den vergangenen zwei Jahren wurde immer wieder von den psychischen Schäden berichtet, die Jugendliche und Kinder davontragen. Wer spricht jetzt von diesen Fällen, in denen die Gruppe – Schüler*innen 16 bis 18 Jahre – nur noch Bus fahren und in die Schule gehen darf? Training in den Vereinen darf nicht mehr besucht werden, und Weihnachtseinkäufe und familiäre Veranstaltungen entfallen auch. Streng genommen darf nicht einmal Weihnachten im erweiterten Familienkreis gefeiert werden. Fällt das niemandem auf? Ich würde mich freuen, wenn Sie dies einmal genauer beleuchten. Das reißt mitten durch Familien.

In meinem aktuellen Beispiel gibt es bei der Mutter schwere Nebenwirkungen aufgrund der Impfung. Die beiden Kinder, 13 und 16 Jahre, zögern deshalb mit der Impfung. Jetzt darf die 13-Jährige (noch) zum Sporttraining gehen. Die 16-Jährige ist lediglich auf die Schule und den Weg dorthin beschränkt, obwohl sie den Sport 1,5 Jahre vor dem Abi dringend zum Ausgleich benötigt. Beide Kinder werden dreimal die Woche in der Schule getestet. Zudem wird Druck auf die 16-Jährige gelegt, die sich bei jeder Gelegenheit vor ihrer Klasse rechtfertigen muss.

Stephan Smeets aus Selfkant meldet sich zur Triage, einem Verfahren zur Priorisierung medizinischer Hilfeleistung bei unzureichenden Ressourcen, zu Wort: 

Eigentlich hatte ich diese Beladung während meiner Ausbildung in der Feuerwehr/im Katastrophenschutz immer verdrängt. Triagekarten, eine Beladung, die ich auf Fahrzeugen schon mal gesehen habe und bei Übungen davon gehört habe, wie dies ablaufen soll. Die Aufgabe, bei einem Massenanfall von Verletzten oder Erkrankten, wie zum Beispiel bei einer Pandemie, zu entscheiden, wie das medizinische Personal und medizinische (Hilfs-)Mittel aufzuteilen sind. Nie hätte ich daran gedacht, dass dies jemals in deutschen Krankenhäusern Realität werden könnte. Wer denkt eigentlich in diesem Fall an unser Klinikpersonal?

Aus Ihrer Zeitung: „Die Lage in den Krankenhäusern ist … angespannt, aber noch zu bewältigen.“ „Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt am Dienstag laut Robert Koch-Institut bei 303,8.“ „Im Kreis Heinsberg ist der erste Fall der Omikron-Variante des Corona­virus nachgewiesen worden. Die Zahl der Covid-Patienten in Krankenhäusern steigt.“ Wie lange wird das noch machbar sein mit Blick in den Südosten beziehungsweise Osten der Republik? Ich für meinen Teil denke, dass es reicht. Lasst euch impfen!

Manfred Staat aus Aachen merkt zum Bericht „Bayerns Corona-Probleme ufern aus“ an:

Der Nationalspieler Joshua Kimmich hat sich unklug verhalten. So nennt man das, wenn man das Wissen seiner Zeit nicht versteht. Er hat sich bewusst nicht gegen Covid-19 impfen lassen, weil er für sich noch weitere Erkenntnisse abwarten wollte. Das sollte nachdenklich klingen, war aber bloß schlecht informiert. Denn nach weltweit mehreren Milliarden Covid-19-Impfungen sind selbst die seltensten Impfreaktionen gut bekannt.

Worauf wollte Kimmich noch warten? Es ist auch bekannt, dass es für Ungeimpfte sehr wahrscheinlich ist, dass sie sich anstecken und häufiger schwere Verläufe oder Long-Covid erleiden. Der FC Bayern München hat über Monate versucht, seine Impfzauderer zu überzeugen. Jetzt hat Kimmich die Quittung. Als Folge seiner Covid-19-Erkrankung hat er Infiltrationen in der Lunge, und man kann ihm nur wünschen, dass seine Lunge wieder ganz ausheilt. Sonst ist seine Karriere als Leistungssportler zu Ende.

