1. Leserbriefe

Leserbriefe zum Thema Kirche: Geschlossene und offene Türen

Leserbriefe zum Thema Kirche : Geschlossene und offene Türen

Unsere Leserinnen und Leser beschäftigen sich in den Leserbriefen mit verschiedenen Themen rund um die Kirche. Mit der Struktur der Pfarrgemeinden, der Berichterstattung über die katholische Kirche und auch mit Kardinal Woelki.

Herbert Schaber aus Aachen beschäftigt sich mit dem Artikel „Wer sagt, wo es langgeht? Bischöfe oder Basis?“ über bewegende Entscheidungen, die die katholische Kirche bundesweit und im Bistum Aachen treffen muss:

Im Artikel werden Fragen zur zukünftigen Struktur der Pfarrgemeinden gestellt: Wie sieht die zukünftige Pfarreistruktur aus? Und wie viel Verantwortung können/dürfen/sollen/müssen die sogenannten Laien übernehmen? Es schließt sich auch die Frage an: Wie sind die weiteren Entscheidungswege?

Überlässt man diese Fragen nur dem „Heute bei dir“-Prozess einer kleinen Basis-Arbeitsgemeinschaft? Wie führt der Weg weiter über die Lenkungsgruppe hin bis zur Entscheidung der Bistumsleitung? (Eine rhetorische Frage!) Entscheidungswege müssen unbedingt mit den Pfarrgemeinden kommuniziert werden, weil Mitgestaltung die Zufriedenheit und das Engagement fördert.

In den Berichten der acht Regionalteams kann man gut die Individualität in den Regionen feststellen. Es werden Befürchtungen und Ängste zum Thema Fusionen und Zentralisierungen von Pfarrgemeinden geäußert, über die ja noch keiner sprechen darf. Als mündige Christen sollten die Pfarrgemeinden beziehungsweise die acht Regionen mutig und selbstbewusst Mitgestaltung und Mitverantwortung in der Gemeindeentwicklung einfordern, weil durch die Unterschiedlichkeit der Regionen eine einheitliche Gemeindestruktur für das gesamte Bistum nicht sinnvoll erscheint.

Für die Zukunft ist es bei zunehmendem Priestermangel der einzig gangbare Weg, Laien mehr in die Verantwortung zu nehmen, was kirchenrechtlich möglich ist und einzelne Modellgemeinden im Bistum beweisen. Dazu bedarf es aber eines anderen Priesterverständnisses und auch des Willens der pastoralen Laien, mehr Verantwortung zu übernehmen. Der Bistumsleitung empfehle ich mehr Nähe zu den Pfarrgemeinden und zum Thema Laien in der Leitung die Sichtung der Papiere aus den 90er Jahren. Den Pfarrgemeinden empfehle ich konstruktiven Widerstand im positiven Sinne, weil vielen Christen etwas an Kirche liegt.

Uwe Hasler aus Linnich betont: 

Fast täglich erlebe ich eine großflächige Berichterstattung über das Treiben der Kirchen in Deutschland, insbesondere der katholischen. Stehen diese umfänglichen Artikel überhaupt in einem Verhältnis zu den etwa 25 Prozent Katholiken in unserem Land? Hätten die Lobbyisten nicht ein so kompliziertes System rund um die Kirchenaustritte gewoben, hätten wir es bei den verbliebenen Anhängern der Amtskirche mit einer verschwindenden Minderheit zu tun.

Solange aber unsere Strukturen die verfassungswidrigen Vorgehensweisen der Kirche stützen, werden die gut gemeinten Veränderungswünsche der „Maria 2.0“-Bewegung, des Betroffenenbeirats und anderer ins Leere laufen. Solange der milliardenschwere Amtsapparat von oben herab ohne Beachtung des Gleichheitsgrundsatzes und der Einhaltung demokratischer Strukturen die Geschicke selbst in der Hand hält, wird es keine grundlegenden Änderungen geben.

Grundgesetzwidrige Verhaltensweisen wie die Ungleichbehandlung von Mann und Frau, Zugang zu vom Steuerzahler finanzierten Arbeitsplätzen in Schulen und Kindergärten nur für Kirchenmitglieder und die Bezahlung von Bischöfen, Erzbischöfen, Weihbischöfen und Vikaren aus dem Steuersäckel, ganz zu schweigen vom Eintreiben der Kirchensteuer durch den Staat, sind doch viel zu verlockend, um sich der Mehrheit des gemeinen Volkes anzupassen.

Oder glaubt einer, dass diese Verhaltensweisen bei einer Volksabstimmung eine Mehrheit finden würden? Erst das ersatzlose Streichen aller Privilegien würde aus meiner Sicht dazu führen, dass sich die Anhänger des christlichen Glaubens auf ihre eigentliche Kultur konzentrieren könnten. Und unsere Gesellschaft wäre um eine undemokratische Gesellschaftsform ärmer.

Heinrich Huppertz-Theissen aus Simmerath zieht das Grundgesetz heran:

In Artikel 3 (1) des Grundgesetzes heißt es: „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.“ Und weiter in Absatz 3: „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, (…) seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden.“

Habe ich da etwas falsch verstanden? Wie kann es sonst sein, dass in bestimmten Bereichen der Strafverfolgung durchaus Unterschiede gemacht werden. In den letzten Monaten wird in den Medien immer wieder über die Prozesse im Zusammenhang mit den abscheulichen Verbrechen, die an unschuldigen Kindern begangen wurden, berichtet. Es bleibt zu hoffen, dass diese Verbrecher mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln bestraft werden. Nun gibt es aber eine bestimmte Gruppe von Männern, die ähnliche Verbrechen begangen haben und nicht der Strafverfolgung unterliegen.

Auch wenn diese Männer ihre Verbrechen nicht gefilmt und verbreitet haben, ist dieser Kindesmissbrauch nicht weniger verwerflich. Wo ist der Unterschied zwischen einem Jugendbetreuer und einem Pfarrer, die sich beide an Schutzbefohlenen vergreifen? Für die betroffenen Kinder gibt es bestimmt keinen. Dann gibt es doch auch den Straftatbestand der Strafvereitelung. Auch hier werden offensichtlich Unterschiede gemacht. Da werden in den Kirchen von den „Würdenträgern“ (wobei diese Bezeichnung gerade im Fall eines gewissen Rainer Maria Woelki aus Köln äußerst zynisch klingt) Verbrechen vertuscht und Verbrecher gedeckt, ohne dass sie eine Strafverfolgung fürchten müssen.

Ich denke nicht, dass die kirchliche Selbstverwaltung diese Vorgehensweise rechtfertigt. Die weiterhin anhaltende Austrittswelle aus den Kirchen lässt vermuten, dass viele Gläubige ähnlich denken.