Leserbriefe zum Ukraine-Krieg : Sanktionen und Waffen
Meinung Aachen Waffenlieferungen aus Deutschland, Verwunderung über die Haltung der SPD und Haftung für die Verbrechen in der Ukraine: Der Krieg beschäftigt unsere Leserinnen und Leser weiterhin.
Johannes Görgens aus Baesweiler attackiert heftig Russland und seine Politker:
Ohnmächtiger Zorn kommt in einem auf, wenn man sieht, was Menschen anderen antun können. Dass aber ein Mann wie der russische Außenminister Sergej Lawrow sich hinstellt und diese offensichtlichen Verbrechen auf die Opfer schiebt, raubt einem jegliches Verständnis für die Sichtweise Russlands. Ich habe immer Verständnis für Russland gehabt, aber ab heute ist das völlig unmöglich geworden. Was sich die russenfreundlichen Demonstranten in Berlin geleistet haben ist unerträglich. Sie sollten lieber mal daran denken, wie in Russland mit Demonstranten umgegangen wird. Ab in den Knast nach Sibirien.
Hans-Jürgen Ferdinand aus Aachen fordert die Verteidigung der europäischen Wertegemeinschaft:
Die freie Welt muss sich Putins verbrecherischem Angriffskrieg zwingend entgegenstemmen und ihn dauerhaft ächten. Wir Europäer, müssen ein einmaliges Friedensobjekt wie die EU nicht nur verteidigen, sondern als Wertegemeinschaft zur Nachahmung vorstellen. Wir Europäer sind dringend aufgefordert, die Verantwortung über die gemeinsame Zukunft der Menschheit und der Erde zu übernehmen, ein neues Paradigma für die Zivilisation zu erfinden. Wir müssen schöpferisch sein. Ich schließe mich hier den Worten des verstorbenen tschechischen Schriftstellers und Karlspreisträgers Václav Havel an, der sagte: „Die zentrale politische Aufgabe der nächste Jahre ist die Schaffung eines neuen Modells des Zusammenlebens der verschiedenen Kulturen, Völker, Ethnien und Religionen, die alle eine einzige Zivilisation in gegenseitiger Verknüpfung bilden.“ Ich verbinde damit die Hoffnung, dass nach der Ära Putin eine junge russische Generation einer solchen Wertegemeinschaft beitreten wird. Die Politik muss neu erfunden werden. Ein weltweit soziales, auf den Grundlagen der Solidarität aufgebautes neues Regelwerk ist das Gebot der Stunde. Wir brauchen eine neue Verbindlichkeit für soziales Verhalten, soziale Bindungen und soziale Verpflichtungen im Umgang der Menschen aller Kulturen, Religionsgemeinschaften und ethnischen Besonderheiten.
Markus und Inge Zegels aus Eschweiler befürworten eine persönliche Haftung für die Verbrechen in der Ukraine:
Wir würden uns wünschen, dass Kriegsverbrecher auch generell so benannt werden, wie das auch bei gewöhnlichen Kriminellen der Fall ist: Dieb, Gewaltverbrecher oder Sexualverbrecher. Die werden auch nicht mit Herr.... oder ihrem Titel benannt. Das ist aus psychologischen Gründen und im Falle Putins und seiner Kriegsgenossen im Besonderen weltweit wichtig, um sie zu ächten Dazu gehört geradezu zwingend der mediale Hinweis, dass diese Verbrecher für ihre Taten haftbar gemacht werden müssen. Was heißt das für den normalen Bürger? Es muss den Verbrechern klargemacht werden, dass sie nicht nur vor ein internationales Gericht kommen können, sondern vor allem finanziell für alle ihre Taten herangezogen werden. Warum werden also wochenlang Debatten abgehalten über bestimmte Sanktionen, wenn das viel stärkere Schwert die persönlichen Haftung darstellt. Russland muss für alle Schäden, die der Ukraine in diesem Krieg zugefügt werden, aufkommen. Erst dadurch kann den Tätern bewusst gemacht werden, was es für sie und ihr Land bedeutet, weiterhin täglich unschuldige Menschen zu töten und ganze Städte zu vernichten. Angeblich sollen doch hunderte Milliarden Dollar Finanzmittel Russlands eingefroren worden sein. Warum wird also nicht sofort öffentlich gesagt, dass beispielsweise bis heute 200 Milliarden Dollar einbehalten werden, weil davon die Taten der Verbrecher bezahlt werden und die Kosten für die Millionen Flüchtlinge und das Leid einer ganzen Bevölkerung. Das kostet die westliche Gemeinschaft keinen Cent, es hätte keine wirtschaftlichen Auswirkungen auf die freien demokratischen Länder und es hilft, den Krieg schnellstens zu beenden. Warum wird ein solch selbstverständliches Mittel nicht schon lange angewendet?
