1. Leserbriefe

Leserbriefe zum Thema Coronavirus: Fakten, Reden und Ausreden

Leserbriefe zum Thema Coronavirus : Fakten, Reden und Ausreden

Seit Montag dürfen wieder Geschäfte wie Tattoostudios und Nagelstudios öffnen. Die weiteren Schritte für mögliche Öffnungen sorgen für Verwirrung und Kritik, auch bei unseren Lesern und Leserinnen. Dieses und weitere Themen finden Sie in unseren Leserbriefen.

Bernd Weißhorn aus Stolberg gibt hinsichtlich der gegen Covid-19-Geimpften zu bedenken:

In den Medien wird ein falsches Bild dahingehend gezeichnet, dass es überwiegend die „Alten“ und „Pflegeheimbewohner*innen“ sind, die geimpft werden oder wurden. Dies kann man nicht so unkommentiert stehen lassen, da es nicht den Tatsachen entspricht. Auf der Internetseiten der AZ/AN (aachener-zeitung.de oder an-online.de) wird täglich eine bundesweite Übersicht „Erstimpfungen nach Indikation“ veröffentlicht. Aus dieser Übersicht kann man sehr gut erkennen, dass (Stand 2. März 2021) in Nordrhein-Westfalen auf die Gruppen „Über 80 Jahre alt“ und „Pflegeheimbewohner*in“ 484.726, also 49 Prozent, auf die Gruppen „Berufliche Gründe“ und „Medizinische Gründe“ 506.729, dementsprechend 51 Prozent entfielen. Es sind also überwiegend nicht nur „die Alten“ und Pflegeheimbewohner*innen, die geimpft wurden.

Michael Müller aus Aachen thematisiert das Impfkonzept:

Warum das mit dem Impfen nicht so recht klappt? Ein Beispiel.

Nehmen wir eine x-beliebige Grundschule: Die unterrichtenden Lehrkräfte erhalten von ihrer Direktion (m, w, d) eine Bescheinigung und können Impftermine vereinbaren. Die Lehrkräfte, die aufgrund bestehender Erkrankungen nicht unterrichten, erhalten keine Bescheinigung, weil sie ja nicht unterrichten. Die Sekretariatsbesetzung darf, obwohl nicht unterrichtend, geimpft werden, erhält die Bescheinigung aber nicht von der Direktion, sondern von einer anderen Stelle im Schulamt. Die an der Grundschule aushelfenden Lehrer aus dem Gymnasium werden auch nicht geimpft, weil ihre Herkunftsschule ja nicht die Grundschule ist, sondern die Sekundarstufe I. Satire? Schön wär’s!

Matthias Schaffrath aus Geilenkirchen kommentiert den neuen Öffnungsfahrplan mit einem Satz:

Das Öffnungskonzept ist genauso schwer zu verstehen, wie einst Edmund Stoibers Rede zum Transrapid.

Monika Blasum aus Herzogenrath greift das Verhältnis des NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet zu Zahlen auf:

Speziell Menschen hier im Aachener Raum erinnern sich bestimmt noch an die Dozententätigkeit unseres jetzigen NRW-Ministerpräsidenten in 2014/2015 an der RWTH. Seinerzeit „verlor“ Herr Laschet Originalklausuren. Er erfand ganz einfach die Bewertungen. Es war ein unfassbares Durcheinander, und am Ende trennten sich Herr Laschet und die RWTH voneinander. Heutzutage, als NRW-Ministerpräsident und CDU-Vorsitzender, kritisiert er gewohnt gestenreich: „Man kann nicht immer neue Grenzwerte erfinden, um zu verhindern, dass Leben wieder stattfindet. Wir können unser ganzes Leben nicht nur an Inzidenzwerten abmessen“. Hat Herr Laschet hinzugelernt? Mitnichten! Das damalige Chaos setzt sich ungebremst fort. Sein Corona-Management ist unstrukturiert und unprofessionell. Lockerungen: ja, nein, vielleicht, Masken von van Laack, Impfterminvergabe, Impftempo etc. Wo auch immer sich ein Fettnäpfchen anbietet, er tritt mit Sicherheit hinein. Und nun schielt Herr Laschet auch noch selbstgefällig auf das Kanzleramt. Hoffentlich breitet sich das NRW-Chaos nicht in ganz Deutschland aus.

Doris Brandenburg aus Aachen betont:

Ach, wie gern würde ich mich für eine Impfung, auch mit Astrazeneca, zur Verfügung stellen, jedoch scheint das unmöglich. Meine erwachsenen Kinder sind Ärzte, teils in der Intensivmedizin. Beide sind jetzt geimpft. Darüber sind wir froh. Deren Kinder sind in der Notbetreuung des Kindergartens im eingeschränkten Betreuungsmodus seit November. Das bedeutet: später hin, früher raus. Wer kann die Lücke füllen? Pro Tag sind das mehr als drei Stunden. Gehören wir jetzt zur Gruppe des Pflegepersonals? Wir, stolze Eltern und Großeltern, 80 und 71 Jahre alt, tun unser Möglichstes. Es hat immer geheißen, wir seien in der zweiten Impfgruppe, da wir mit unserem Alter, mit unseren Vorerkrankungen besonders gefährdet seien. Wir sollten uns von den Enkelkindern fernhalten: Nicht als ganze Familie Weihnachten feiern, uns nicht gegenseitig besuchen, stets die Maske tragen, nicht zum Sport gehen, so selten wie möglich und vor allem nicht zu zweit einkaufen – so langsam verliere ich den Mut ...

Maik Glatki aus Aachen meldet sich zum Artikel „Heimarbeit wird auch nach der Pandemie bleiben“ zu Wort:

Nach fast zwölf Monaten Homeoffice kommen immer noch Unternehmen an und sagen, das ginge nicht wegen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Hier die DSGVO vorzuschieben, qualifiziert kaum noch als Ausrede – das ist Unsinn. Oder die Unternehmen sagen quasi: Aber der Austausch ist so wichtig, da können wir keine Heimarbeit machen, wir schicken nicht einmal Bürokräfte ins Homeoffice. Ich selbst bin leitender Angestellter in einem Medienunternehmen. Bei uns klappt der Austausch ganz prima, auch mit allen in Heimarbeit. Ich lese da: Wir opfern lieber Gesundheit und womöglich Leben unserer Mitarbeiter als auch nur einen Prozentpunkt Effektivität und Umsatz. Es wird schon länger immer klarer, dass Arbeitsplätze zu den großen Ansteckungsherden der Pandemie gehören. Sollte ich noch einmal in die Situation kommen, einen neuen Arbeitgeber zu suchen, wird eine meiner Fragen sicherlich sein, wie denn mit Homeoffice in der Pandemie umgegangen wurde.