Leserbriefe über Tiere und Natur : Bedrohung und Gefangenschaft
Meinung Aachen Die Tierwelt und die Natur im Allgemeinen sind Aspekte dieser Welt, die uns immer wieder beschäftigen. Auch unsere Leserinnen und Leser beschäftigen sich zum Beispiel mit dem Wolf in der Eifel oder überdenken den Nutzen von Zoos.
Romy Liessem aus Aachen befasst sich mit dem Interview „Zoos muss es weiterhin geben“ anlässlich des 80. Geburtstags des langjährigen Zoodirektors Carl Claus Hagenbeck:
Die Argumente, mit denen die Existenz von Zoos gerechtfertigt werden, sind seit Jahren die gleichen: Die Tiere seien in Freiheit bedroht, es werde wissenschaftliche Forschung betrieben, eine weitere Aufgabe sei Bildung und Aufklärung der Besucher. Außerdem könnten in den Zoos vom Aussterben bedrohte Tierarten gerettet werden, und schließlich würden die Tiere ja auch artgerecht gehalten. Die Zoologen sollten sich lieber dafür einsetzen, dass der Lebensraum der Tiere in ihrer Heimat geschützt wird. Erstaunlich ist vor diesem Hintergrund, dass sich die Zoos besonders um die Arterhaltungszucht von gewinnbringenden Publikumslieblingen bemühen. Dabei scheuen die Zoos nicht einmal vor dem Ankauf von Wildfängen zurück, um eine Zuchtgruppe aufzubauen – mit mäßigem Erfolg. So belegen Statistiken, dass sich etwa nur 41,3 Prozent der Säugetiere in Gefangenschaft züchten lassen. Sind Kacheln, Gitter, Gräben, Panzerglas und Käfigstäbe artgerecht? Nein, es ist monotone, lebenslange Gefangenschaft für Wildtiere, die, in Freiheit geboren, kilometerweite Areale durchstreifen. Schon allein unser Klima ist für die meisten Wildtiere nicht artgerecht. In Gefangenschaft können Wildtiere ihre arteigenen Verhaltensweisen nur sehr reduziert ausleben. Verhaltensstörungen als Ausdruck erheblicher Leiden treten häufig auf. Einige sind auch für Laien erkennbar, wie das ständige Auf- und Ablaufen oder antriebslose Dahindämmern. Der Einsatz von Antidepressiva und Psychopharmaka sind üblich. Es gibt täglich spannende Tierfilme im Fernsehen, die die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zeigen. Bei näherem Hinsehen bleibt von den Argumenten der Zoobefürworter nicht viel übrig. Grund genug, um die Existenzberechtigung von Zoos infrage zu stellen und Konzepte für den Erhalt des natürlichen Lebensraumes der Tiere zu entwickeln.
Luzia Thissen aus Langerwehe meldet sich zum Text „Die Angst vor dem Wolf kehrt in der Eifel zurück“ zu Wort:
Zunächst einmal danke für das Foto auf der Titelseite, das den Wolf „Akela“ zeigt, der im Hohen Venn sein Revier hat. Darüber habe ich mich sehr gefreut. „Akela“ ist ein wunderschönes, prächtiges Tier. Dieses Tier hat seine Daseinsberechtigung wie jedes andere Lebewesen auf dieser Erde. Ich habe Verständnis dafür, dass Weidetierhalter um ihre Tiere fürchten und Menschen Angst um ihre Kinder haben, wenn der Wolf so nahe an Behausungen auftaucht. Es ist aber bewiesen, dass der Wolf mehr Angst vor dem Menschen hat, als der Mensch vor ihm haben müsste. Es muss mehr zum Schutz der Weidetiere getan werden, wie zum Beispiel spezielle Zäune und ausgebildete Hütehunde. Hier muss seitens der Politik mehr getan werden in Hinsicht auf finanzielle Hilfen, denn diese Maßnahmen sind teuer, und die Halter von Weidetieren können diese Kosten kaum allein aufbringen. Fakt ist: Der Wolf hat Hunger, und um diesen zu stillen, muss er jagen. Dabei vergreift er sich auch an Weidetieren, was für die Halter sehr schmerzhaft ist, denn sie hängen an ihren Tieren. Nachdem der Wolf hier lange ausgerottet war, muss der Mensch wieder lernen, ihn zu akzeptieren und mit ihm umzugehen. Das Märchen vom „bösen Wolf und der Großmutter“ spukt noch immer in den Köpfen der Menschen herum.
Franz-Willi Görtz aus Alsdorf geht ebenfalls auf den Bericht „Die Angst vor dem Wolf kehrt in der Eifel zurück“ ein:
Ihre Überschrift gefällt mir nicht: Der Wolf ist kein Monster, sondern ein Wildtier wie Amsel, Reh und Igel. 1. Der Wolf gehört zur Natur, ist also NATÜRlich, wie jedes andere Lebewesen auch 2. Wer seine Schafe schützen will, was verständlich ist, oder an der Zucht von Schafen Geld verdienen will, muss Vorkehrungen treffen wie „entsprechende Zäune“ oder die Haltung von „Hütehunden“. Zum Beispiel reißt in Afrika ein Löwe eine Antilope, weil er überleben will und Hunger hat. Nichts anderes macht der Wolf. Wir Menschen töten Tausende unserer Art in Kriegen, darüber redet keiner. Nur, der Wolf ist der Bösewicht ... Das ist falsch!
Karl Gluth aus Alsdorf beschäftigt sich mit dem Text „Wir erodieren gerade unsere Lebensgrundlage“ über das Aussterben vieler Pflanzen- und Tierarten:
Die UN macht seit Jahren Konferenzen zur Artenvielfalt, die letzte betraf den Zeitraum von 2010 bis 2020 in Nagoya, Japan. Hat sich in diesem Zeitraum etwas positiv geändert? Nein, alles ist noch schlimmer geworden. So haben Wissenschaftler innerhalb von 27 Jahren einen Rückgang der Fluginsekten um 75 Prozent festgestellt. Beim Insektenvernichten machen die Kommunen weiter. Durch rotierende Mähwalzen werden alle Insekten geschreddert, und wir bezahlen noch diesen Unsinn. Als es noch Mähbalken gab, hatten die Insekten noch eine Chance. Die Weltbevölkerung betrug 2020 7,8 Milliarden Menschen, 2050 werden es 9,1 Milliarden sein. Und alle schauen zu, bis Millionen an Hunger sterben. Da fällt mir ein Wandspruch ein, den ich bei einem Schuster in Aachen sah: Das Chaos sprach zu mir, lächle und sei froh, es hätte schlimmer kommen können, und ich lächelte und war froh, und es kam schlimmer.
Friedel W. Paul aus Düren schreibt zur Meldung „Land NRW pflanzt 4500 Bäume“:
Da sollen mit der Anpflanzung von 4500 Bäumen „Dienstreisen teilweise kompensiert werden“. Da lachen ja die Hühner! Die 4500 Bäume reichen gerade einmal für einen halben Hektar. Derweil gammeln Zigtausende Hektar zerstörter Wald in NRW dahin und erzeugen CO2, statt als CO2-Senke zu dienen. Solange diese Flächen nicht wieder aufgeforstet sind, ist das Projekt der Landesregierung reine Heuchelei – oder ist es auch Nichtwissen? Zur „Kompensation“ ist es untauglich.