Kimmich wurde völlig zu Recht vorgehalten, dass sein unreflektiertes Verhalten schlecht zur Vorbildfunktion eines Nationalspielers passt. Jetzt hätte er die Möglichkeit, sich klug zu rehabilitieren. Er könnte an die Öffentlichkeit gehen und sagen, dass er sein gefährliches Zögern bereut, und seine Fans bitten, sich rechtzeitig impfen zu lassen. Doch er lernt nichts aus seinem Fehler und spielt seine Long-Covid-Erkrankung mit Bildern aus gesunden Tagen herunter.

Und sein Trainer Julian Nagelsmann schwafelt davon, dass man auch Meinungen zulassen sollte. Das ist genau das Problem. Eine Meinung zu haben, die nicht an Fakten überprüft wird, macht das Leben nur scheinbar einfach. In Wirklichkeit macht eine feste Meinung beratungsresistent und verhindert, dass man aus seinen Fehlern lernt. Klug ist das nicht.

Kurt Lennartz aus Aachen beurteilt den neuen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und widerspricht dem Leserbriefschreiber Rolf Schupp aus Aachen:

Man kann zu der Pandemie stehen, wie man will, eins muss man im Nachhinein eingestehen: Bisher hatten Karl Lauterbach und Christian Drosten mit ihren Aussagen und Warnungen über das vormals unbekannte Virus (fast) immer Recht behalten. Jedenfalls viel häufiger als alle anderen „Experten“, Parteipolitiker, Minister, Staatschefs und „Corona-Leugner“, die zum großen Teil bis heute von einer „schwächeren Grippe“ sprechen. Hätten wir früher auf die Warnungen und Empfehlungen von Drosten und Lauterbach gehört, wäre uns vieles erspart geblieben.

Stattdessen wurden deren Warnungen etliche Male angezweifelt und nicht ernst genommen. Stattdessen haben Minister und ehemalige Kanzlerkandidaten immer neue Versicherungen abgegeben, die nur noch von dem Hin und Her und dem noch größeren Wirrwarr aus der AfD und der FDP übertroffen wurden. Obwohl ich kein SPD-Wähler war: Die Nominierung des Gesundheitsministers ist sinnig.
 

Manfred Käver aus Alsdorf beschäftigen die Sicht- und Verhaltensweisen der Impfgegner:

Es wird auf einen Verstoß gegen entsprechende Artikel des Grundgesetzes hingewiesen. Richtig ist, dass das Grundgesetz, bei Wahrung der Verhältnismäßigkeit, Ausnahmen (Infektionsschutzgesetz) ausdrücklich vorsieht. Der Artikel 2 des Grundgesetzes garantiert nicht nur die freie Entfaltung, sondern ebenfalls die Unversehrtheit der Menschen. Darüber hinaus scheint diesen Kritikern nicht bekannt zu sein, dass die eigene Freiheit da aufhört, wo sie die Freiheit der anderen beschränkt beziehungsweise in diese eingreift. Es ist deshalb von diesem Personenkreis ein egozentrischer Freiheitsbegriff, der herhalten muss, um das eigene Verhalten zu begründen.

Willi Packbier aus Eupen betont:

Man kann schon fast von einer gespaltenen Gesellschaft sprechen. Auf der einen Seite der wohl größere Anteil von Bürgern, die nicht verstehen, mit welcher Ignoranz die Impfgegner alle Fakten nicht wahrhaben wollen. Auf der anderen Seite wütend protestierende Impfgegner, die sich in ihren Freiheitsrechten eingeengt fühlen. Ich bekenne mich eindeutig zu der ersten Gruppe. Den Impfgegnern kann ich nur bescheinigen, dass sie in ihrer Argumentation nicht zu Ende denken. Wir leben in einer Gesellschaftsordnung, in der der Schutz der Allgemeinheit das größere Gut ist als eine individuelle Freiheit.