Leserbriefe zu Klima und Energie : Klimaschutz nur für den Papierkorb
Meinung Unsere Leserinnen und Leser schreiben in ihren Briefen über Fridays for Future, den sinkenden Grundwasserspiegel und einen lückenhaften Klimaplan.
Jens Kriete aus Aachen meldet sich zum Kommentar „Wissing muss liefern“ zur Bilanz des Umweltbundesamtes (UBA) 2022 zu Wort:
Wann werden wir nun die Klage sehen, die ein Tempolimit „per Gesetz“ einfordert? Wenn man den Berechnungen des UBA zum Tempolimit Glauben schenkt, würde der Weiterbetrieb von sechs Kernkraftwerken dem Klima achtmal so viel bringen wie dieses Tempolimit. Dazu werden wir wohl keine Klage sehen, die das einfordert. Aber denken wir mal weiter, denn die Ampel hat ja überhaupt kein Problem damit, Dutzende klimaschädliche Kohlekraftwerke ans Netz zu bringen. Alle zusätzlichen Emissionen reduzieren schließlich das „Restbudget“.
Was bedeutet es denn, wenn das Restbudget aufgebraucht ist? Wenn wir so weitermachen, ist das ziemlich genau in acht Jahren der Fall. Was bedeutet es denn, wenn Deutschland per Gesetz 2031 keine Treibhausgase mehr emittieren darf? Kein Öl, Benzin, Kerosin, Kohle, Erdgas dürfen mehr in Verbrennungsmotoren, -turbinen, Heizungen, Kesseln oder industriellen Prozessen genutzt werden. Das alles per Gesetz, und das werden dann gewisse Organisationen konsequent einklagen. Heißt, dass industrielle Produktion, Heizen und Mobilität, zumindest für die meisten in Deutschland, auf der Basis dieses Gesetzes nicht mehr möglich sind.
Ein Nebeneffekt davon ist nur, dass wir all diese Emissionen in andere Länder verlagern, und das haben wir teilweise ja auch schon geschafft. Nur, was soll dann das Klima davon haben? Wir tun so, als würden wir das Klima schützen, aber das findet fast nur auf dem Papier statt. Das Klimaschutzgesetz basiert auf extrem vereinfachten Ursache-Wirkung-Modellen und ist damit fundamental fehlerhaft. Klimaschutzmaßnahmen können logischerweise nur im globalen Kontext bewertet werden und genau darin versagt das Klimaschutzgesetz. Wir müssen die Emissionen global senken und nicht nur verschieben.
Bernd Hillebrecht aus Wegberg betont:
Die Gülletransporte gehen wieder los. Häufig aus den Niederlanden kommend und am frühen Morgen. Es werden Gülletanks hiesiger Bauern gefüllt oder direkt zu den wartenden Traktoren auf die Felder gefahren. Wird dieses Themenfeld um unser Trinkwasser, nach der Braunkohle, zu einem weiteren Trauerspiel der Hoffnung an die grünen Minister? Die Stromkosten sind unter anderem ein weiteres Thema, bei dem wir in die Größenordnung von Spanien kommen müssen.
Sven Schirmer hat sich Gedanken gemacht zum Bericht „Habecks großer Klimaplan“:
Das Klimapaket von Wirtschaftsminister Robert Habeck belastet einseitig die unteren und mittleren Einkommensschichten und die Umwelt. Die Nachrüstung einer Wärmepumpe macht nur Sinn bei einer energetischen Sanierung der Gebäudehülle, das heißt, Dämmung und Fenster. Diese Kosten zuzüglich Wärmepumpe und gegebenenfalls Lüftung für dichtgedämmte Fassaden und – wie auch gefordert – Elektromobilität/E-Autos belasten Hausbesitzer mit bis zu 200.000 Euro. Energetische Sanierungen können und werden auf die Mieter abgewälzt. Das kann sich nicht jeder leisten.
Noch schlimmer ist, dass weder für die geforderten E-Autos noch für die Wärmepumpen, Lüftungsanlagen etc. genug Strom in den Straßenerschließungen zur Verfügung steht. Diese Zusatzkosten der Versorger für den Infrastrukturumbau werden ebenfalls den Stromkonsumenten aufgebürdet. Auch hat der grüne Minister nicht bedacht, dass für diese Sanierungs- und Umrüstungsmaßnahmen weitere Ressourcen und Herstellungsenergie benötigt werden. Hierdurch wird das Klima zusätzlich belastet und weiteres CO2 freigesetzt. Das ist nicht nachhaltig. Wäre es dann nicht besser, mit der Wind- und Sonnenenergie Wasserstoff herzustellen, anstatt diesen Strom in Wärmepumpen zu verbrauchen?
