Region: „Ladies in Black“: Eine Saison wie im Rausch

Region : „Ladies in Black“: Eine Saison wie im Rausch

Am Ende der Party folgte nur ein ganz kurzer Kater, was angesichts des Saisonverlaufs verwundern darf: „Das war alles wie im Rausch. Wir sind einfach immer weitergeschwommen auf der Welle des Erfolgs“, stellt Reinhard Strauch, Sportdirektor der „Ladies in Black“ Aachen, ein halbes Jahr später selbst noch leicht verwundert fest, wie sehr seine Mannschaft in der Spielzeit 2013/14 die Volleyball-Bundesliga aufgemischt hat.

Vierter nach der Hauptrunde, Serienmeister Schweriner SC im Play-off-Viertelfinale eliminiert, im Halbfinale den späteren Deutschen Meister Dresdner SC in eine alles entscheidende dritte Partie gezwungen — letztendlich fehlten nur sechs Punkte, um auch den Finaleinzug zu schaffen. Der Lohn war die Auszeichnung mit der Bronzemedaille im Kampf um die Deutsche Meisterschaft.

„Aachen ist keine große Stadt, aber sehr wichtig geworden auf der deutschen Volleyball-Landkarte. Das haben wir uns erarbeitet, und das wollen wir auch jetzt bestätigen“, freut sich Trainer Marek Rojko, dass sich die Begeisterung, die die „Ladies“ unter den Fans in der eigenen Halle, dem „Hexenkessel“, entfacht haben, auch bei der Abstimmung zur Sportlerwahl niedergeschlagen hat.

Und der 37-Jährige ist Profi genug, um an die Freude auch eine versteckte Forderung zu heften: „Uns sind sehr viele Sympathien entgegen geschlagen. Wir waren sehr erfolgreich und haben gezeigt, dass Volleyball in der Stadt Erfolg hat, dass er wichtig für die Aachener und die Fans ist. Ich hoffe, dass auch die Politiker im Hinterkopf haben, dass wir eine neue Halle brauchen.“

Indizien dafür, dass sich die „Ladies“, — in der Vorsaison sportlich eigentlich schon abgestiegen — und ihre Fans bei ihrer rasanten Tour durch die Republik von Vilsbiburg bis Hamburg viele Sympathien und großen Respekt erarbeitet haben, gibt es zuhauf. Der sympathische Anhang hat quer durch die Republik viele Freundschaften geknüpft. Denn anders als in anderen Ballsportarten feiert man anschließend gut und gerne gemeinsam, spendet dem Unterlegenen Trost.

Und der Respekt? Der Serienmeister Dresdner SC, im Frauen-Volleyball so etwas wie der FC Bayern München bei den Fußballern, hat in der vergangenen Woche den Ticket-Vorverkauf für die „beiden Topspiele gegen die ‚Ladies in Black‘ und den Schweriner SC“ eröffnet. Sicher mehr als nur leeres Geschwätz.

Doch auch solch ein überwältigender — und vielleicht zu schneller — Erfolg hat seinen Preis und drückt wie ein Schatten auf den aktuellen Kader. „Wir haben keinen Druck vom Trainer oder vom Vereinsvorstand bekommen“, erklärt Kapitänin Karolina Bednarova. Sie war schon dabei, als die „Ladies“ im Januar 2012 ebenfalls zum besten Team gekürt worden waren. „So sind Sportler. Alle Spielerinnen zerreißen sich und wollen es noch besser machen als die Vorjahres-Mannschaft“, meint die 28-Jährige, die in ihrer Zeit in Aachen zum Aushängeschild der „Ladies“ geworden ist.

An der Kapitänin lässt sich auch einer der begeisternden Auftritte der Hauptrunde festmachen: Die Aachenerinnen lagen in Wiesbaden im Tiebreak mit 10:14 zurück. Der damalige Tabellenführer benötigte nur noch einen Punkt zum Sieg. Bednarova legte eine unglaubliche Aufschlagserie hin. Das Team beendete mit 18:16 den Nervenkrimi als Sieger.

Lohn für harte Arbeit

Das aktuelle Team hatte einen weniger glücklichen Start in die Saison. Es musste sich nach fünf, teils sehr knapp im Tiebreak verlorenen Partien wieder aus den unteren Tabellenregionen herauskämpfen, den Reset-Knopf finden. Dafür liefen die Auftritte im Pokal umso erfolgreicher. „Das ist die gleiche Situation, in der Borussia Dortmund steckt“, zieht der Sportdirektor der „Ladies“ die Parallele zum Fußball. „Auf der einen Seite spielst du in der Champions League, auf der anderen Seite kämpfst du um den Klassenerhalt“, meint Reinhard Strauch. Er hat als sportliches Ziel das Erreichen der Play-off-Plätze ausgegeben. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Und da Volleyball zu den trainingsintensivsten Ballsportarten gehört, gesellen sich zu den insgesamt acht Liga-Begegnungen im Januar nicht nur endlose Stunden im Mannschaftsbus auf der Autobahn, sondern auch noch die Arbeit in der Trainingshalle. Automatisieren, wiederholen, an Feinheiten feilen. Umso schöner, wenn der große Aufwand durch den Jubel der Fans und die Anerkennung der Leser belohnt wird.