1. Leserbriefe

Leserbriefe zum Ukraine-Krieg: Große Hilfe und klare Linie

Leserbriefe zum Ukraine-Krieg : Große Hilfe und klare Linie

In dieser Ausgabe der Leserbriefe beschäftigen sich unsere Leserinnen und Leser mit dem Ukraine-Krieg und unter anderem mit den Forderungen vieler Politiker, schwere Waffen in die Ukraine zu liefern.

Josef Thieken aus Aachen erinnert anlässlich des Krieges an andere Flüchtlinge:

Die Hilfsbereitschaft der Deutschen gegenüber den Geflüchteten aus der Ukraine ist wirklich bewundernswert. Auch das Luxushotel Quellenhof macht seine Tore auf für die Flüchtlinge. Das alles ist sehr lobenswert. Auch die Polen, so hört man, sind ähnlich hilfsbereit gegenüber den Geflüchteten. Man mag es gar nicht glauben, aber die Polen haben über 1,8 Millionen Menschen aus der Ukraine aufgenommen – fantastisch. Ich entsinne mich aber, dass vor noch gar nicht langer Zeit es der polnischen Regierung völlig unmöglich war, auch nur einen einzigen Flüchtling aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak in Polen aufzunehmen, als es darum ging, im Rahmen der Verteilung der Flüchtlinge in der EU einige Hundert Menschen aufzunehmen. Hatten diese Menschen die falsche Hautfarbe? Muslime, People of Color und Schwarze haben draußen zu bleiben? Fast sieht es so aus.

Deshalb sollte die EU jetzt fordern, dass Polen einige Hundert Flüchtlinge aus Moria auf Lesbos aufnimmt, die dort seit Jahren in Auffanglagern unter schrecklichen Bedingungen hausen. Das sollte doch drin sein. Und was ist mit den Menschen, die an der polnisch-belarussischen Grenze festsaßen? Sind die jetzt alle wieder in Minsk oder in ihre Heimat abgeschoben? Vegetieren die dort immer noch und werden von polnischen Grenzern davon abgehalten, nach Polen zu gelangen? Oder sind die inzwischen alle tot? Das wäre doch vielleicht eine Recherche Ihrer Zeitung wert. Diese Menschen sollten doch jetzt auch bei uns aufgenommen werden können – genauso wie die paar Tausend Menschen aus Moria auch, von denen die meisten Frauen und Kinder sind. Dazu als Lektüretipp das Buch von Jean Ziegler: „Die Schande Europas. Von Flüchtlingen und Menschenrechten.“

Manfred Käver aus Alsdorf beschäftigt sich mit dem Bericht „In der Gluthitze auf Faktensuche“:

Die Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) besucht Länder, in denen die dort lebenden Menschen in höchstem Maße leiden (Hungersnot). Dies ist nachvollziehbar und positiv zu bewerten. Es ist allerdings schwer – wenn überhaupt – zu verstehen, dass eine Ministerin der Grünen fordert, Soldaten (Afrika) zu entsenden sowie mehr und modernere Waffen der Ukraine zur Verfügung zu stellen, um sich gegen die Besetzung durch russische Streitkräfte verteidigen zu können. Seit Gründung der „Grünen“ gehörte die Bezeichnung „Waffen“ nicht zum Vokabular dieser Partei, es sei denn in negativem Sinne. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, und das findet bei Millionen von Menschen Zustimmung, zu denen auch ich gehöre.

Ich erwarte allerdings von einer Partei, die die Geschicke eines Volkes (mit)bestimmen will, dass deren Mitglieder nicht an Realitätsverlust leiden, die Geschichte kennen und wissen, dass die Kriegstreiber nicht das Volk fragen. Es kann daher nur verwundern, dass eine Politikerin der Grünen, die bis dato nicht einmal Steinschleudern zu Verteidigung akzeptiert hätte, vehement die Lieferung modernster todbringender Waffen fordert. Es musste offensichtlich für die Protagonisten der Grünen erst die Konfrontation mit dem Ernstfall eintreten, um erkennen zu können, dass die Menschen schon, seit es sie gibt, nach dem Motto verfahren: Willst du nicht mein Bruder sein, schlag ich dir den Schädel ein.

Hans-Bernd Simon aus Aachen reagiert auf den Leserbrief von Andreas Lorenz aus Aachen, der fragte, ob es für Russland auch nur eine Perspektive gab, der Expansion des Westens etwas entgegenzusetzen:

Nach der Wende 1990 haben die Europäische Union und die Nato den Sicherheitsinteressen von Polen, Tschechien, Ungarn und den anderen Staaten des ehemaligen Ostblocks, die sich im westlichen Bündnis sicherer fühlen, entsprochen. Nicht die Nato hat diese zwangsweise aufgenommen, sondern diese Länder wollten es von sich aus. Den Einmarsch in ein neutrales Land kann man sicher nicht damit rechtfertigen, dass man sich durch das kleinere Land bedroht fühlt.

Jürgen Sieprath aus Würselen konstatiert:

Natürlich ist es herzzerreißend, Kinder und Mütter in einer zerlegten Umgebung zu sehen. Auch viele junge russische Soldaten sterben. Aber was der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und sein Botschafter in Berlin Andrij Melnyk von sich geben, ist schon grenzwertig. Beleidigungen sind an der Tagesordnung, Forderungen nehmen schon Formen an, die frech sind. Was bildet sich Herr Selenskyj ein, unseren Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier auszuladen? Deutschland hat schon über 300.000 Flüchtlinge aufgenommen, die wir versorgen, und es werden täglich mehr. Das ist eine gewaltige humanitäre Hilfe, auch in Anbetracht dessen, dass es noch erheblich mehr werden. Ganz zu schweigen, wenn es um den Wiederaufbau geht, der auch finanziert werden muss. Wann gehen Herr Scholz & Co. mit einem klaren Wort und einer deutlichen Haltung gegenüber beiden Konfliktparteien voran, anstatt sich weiter beschimpfen zu lassen?

„Jetzt muss das Zeug da runter“ – Robert Habeck, das ist aktive Teilnahme an diesem Krieg! Sie sind sich sicher schon im Klaren darüber, dass Herr Putin dies als Kriegserklärung auffassen könnte? Dann sagen Sie es doch klar und deutlich, dass Deutschland schwere Waffen liefert und keine Angst vor Russland hat. Das wird Herr Putin nicht so erwarten, weil klare Haltungen die einzige Sprache sind, die er wirklich versteht. Wenn Europa klar zusammensteht, wird Putin es nicht riskieren, die gewaltige Nato auf der anderen Seite zu fordern. Aber es muss klar kommuniziert werden. Wenn dies endlich geschieht, wird Putin zu Gesprächen bereit sein. Er fühlt sich sicher, dass Europa schön soft bleibt. Herr Scholz, machen Sie endlich Ihren Job, klären Sie alles mit den europäischen Partnern und den USA ab und treten mit vollem Selbstbewusstsein Herrn Putin gegenüber.