Christoph Schönberger aus Aachen wundert sich über die Haltung der SPD:
Es ist schon kurios: Beim Thema Waffenlieferungen wird die SPD von der friedensbewegten Partei der Grünen überholt. Deren Devise ist: So viele Waffen so schnell wie möglich, ebenso wie dies CDU und FDP fordern. Was läuft da schief? Die SPD hat sich noch immer nicht von ihrem historischen Russlandbild verabschiedet...trotz Grosny, Kriminvasion und Donbasskrieg. Als ob noch immer der Brandt‘sche Slogan „Wandel durch Annäherung“ Geltung hätte. Schon lange vor der Wiedervereinigung war aus Annäherung längst Anbiederung geworden. Selbst unser Staatsoberhaupt fand 2021 noch lobende Worte für Nord Stream 2, ein eindeutig Ukraine-feindliches Projekt. Solange die SPD diese Moskauhörigkeit nicht aufarbeitet, bleibt sie unglaubwürdig.
Hans-Jürgen Klunker aus Aachen verteidigt die deutsche Haltung zu Waffenlieferungen:
Glaubt man der veröffentlichten Meinung, steht Deutschland innerhalb der Nato und der Europäischen Union am Pranger, weil es nicht sofort Panzer und andere schwere Waffen in die Ukraine schickt und es noch kein Embargo für die Lieferung von Gas, Öl und anderen Rohstoffen aus Russland verhängt hat. Wir sollen danach zunehmend unser Ansehen in Europa verlieren. Unterstellt, dies ist so, stellen sich eine Reihe von Fragen: Wie viele Güterzüge mit Panzern und Kanonen sind eigentlich bislang aus Spanien, Portugal, Frankreich und den anderen süd- und westeuropäischen Staaten in die Ukraine gerollt?
Ist nur Deutschland gefragt, oder auch andere Länder? Die osteuropäischen Staaten wie Albanien, Bulgarien, Rumänien, Tschechien und andere Mitglieder des früheren Warschauer Paktes sollen im Besitz von zahlreichen Waffen sowjetischer Herkunft sein. Haben diese Länder ihre Panzer und Geschütze der Ukraine schon zur Verfügung gestellt? Die Türkei soll erklärt haben, sie wolle auch künftig nicht auf russisches Gas verzichten und beteilige sich auch nicht an Sanktionen. Wird sie deshalb auch von anderen Staaten nachdrücklich kritisiert? Warum soll Deutschland eigentlich verhältnismäßig mehr leisten als andere Staaten? Weil wir trotz unserer maroden Straßen und Brücken, renovierungsbedürftigen Schulgebäude, unzureichenden Digitalisierung und kaputt- gesparten Bundeswehr als reich gelten? Selbst wenn dem so wäre, haben deshalb andere Staaten weniger moralische Verpflichtungen? Vielleicht haben sie ja im Geheimen für ihre Verhältnisse mehr geleistet, als wir ahnen.