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Aachen: Zeugnisse allerhöchster Meisterschaft

Aachen : Zeugnisse allerhöchster Meisterschaft

Mit dem Jacques Thibaud Trio spielte am Wochenende eine junge Streichtrioformation in der Kammermusikreihe Quintessence in Aachen, die als einziges hauptberufliches Streichtrio in Deutschland gilt.

Das zeigt exemplarisch die Wertschätzung auf, die die Gattung in der allgemeinen Öffentlichkeit genießt, vergleicht man dies mit den unzähligen Streichquartettformationen.

Die Reduktion des harmonischen Satzes auf drei Stimmen verlangt noch stärker als beim Quartett eine Konzentration auf das Wesentliche, lässt noch weniger Klangopulenz zu.

Dass in dem Genre dennoch Meisterwerke von allererster Qualität geschaffen wurden, beweist etwa Wolfgang Amadeus Mozarts Divertimento Es-Dur KV 563, das im zweiten Teil der Veranstaltung erklang, die wegen der Sanierungsmaßnahmen im Rathaus zum zweiten und letzten Male im Ballsaal des Alten Kurhauses stattfinden musste.

Die drei jungen Musiker Burkhard Maiß (Violine), Philip Douvier (Viola) und Stefan Faludi (Violoncello) eröffneten den Abend mit Ludwig van Beethovens letztem Trio op. 9 Nr. 3 c-Moll und unterstrichen in ihrer Wiedergabe den durchgängig leidenschaftlich-dramatischen Charakter des Werkes.

Mehr noch als beim Streichquartett ist hier die Gleichwertigkeit der drei Partner Grundvoraussetzung für die Qualität des Ensembles; und die ist beim Jacques Thibaud Trio in hohem Maße gegeben.

Die tonlichen Qualitäten, die Intensität des Musizierens, das kammermusikalische Miteinander sorgten für ein ausgeglichenes, genau ausgehörtes Klangbild, das den vier Sätzen sorgfältig phrasierte Konturen verlieh.

Arnold Schönbergs existenziell-problematisches Streichtrio hatte man im letzten Augenblick ausgetauscht gegen das luftig-leichte Trio von Jean Francaix, dessen neoklassizistischer Geist, seine federnde Motorik und seine feine Ironie in bestechender Weise zum Ausdruck gebracht wurden.

Höhepunkt des Abends war dennoch Mozarts wundervolles Trio Es-Dur, das durch die drei jungen Musiker eine bis ins letzte Detail durchgeformte, tieflotende Wiedergabe erfuhr.

Mit welch klanglicher Delikatesse beispielsweise die für Mozart ungewöhnlich ausgedehnte, kontrapunktisch dichte Durchführung des ersten Satzes dargestellt wurde, das zeugte von allerhöchster Meisterschaft.

Die Balance zwischen serenadenhafter Unbeschwertheit der beiden Menuette und der Komplexität der übrigen vier Sätze wurde in vorbildlicher Weise gewahrt.

Trotz des begeisterten Beifalls des Publikums wollten die drei Musiker Mozarts frühlingshaftem letztem Satz nichts mehr hinzufügen. Und das war gut so.