Diesen Wasserstoff kann man mit CO2 aus der Atmosphäre in Erdgas umwandeln und in die vorhandenen Leitungen zu den Heizungskonsumenten liefern. Wasserstoff, der nachhaltig hergestellt wird, erzeugt keine weiteren Emissionen und kein weiteres CO2, und die vorhandenen Gebäude könnten mit den vorhandenen Gas-(Wasserstoff-)Heizungen betrieben werden. Hierdurch würden viele Kosten für die Verbraucher und viel graue Energie für die Umwelt gespart, da nicht alle Gebäude sofort energetisch saniert und alle Heizungsanlagen ausgetauscht werden müssten.
Jürgen Haida aus Erkelenz äußert sich zum Text „Grundwasserspiegel in NRW sinkt weiter“:
Rund um die Tagebaue wird die größte Flächenversiegelung aller Zeiten für Wirtschafts- und Siedungsraum geplant. Zum Schutz unseres Trink- und Grundwassers sind aber große Naturschutzflächen mit mehr Grünzonen, breiten Hecken, Wald und Feuchtgebieten mit 30 Prozent Schutzgebieten (EU-Vorgabe) zwingend erforderlich. Gleichzeitig sollen den Flüssen unvorstellbare Mengen (Trink-)Wasser entnommen werden – für die Tagebauseen. Seit Messbeginn 1991 sinken die Grundwasserspiegel kontinuierlich.
Dürreperioden kommen immer öfter. Die wertvolle Bördelandschaft, durch industrielle Landwirtschaft auf immer größeren Flächen gebeutelt, ist von zunehmender Erosion betroffen. Kein einziges der von Bund und Land mit Millionen Euro geförderten sogenannten Entwicklungsprojekte kümmert sich um Klimaresilienz, Wassersicherung oder Biodiversität. Alles egal. Was schert uns Natur oder Versorgung in 20 Jahren? Wirtschaftsfördergesellschaften, Planungsbüros und Verwaltungen veranstalten als Trostpflaster medienwirksame Bürgerbeteiligungen und versprechen „schöne Folgelandschaften“.
Die Politik schweigt zu den wirklichen Problemen, um die üppigen Fördergelder nicht zu riskieren. Außerdem: Millionen Euro für die regionale Wirtschaft verkaufen sich bei der nächsten Wahl halt besser. Tatsächlich verschwinden alle Vorschläge für Klima-, Trink- und Grundwasser, Naturschutz im Papierkorb der Planungsgeschichte. Wollen wir uns das alles ohne Widerspruch gefallen lassen? Letztendlich geht es um unsere Verantwortung für eine lebenswerte Zukunft unserer Kinder und Enkel.
Peter Huss aus Inden befasst sich mit den Aktivitäten von „Fridays für Future“ und der „Letzten Generation“:
Die Klimaschutzbewegungen können sehr unterschiedlich sein. Aber gemeinsam testen sie zurzeit aus, was sich die Menschen so gefallen lassen. Bis sie gestoppt werden, wird immer mehr provoziert. Ich verstehe nicht, dass man Falschparker bestraft und auf der anderen Seite das Lahmlegen des Verkehrs mehr oder minder toleriert.
Nach meinem Demokratieverständnis sollte man Politisches auf allen Ebenen (einschließlich Medien) diskutieren. Und man sollte die sich ergebenden Anliegen den gewählten Politikern vortragen, damit die daraus für uns alle möglichst gute Rahmenbedingungen schaffen. Aber Randale aller Art empfinde ich nicht als demokratisch! Übrigens: Auch künstlich gemachte Verkehrsstaus schaden dem Klima, auch, wenn Klimaschutz „draufsteht“.
Ulrike Holler aus Eschweiler beschäftigt der Artikel „Polizei: Keine Kosten für Klimakleber in NRW“:
In dem Artikel wird gesagt, dass „in Bayern 7500 Euro für gut 50 Polizeieinsätze“ Klimaklebern in Rechnung gestellt werden. Das erscheint mir doch recht günstig zu sein, 150 Euro pro Einsatz sind doch kaum der Rede wert. Aber: In NRW verzichtet man sogar auf diese geringe Summe, man kann es sich leisten ...